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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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ein. Angélique war dem Generalleutnant der Polizei schon früher begegnet und schätzte ihn seines ruhigen, besonnenen Wesens wegen. Obwohl er die Vierzig noch nicht erreicht hatte, stand er beim König schon in hohem Ansehen. Sein Blick verriet eine klare, ausgeprägte und besonnene Intelligenz, und sein Mund, den ein schmaler Schnurrbart beschattete, zeugte von Güte. Doch Angélique hatte aus ihren düsteren Erfahrungen gelernt, der Güte der Polizisten zu misstrauen. Sie hielt Monsieur de La Reynie für einen gefährlicheren Gegner als Desgray.
Er küsste ihr die Hand und führte sie zuvorkommend zu dem Sessel zurück, von dem sie eben aufgestanden war. Er selbst setzte sich auf den Platz Desgrays, der, beide Hände auf den Tisch gestützt, stehen blieb und den Blick nicht von der jungen Frau wandte.
»Madame«, begann de La Reynie, »ich bin tief bestürzt bei dem Gedanken an das Attentat, dessen Opfer Ihr beinahe geworden wärt. Wir werden alles daransetzen, Euch zu schützen. Wenn nötig, werde ich mich an den König wenden, um mir die nötigen Vollmachten erteilen zu lassen.«
»Wozu? Belästigt um Gottes willen den König nicht mit dieser Geschichte!«
»Euer Leben steht auf dem Spiel, Madame. Der König würde es mir sehr verübeln, wenn es mir nicht gelange, Eure Feinde zu entlarven. Erzählt mir, wie die Dinge sich zugetragen haben.«
Widerwillig ließ Angélique von neuem die Erklärung hören, die sie bereits Desgray gegeben hatte.
De La Reynie hörte schweigend zu. Dann fragte er knapp:
»Der Name jener Person, die Euch in Kenntnis gesetzt hat?«
»Es ist mir nicht möglich, ihn zu nennen.«
»Es ist unumgänglich, dass wir sie vernehmen.«
Desgray lächelte.
»Madame du Plessis-Bellière kann sie nicht nennen«, bemerkte er in sanft-ironischem Ton, »weil diese Person nicht existiert. Madame du Plessis vermutet eine Gefahr, weil sie selbst bestimmte Dinge gesehen oder gehört hat, über die sie sich nicht äußern will.«
»Was hat es für einen Sinn, zu schweigen, Madame?« sagte La Reynie höflich. Ihr könnt Euch auf unsere Verschwiegenheit verlassen.«
»Ich weiß nichts, Herr Generalleutnant, und jene Person, die mich gewarnt hat – ich bin nicht einmal sicher, ob ich sie wiederfinden würde. Ich weiß nicht, wo sie wohnt…«
»Die Frau Marquise lügt«, sagte Desgray. »Sie hat eine trockene Zunge.«
Er holte ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Karaffe. Mechanisch nahm Angélique das Glas mit Alkohol entgegen, denn sie wusste, dass sie es brauchte, um ihre Kaltblütigkeit zurückzugewinnen. Sie trank ohne Hast und überlegte dabei.
Die Polizeibeamten warteten geduldig.
»Ich möchte Euch meinerseits die Frage stellen, Herr Generalleutnant, was für ein Interesse ich daran haben könnte, zu schweigen, wenn ich mehr über das wüsste, was man gegen mich im Schilde führt?«
»Nun, zu verhindern, dass gewisse Schändlichkeiten an den Tag kommen, in die Ihr verstrickt seid und die auf Eurem Gewissen lasten«, meinte Desgray hart.
»Herr Generalleutnant, Euer Untergebener überschreitet seine Befugnisse. Ich bin entrüstet über den Empfang, der mir hier zuteil wird. Ich möchte doch meinen, dass Euch bekannt ist, welche Stellung ich bei Hof einnehme.«
La Reynie beobachtete sie stumm, und sein offener Blick zeugte von tiefer Kenntnis der menschlichen Seele. Auch er glaubte ihr nicht.
»Was wisst Ihr?« wiederholte er sanft.
»Es ist Eure Sache, zu wissen!« rief sie zornig. Nervös drehte sie das kleine Likörglas zwischen ihren Händen und trank es dann in einem Zug leer. Desgray füllte es sofort von neuem. Trotz ihrer Erregung wagte sie noch nicht aufzustehen.
»Dass Ihr diesen groben Menschen deckt, verblüfft mich, Monsieur de La Reynie. Ich werde mich beim König beklagen.«
Der Polizeibeamte stieß einen Seufzer aus.
»Der König hat mich mit einer recht schwierigen Aufgabe betraut, die ich nach bestem Vermögen erfüllen muss. Nicht nur in seiner Stadt, auch in seinem Reich soll Ordnung herrschen, soll das Verbrechen auch dort verfolgt werden, wo es sich in unzugänglichen Bereichen verschanzt. Nun, ein Verbrechen liegt vor – oder jedenfalls eine verbrecherische Absicht. Ich habe den grausigen Beweis gesehen. Ich bin selbst in Bicêtre gewesen. Ihr solltet uns helfen, Madame, wie wir bereit sind, Euch zu helfen. Ich wiederhole: Euer Leben steht auf dem Spiel.«
»Und wenn ich Euch sage, dass mich das wenig kümmert?«
»Das steht Euch nicht zu... noch weniger, Euch selbst Recht zu

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