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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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deutlich die Worte »Schlampe!« und »Dirne!« vernahm.
Selbst die Dienerschaft gab sich krampfhafte Mühe, sich in der Öffentlichkeit das Schmunzeln zu verbeißen. Madame de Montespan ließ sich jedoch nichts anmerken. Sie trug den Kopf hoch, und um den Klatschereien die Spitze zu nehmen, tat sie, als amüsiere sie sich über die Geschichte. Doch als sie mit Angélique allein war, brach sie in Tränen aus, während sie sich danach erkundigte, was aus ihrem Gatten geworden sei.
Angélique berichtete ihr, Mademoiselle de Montpensier sei es gelungen, ihn zu besänftigen, und für den Augenblick habe er versprochen, sich ruhig zu verhalten.
Athénaïs trocknete ihre Zornestränen.
»Ach, wenn Ihr wüsstet! Ich kann es einfach nicht mit ansehen, wie er und mein Papagei das Lumpengesindel amüsieren... Ich habe dem König geschrieben. Ich hoffe, diesmal wird er durchgreifen.«
Angélique machte eine zweifelnde Gebärde. Sie hielt es nicht für angebracht, ihr mitzuteilen, dass sie selbst von Seiner Majestät aufgefordert worden sei, sich der Armee anzuschließen.

Siebenundzwanzigstes Kapitel

    Die Kutsche erreichte Tabaux in den Abendstunden. Da es zu dunkeln begann, ließ Angélique sich zur Herberge fahren. Sie hätte sich ins Feldlager begeben können, dessen Lichter weithin in der Ebene nacheinander aufblitzten. Aber sie war übermüdet nach zwei Reisetagen auf bodenlosen Straßen. Florimond schlummerte, das Kinn auf den zerknitterten Spitzeneinsatz gesenkt, das Haar zerzaust. Er war nicht präsentabel. Die Demoisellen de Gilandon schliefen mit hintenüber geneigten Köpfen und offenen Mündern. Malbrant Schwertstreich schnarchte, dass sich die Balken bogen. Einzig der Abbé de Lesdiguières bewahrte trotz des Staubs, der auf seinen Wangen lag, eine distinguierte Haltung. Während des Tages hatte drückende Hitze geherrscht, und alle waren überaus schmutzig.
Die Herberge erwies sich als überfüllt, denn die Nähe der königlichen Armee brachte Leben in den kleinen Marktflecken. Doch für die vornehme Dame, die da in ihrer sechsspännigen Kutsche und mit all ihren Leuten vorfuhr, tat der Gastwirt sein möglichstes. Es fanden sich zwei Zimmer und eine Dachkammer, mit der der Waffenmeister vorlieb nahm. Florimond zog mit dem Abbé zusammen, und das Bett des andern Zimmers war breit genug, um Angélique und ihre beiden Begleiterinnen aufzunehmen. Nach gründlicher Reinigung und einem kräftigen Abendbrot nach lothringischer Art mit Speckeierkuchen, Kalbswürstchen, in Butter gedämpftem Rosenkohl und Pflaumenkompott begab sich jedermann frühzeitig zur Ruhe, um morgen für den König und das Hofleben bei der Armee gewappnet zu sein.
Hinter dem Bettvorhang einträglich nebeneinanderliegend, hatten die Demoisellen de Gilandon schon seit geraumer Zeit ihren Schlaf fortgesetzt, und Angélique war eben im Begriff, im Frisiermantel ihr Haar zu bürsten, als jemand leise anklopfte.
Nachdem sie »Herein!« gerufen hatte, erschien zu ihrer Überraschung das Schelmengesicht Péguillin de Lauzuns in der Türspalte.
»Da bin ich, Schönste!« Er trat auf Zehenspitzen ein.
»Der Teufel soll mich holen, wenn ich darauf gefasst war, Euch zu sehen«, sagte Angélique ärgerlich. »Woher kommt Ihr?«
»Von der Armee, woher denn sonst? Kaum war die Nachricht von Eurer Ankunft über die Bäcker des Dorfs bis zu mir gedrungen, da schwang ich mich auch schon auf mein stolzes Schlachtross…«
»Péguillin, Ihr werdet mir doch nicht wieder Unannehmlichkeiten verursachen?«
»Unannehmlichkeiten, ich? Was nennt Ihr Unannehmlichkeiten, Undankbare? Übrigens, seid Ihr hier allein?«
»Nein«, sagte Angélique und wies mit dem Kinn auf die unschuldigen Köpfe der Demoisellen de Gilandon in ihren Schlafhauben. »Und außerdem – wäre ich’s, würde das nichts ändern.«
»Lasst Eure bissigen Bemerkungen. Meine Absichten sind rein, wenigstens was mich selbst betrifft.«
Er warf einen Märtyrerblick zur Decke hinauf.
»Ich komme nicht in eigener Sache – leider!… Nun, reden wir nicht lange. Ihr müsst Eure Jungfrauen hinausbefördern.«
Er flüsterte ihr ins Ohr: »Der König ist da und möchte Euch sprechen.«
»Der König?«
»Auf dem Flur.«
»Péguillin, Eure Scherze überschreiten das erlaubte Maß. Ich fange an, böse zu werden.«
»Ich schwöre Euch, dass…«
»Ihr wollt behaupten, der König…«
»Pst! Nicht so laut! Seine Majestät möchte Euch im Vertrauen sprechen. Ihr begreift doch, dass sie sich nicht der Gefahr aussetzen

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