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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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sein Pferd schwang und davonritt.
Philippe war gekommen. Er hatte rings um ihren bitteren Kummer ein lebendiges Glück geschaffen. Er war der letzte, von dem sie Trost erwartet hätte. Aber das Leben war reich an Überraschungen. Und staunend dachte sie darüber nach, dass dieser unlenksame Krieger, der ganze Städte mit Feuer und Schwert verheert hatte, vier Tage lang durch Regen und Wind geritten war, weil er in seinem Herzen das Echo ihrer Schluchzer vernommen hatte.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

    Während der Abwesenheit des Königs und des Hofs war Versailles mehr denn je den Baumeistern, Handwerkern und Künstlern ausgeliefert. Nachdem Angélique sich zwischen Gerüsten und Schuttbergen hindurchgewunden hatte, entdeckte sie schließlich ihren Bruder Gontran, der damit beschäftigt war, ein nach dem südlichen Parterre gehendes kleines Kabinett auszumalen. Hier wurde – ohne genaue Zweckbestimmung – eine Zimmerflucht ausgestaltet, für deren erlesene Behaglichkeit man Marmor, Gold und alles, was es an Kostbarem gab, in überreichlichem Maße aufgewandt hatte.
Angélique warf einen zerstreuten Blick auf all die Wunderwerke, die Stukkaturen aus dreierlei Gold, die verschlungene Schilfrohre und Gräser darstellten, zwischen die der Maler entzückende, blau und rosa getönte Miniaturen einfügte. Sie fragte ihren Bruder, ob er nächstens einmal zu ihr kommen könne, um Florimond und Charles-Henri zu porträtieren. Sie besaß kein Bild von Cantor, und das schmerzliche Bedauern, das sie darüber empfand, weckte den Wunsch in ihr, die Züge derer, die noch am Leben waren, auf der Leinwand verewigt zu sehen. Warum nur hatte sie nicht früher daran gedacht? Gontran meinte verdrossen, das sei nicht so einfach.
»Ich werde dich gut bezahlen.«
»Das ist es nicht, meine Liebe! Gelegentlich will ich dir gern ein Porträt umsonst malen. Aber ich komme hier ja nicht weg. Seitdem ich in Versailles arbeite, sehe ich meine Frau und meine Kinder nur einmal die Woche, am Sonntag. Hier fangen wir im Morgengrauen an. Wir haben eine halbe Stunde für die Mahlzeiten Zeit, und die Poliere passen auf, dass wir für das Verrichten unserer Notdurft nicht länger als fünf Minuten brauchen. Na, die haben nichts zu lachen, die Poliere, bei all den Burschen aus dem Moorland, die an Dysenterie leiden!«
»Ja, aber... wo schlaft Ihr? Wo esst Ihr?«
»Dort drüben sind Schlafräume«, sagte Gontran und deutete lässig mit dem Pinsel nach dem Fenster, »und Kantinen, die von der Innung eingerichtet wurden. Wenn man mal einen Tag während der Woche oder auch nur ein paar Stunden freihaben möchte – das kommt gar nicht in Frage!«
»Das ist ja unmöglich! Du bist mein Bruder, und es wird mir nicht schwerfallen, gewisse Erleichterungen für dich zu erwirken... vorausgesetzt, dass du einwilligst, eine Vergünstigung zu genießen, du Dickkopf!«
Der Maler zuckte die Schultern.
»Mach, was du willst. Die Grillen der großen Damen sind heilig. Ich werde tun, was man mir sagt. Ich verlange nur, dass man mein Weggehen nicht zum Vorwand benützt, um mir meine Arbeit wegzunehmen und mich auf die Straße zu setzen.«
»Du wirst nie auf der Straße sitzen, dafür werde ich sorgen!«
»Ich habe dir bereits gesagt, dass ich weder von Almosen noch von Beziehungen leben will.«
»Was willst du denn eigentlich, du ewig Unzufriedener?«
»Ich will mein Recht, nichts weiter.«
»Schön…« Angéliques Blick folgte entzückt den zarten Linien der Miniaturen. »Lass uns nicht von neuem streiten. Kann ich auf dich rechnen?«
»Ja…«
»Gontran, ich würde mir gern die Decke anschauen, an der du kürzlich gearbeitet hast. Sie schien mir wundervoll.«
»Ich habe den Gott des Krieges gemalt. Und im Nu war der König da.«
Er legte seine Palette weg und führte Angélique durch die Galerie zum Ecksalon, der gerade fertig geworden war. Er sah sich argwöhnisch um.
»Hoffentlich bekomme ich keinen Rüffel, weil ich mich auf ein paar Augenblicke entfernt habe. Deine Gegenwart wird mich ja wohl vor Strafe schützen.«
»Gontran, du übertreibst. Du fühlst dich überall verfolgt.«
»Ich habe gelernt, mich vor Schicksalsschlägen zu fürchten.«
»Du solltest lieber lernen, ihnen aus dem Weg zu gehen.«
»Das ist nicht leicht.«
»Mir ist es gelungen«, sagte Angélique stolz. »Ich habe ganz unten angefangen, und ohne mich brüsten zu wollen, kann ich wohl sagen, dass ich ganz oben angelangt bin.«
»Weil du allein und nur für dich selbst gekämpft hast. Ich, ich bin

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