Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
sie die Wohnung. Eine Minute später betrat auch Susanne freudestrahlend ihr Heim, sie hatte eine gute Idee im Gepäck.
»Wir brauchen nicht essen gehen, ich habe ja reichlich Schmackhaftes vorbereitet. Gebt mir eine halbe Stunde, dann werde ich eure Gaumen verzücken .«
Das brauchte sie nicht erwähnen, die beiden kannten ihre hervorragenden Kochkünste zur Genüge. Peter leerte als Erstes eine ganze Flasche Wasser. Er hatte das Gefühl, völlig ausgetrocknet zu sein. Susanne verschwand in ihrer Küche. Peter ging duschen, Henry blieb in seiner Nähe. Er hatte Angst, dass Peter wieder zusammenbrechen würde.
Das geschah aber nicht, sein Zustand stabilisierte sich zusehends.
Henry saß im Schlafzimmer auf dem großen Bett, während Peter sich frische Kleidung aus dem Kleiderschrank nahm. Danach versorgte er Peters Wunden so gut es ging. Viel gab die Hausapotheke nicht her.
»Vielleicht sollten wir doch einen Arzt aufsuchen? Wenn du dir innere Verletzungen zugezogen hast, das wäre nicht so lustig !«
»Nein, Quatsch, wenn ich was gegessen habe, können wir sofort ein Sparring abhalten .«
Während Peter sich anzog, begann Henry seine Fragen zu stellen.
Jetzt erzähle mir von dem Typen.«
»Viel kann ich nicht berichten. Ich parkte vor dem Haus deines Bruders, stieg aus und spürte einen Stich am Hals. Dann war ich weg.
Ich kam gar nicht dazu, meine Eltern zu besuchen. Als ich erwachte, waren meine Augen abgeklebt. Meine Füße mit den Händen verbunden und ich konnte mich nicht richtig bewegen. Es roch nach neuem Auto, nach Leder und so, da wusste ich, dass ich auf einen Rücksitz verfrachtet wurde. Ich konnte nichts machen, wie gern hätte ich den Typen ausgeknockt. Obwohl ich irgendwie froh bin, dass ich mich gar nicht wehren konnte. Ich glaube, gegen ihn hätte ich alt ausgesehen …
Als er mich „nett befragte“, setzte er seltsame Hebelgriffe an und schlug mich kurz, aber heftig. Es war kaum auszuhalten, da hätte jeder alles ausgeplaudert.
Seine Stimme war verzerrt, künstlich, ich weiß nicht genau. Er roch unangenehm nach Schweiß. Das ist dürftig, aber wirklich so ziemlich alles, was ich über ihn berichten kann. Sein Deutsch war gut, aber manchmal machte er mitten im Satz kleine Pausen, als wenn er das richtige Wort suchen würde. Ich denke, er hat keinen deutschen Pass. Seine Stimme war irgendwie gekünstelt. Er wusste eine Menge über uns, über meinen Arbeitgeber und über das verfluchte Schließfach. Er wusste, dass der Erbe es leergeräumt hat und ich dabei war. Nochmal, das Fach ist definitiv leer, da kann der letzte Mieter nichts drin versteckt haben. Ich raffe das Ganze nicht. Warum er sich selbst davon überzeugen wollte, müsste man mal aus den Typen herausprügeln.«
»Wer war denn der letzte Mieter des Schließfachs, kennst du den Kunden persönlich ?«
»Der hieß Otto Rüter, den habe ich nicht kennengelernt. Er wurde über neunzig Jahre alt und seine Meldeadresse war hier in Hamburg. Er hatte das Fach siebzehn Jahre und jenes in der ganzen Zeit nicht einmal geöffnet. Auf alle Fälle war er einer der ersten Kunden, der bei Eröffnung dieser Dependance in Hamburg ein Konto eingerichtet und ein Schließfach angemietet hat. Lange vor meiner Zeit, da war ich noch ein kleiner Bengel. Als sein Enkel Dirk Rüter und sein Anwalt Klaus Seibel mit dem Erbschein bei uns auftauchten, musste ich ja die Kontodaten einsehen. Das dazugehörige Girokonto wies ein Guthaben von etwa sechshundert Euro aus. Also kein allzu großer Betrag und es gab keinerlei Bewegungen - Geldeingänge wie Rente oder so. Bei der damaligen Eröffnung wurde ein Barbetrag in Höhe von fünftausend DM eingezahlt. Dieses Guthaben wurde im Laufe der Jahre durch die Kontoführungs- und Schließfachgebühren geschmälert. Er war garantiert nicht der typische Kunde der Bollard-Bank. Das Ganze kam mir schon komisch vor. Aber ich habe den Vorgang schnell abgehakt und auch nicht bei meinem Chef hinterfragt. Wenn er nicht gerade essen gegangen wäre, dann hätte er das Konto abgewickelt. Schade, dann hätte dieser Idiot wohl ihn am Wickel gehabt und nicht mich.
Nun hat die Geschichte doch einen seltsamen Beigeschmack oder nicht?«
»Apropos Geschmack. Kommt ihr beiden ?«
Susanne steckte ihr hübsches Köpfchen durch die Schlafzimmertür und rief sie zu sich. Sie folgten ihr nur allzu gern, denn mittlerweile hatten sie alle einen Bärenhunger. Es roch fantastisch, sie setzten sich gemeinsam an den gemütlichen
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