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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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scheint mir durchaus unbedenklich zu sein.«
»Ich sage Euch doch, dass sich in ihm eine Schlinge verbirgt.«
»Geschwätz! Eure Freundin leidet an zu üppig blühender Phantasie. Wenn Ihr selbst etwas gesehen oder gehört hättet, wäre es etwas anderes.«
»Aber ich…«
Sie beherrschte sich rechtzeitig. Sie wollte sich nicht dazu hinreißen lassen, Namen zu nennen, die Mätresse des Königs hineinzuziehen. Aber es war zu spät, sie hatte Desgrays Argwohn geweckt. Mit Überwindung sagte sie:
»Nun ja, vielleicht habt Ihr nicht so unrecht. Meine Befürchtungen haben keinen bestimmten Anlass. Es war töricht von mir.«
»Nicht doch! Wir pflegen jedem Gerücht nachzugehen. Die Hexen besitzen wunderliche Geheimnisse. Es ist eine üble Sippschaft, von der wir Paris befreien möchten. Ich werde diesen reizenden Gegenstand untersuchen lassen.«
Mit der Behendigkeit eines Zauberers packte er das Hemd wieder ein und ließ es verschwinden. Ein unergründliches Lächeln spielte um seine Lippen.
»Ihr hattet kürzlich Unannehmlichkeiten mit dem Orden vom Heiligen Sakrament. Die Frömmler entrüsteten sich über Euren lockeren Lebenswandel. Da sie aber mit solchen Waffen nicht kämpfen, sind sie offenbar nicht Eure einzigen Feinde.«
»Es scheint so.«
»Ihr habt Euch also zwischen Gott und dem Teufel einklemmen lassen?«
»Ihr trefft den Nagel auf den Kopf.«
»Das überrascht mich keineswegs. Ihr habt es immer so gehalten.«
Angélique fühlte Ärger in sich aufsteigen. Sie war es nicht mehr gewohnt, von gesellschaftlich unter ihr stehenden Leuten so vertraulich behandelt zu werden. Gereizt erwiderte sie: »Das ist meine Sache. Ich habe lediglich den Wunsch zu erfahren, ob mir Gefahr droht und welcher Art sie ist.«
»Die Wünsche der Frau Marquise sollen erfüllt werden«, versicherte Desgray mit einer tiefen Verbeugung.
Vierzehn Tage später schickte er ihr eine Botschaft nach Versailles. Angélique hatte Mühe, sich freizumachen. Sobald sie konnte, fand sie sich bei ihm ein.
»Nun?« sagte sie gespannt. »Handelt es sich um einen Scherz?«
»Wenn es ein Scherz sein sollte, dann war es ein schlechter.«
Der Polizeibeamte nahm einen Bericht vom Tisch und las ihn vor:
»… ›Das Hemd wurde ausprobiert. Es ergab sich, dass es mit einer unsichtbaren und unbekannten Substanz getränkt war, die mit den intimsten Körperteilen in Berührung kommen sollte. Sie löste dort eine vermutlich venerische Krankheit aus, die das Blut infizierte, auf der ganzen Haut eitrige Wunden erzeugte, dann ins Gehirn drang und Delirium, Bewusstlosigkeit, schließlich den Tod zur Folge hatte. Diese Symptome entwickeln sich ungemein rasch, und der Tod tritt innerhalb eines Zeitraums ein, der nicht größer als zehn Tage ist.‹ Unterzeichnet von einem der vereidigten Ärzte des Hospitals von Bicêtre.«
Die junge Frau starrte ihn entsetzt an.
»Wollt Ihr damit sagen«, stammelte sie, »dass Ihr einen lebendigen Menschen dieses Hemd habt tragen lassen?«
Desgray machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Es gibt Geisteskranke in Bicêtre, die nicht mehr viel zu verlieren haben. Stoßt Euch nicht daran. Wichtig ist nur, dass das Ende einer dieser Unglücklichen die Gefährlichkeit Eurer Feinde beweist. Ihr solltet binnen kurzer Frist nach einem grauenhaften und schmählichen Todeskampf sterben.«
Schweigend belauerte er den Eindruck, den seine Worte auf sie machten. Als sie taumelnd aufstand, erhob er sich gleichfalls, ohne sie aus den Augen zu lassen, und verstellte ihr den Weg zur Tür.
»Wer ist Eure Feindin?« fragte er barsch. »Und wer ist die von ihr bezahlte Hexe?«
»Ich... ich weiß es nicht.«
»Ihr irrt Euch.«
Der metallische, schneidende Ton des Polizeibeamten empörte sie. Schließlich war sie das Opfer und nicht die Schuldige.
»Monsieur Desgray, Eure Gefälligkeit ist mir sehr nützlich gewesen. Natürlich werde ich die Kosten ersetzen, die Eure Nachforschungen verursacht haben.«
Desgrays Miene entspannte sich zu einem kaustischen Lächeln, das sich nicht auf seine Augen ausdehnte.
»Ich weiß noch nicht, wieviel das macht, ein Menschenleben und eine Woche Todeskampf. Ich werde es ausrechnen lassen. Vorläufig, Madame, schuldet Ihr der Polizei einen Achtungsbeweis. Monsieur de La Reynie hat mich beauftragt, Euch zu sagen, dass er Euch dringend zu sprechen wünscht.«
»Ich werde mich bei Gelegenheit mit ihm unterhalten.«
»Die Gelegenheit ist gegeben«, sagte Desgray. Er ging zu einer Tür und öffnete sie. Monsieur de La Reynie trat

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