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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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verschaffen.«
Lastende Stille trat ein.
»Es wird viel zuviel von Hexen geredet«, fuhr La Reynie fort. »Bisher habe ich in diesen Wahrsagerinnen und Zauberern nur Possenreißer gesehen, die den Müßiggängern für Handdeutung und was dergleichen Firlefanz mehr ist das Geld aus der Tasche ziehen. Aber ich beginne zu vermuten, dass man den einen wie den andern einen anderen Namen geben muss…« Murmelnd fügte er hinzu: »…dass sie Mörder sind! Kaltblütige, nichtswürdige Mörder!«
Angélique spürte, dass ihr der kalte Schweiß auf der Stirn perlte. Mit zitternder Hand fuhr sie sich übers Gesicht, und in dem um Hilfe flehenden Blick, den sie auf die beiden Männer warf, sahen sie den Widerschein einer bösen Vision.
»Sprecht, Madame«, sagte La Reynie behutsam.
»Nein, ich werde nichts sagen.«
»Es gibt also etwas zu sagen.«
Sie schwieg, und Desgray füllte ihr Glas.
»Schön«, sagte La Reynie trocken. »Ihr wollt nicht reden. Nun, so werden eben andere reden. Eines Tages werden wir den Schleier lüften…«
Mit einem schrillen, ernüchterten Lachen warf Angélique den Kopf zurück.
»Niemals, Monsieur de La Reynie! Niemals!«
Jahre später sollte Monsieur de La Reynie das Kabinett des Königs betreten und die Akte aufschlagen, die als »Gift-Akte« in die Geschichte eingehen würde. Alle großen Namen Frankreichs würden in ihr eine Rolle spielen, die Stufen des Throns mit höllischem Sud bespritzend. Mit unbarmherziger Hand würde der Polizeibeamte den blutgierigen Seelen und verworfenen Herzen der vornehmen Gesellschaft den goldenen Panzer herunterreißen. Doch vor einem Namen würde er zurückschrecken müssen, vor jenem Namen, den auch Angélique jetzt verschwieg.
Vielleicht würde ihm in jener Sekunde diese verstörte Frau mit dem harten, ernüchterten Lachen erscheinen, die ihm höhnisch zurief:
»Niemals!«
Schwankend erhob sie sich. Der Likör war stark, aber Desgray hatte sich getäuscht, wenn er sich einbildete, auf diese Weise ihre Zunge lösen zu können. Das Getränk machte sie schweigsam und eigensinnig. Sie lehnte sich an den Tisch. Ihre Zunge wollte ihr nicht gehorchen.
»Macchiavell hat gesagt, Ihr Herren... ja, Macchiavell hat gesagt: ›Wären die Menschen gut, so könntest du selber gut sein und die Gebote der Justitia befolgen, aber da sie schlecht sind, musst du oft gleichfalls schlecht sein…‹«
Die Polizeibeamten wechselten einen Blick.
»Lassen wir sie«, murmelte Monsieur de La Reynie. Er verbeugte sich vor Angélique, die keine Notiz davon nahm. Schwankend ging sie zur Tür. Desgray folgte ihr und geleitete sie zum Vorplatz.
»Gebt acht auf der Treppe, damit Ihr die Stufen nicht verfehlt.«
Sie hielt sich am Geländer fest und wandte sich zu ihm um.
»Euer Verhalten ist empörend, Monsieur Desgray. Ich bin zu Euch wie zu einem Freund gekommen. Ihr aber habt ein beleidigendes Verhör mit mir angestellt, als hieltet Ihr mich für schuldig. Wessen?«
»Euch ausgerechnet mit denen solidarisch zu erklären, die Euren Tod wollen. Man besticht eine Zofe, Gift in die Tasse einer Rivalin zu schütten, einen Lakaien, an der Straßenecke dem Widersacher aufzulauern, der einem lästig geworden ist…«
»Haltet Ihr mich einer solchen Tat für fähig?«
»Wenn Ihr’s nicht seid, so sind’s die Euren, wie jener liebenswerte Fabeldichter La Fontaine sagen würde, den Ihr protegiert.«
»Und Ihr meint, weil ich zwischen Ihnen lebe, werde ich wie sie?«
Sie verbesserte sich sogleich in Gedanken: »…bin ich schon wie sie geworden?«
Gegen Desgrays anklagenden Blick gab es keine Abwehr. Sie sah sich plötzlich so, wie er sie sah, in ihrem Kleid und ihrem Putz, die allein schon so viel kosteten, wie eine Handwerkerfamilie in einem Jahr verbrauchte. Sie war die gar schöne Marquise du Plessis, doch schon von den ersten winzigen Spuren des Welkens gezeichnet, verursacht durch die durchwachten Nächte und die anstrengenden Feste, mit den brennenden Lidern einer Frau, die zuviel trinkt, der Schminke und dem Puder, die man aus Gewohnheit täglich ein bisschen stärker aufträgt, bis man nur noch eine Komödiantinnenmaske hat, dem Dünkel, der zur Natur, der Stimme, die lauter und härter wird…
Mühsam sich beherrschend, stieg sie die Treppe hinunter. Wie gern hätte sie gerufen: »Desgray, mein Freund Desgray, zu Hilfe! Zu Hilfe, meine Vergangenheit! Zu Hilfe, meine verlassene Seele... Erbarmt sich denn niemand meiner, die ich alles besitze! So kann ich doch nicht fortgehen, mit der Last

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