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Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Titel: Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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entfuhr es ihr leise fluchend. Ihr Blick irrte umher und fand den Zettel sowie den Schlüssel auf dem Beifahrersitz. Sie ergriff die Nachricht. Nun hellwach kramte sie in ihrer Jacke nach ihrem Smartphone und wählte eine Nummer aus dem Telefonspeicher.
    »Hallo Süße.«
    »Hallo Henry.«
    Ihre Stimme war belegt, als wenn der Mundraum betäubt oder darin zu wenig Speichel vorhanden wäre. Sie räusperte sich noch mal. »Henry, wir brauchen deine Hilfe, es ist kompliziert. Ich erzähle dir gleich alles in Ruhe. Ich bin mit meinem Auto in der Nähe und sammle dich zu Hause ein. In zehn Minuten stehe ich vor deiner Tür, O. K.?«
    »Nein! Ich bin nicht in St. Georg, hole mich bei meinem Lieblingsitaliener ab. Du weißt ja wo. Hupe mehrmals, dann komme ich heraus.
    Bis gleich.«
    Susanne konnte sich ein liebesvolles Lächeln nicht verkneifen. Henry, wie er leibt und lebt. Einfach gestrickt, nicht eitel und konsumgebürstet, aber bei einem der beliebtesten Italiener der Stadt speisend. Essen war nun mal seine große Leidenschaft und zugleich auch Schwäche. Das „Spacio“ befand sich in der Nähe der Landungsbrücken in einem Hotel, das war auch nicht weiter weg. Kurz darauf hielt sie davor und hupte zweimal. Wenig später stolzierte der kleine Dicke, wie Peter ihn immer nannte, aus dem Eingang und lächelte über beide Wangen.
    „Was für eine Frohnatur“, dachte Susanne nur.
    Als Henry zu ihr in den Golf stieg, wackelte der Wagen. Sie beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Wange.
    Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Susanne hielt die Nachricht des Fremden krampfhaft zwischen ihren Fingern und hielt sie demonstrativ hoch.
    »Peter wurde entführt, ich denke, er befindet sich in diesem Mercedes am Flughafen .«
    Henry kniff seine Augen zusammen und las leise, er behielt seine ruhige Haltung bei:
    »Süße, beruhige dich, egal was auch geschehen ist, wir müssen besonnen handeln. Fahre zum Flughafen, in der Zeit schaffst du es locker, mir das Wichtigste zu erzählen.«
    Dabei streichelte Henry ihre Hand, sie beruhigte sich und berichtete über die letzten, ereignisreichen Stunden. Als sie auf der Autobahn waren, trat sie das Gaspedal durch. Bis zur Abfahrt Schnellsen-Nord hatte Susanne so ziemlich alles Geschehene wiedergegeben. Henry Melcher hatte in seiner langjährigen Tätigkeit als Anwalt, meist die Unterschicht von Hamburg vertretend, so einiges erlebt. Er dachte, es könnte ihn nichts mehr erschrecken oder überraschen. Aber Gehörtes ließ ihn doch leicht erschauern. Ihre Angst um Peter übertrug sich mit jedem Kilometer, den sie Fuhlsbüttel näher kamen. Dennoch erhoffte Henry das Beste, warum hätte der Typ Susanne denn sonst verschonen sollen?
    Warum die Mühe mit der Nachricht?
    »Parke am Terminal eins, ich glaube, der Starcar-Laden ist am Airport-Plaza. Bitte lasse nur mich reden und halte dich zurück. Wenn du dich nicht unter Kontrolle hast, bleibe lieber im Auto sitzen, O.  K.?«
    Susanne nickte, lächelte sogar und parkte wie befohlen.
    »Ich halte mich zurück und bin cool!«
    Jetzt lächelte Onkel Henry leicht schräg und umarmte Susanne nochmals herzlich.
    »Gut, dann komm.«
    Sie war überzeugt davon, er würde schon den richtigen Ton treffen. Der Laden der Starcar-Autovermietung lag neben anderen dieser Zunft. Sie gingen zielstrebig darauf zu und betraten die sehr hell erleuchteten Räumlichkeiten. Es befanden sich keine Kunden im Laden. Hinter dem blauen Acryltresen stand ein freundlich lächelnder Mann, der sie begrüßte und sich vorstellte.
    Henry improvisierte.
    Er legte vor dem jungen Spund seine Visitenkarte hin.
    »Guten Abend Herr Hacker. Ich benötige für eine Geschäftsreise ein bequemes Fahrzeug. Ein Freund von mir mietete kürzlich bei Ihnen einen Mercedes mit dem Kennzeichen HH-SI 535. Dieser hat mir gut gefallen. Könnten Sie mal nachschauen, ob das Fahrzeug verfügbar ist?«
    »Selbstverständlich Herr Melcher, sehr gern.«
    Er klimperte auf seiner Tastatur herum.
    »Ja, er ist heute zurückgekommen, wurde aber von unserer Wagenpflege noch nicht gereinigt. Ich kann Ihnen aber einen gleichwertigen Mercedes der E-Klasse mit ähnlicher Ausstattung anbieten. Wie lange möchten Sie denn das Fahrzeug mieten ?«
    »Montag früh bringe ich ihn wieder. Ich nehme aber den Gewünschten und denke nicht, dass er so schmuddelig ist, dass Sie ihn mir nicht vermieten können, in Ordnung ?«
    Henry lächelte charmant, seine ganze Ausstrahlung war bestimmend wie

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