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Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Titel: Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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Küchentresen.
    Susanne servierte ihr Chateau Briand mit einer speziellen Sauce Bearnaise. Sie schnitt das zarte Rinderfilet in kleine Scheiben. Dabei lief ihren beiden Männern schon das Wasser im Munde zusammen. Peter sah mit seinen Pflastern im Gesicht lustig aus, Susanne verkniff sich jede Bemerkung.
     
     
    Sie freute sich einfach maßlos darüber, hier mit den beiden zu sitzen und zu speisen. Ihr selbstgebackenes Weißbrot mit Kräuterbutter, der mit Hüttenkäse überbackene Blumenkohl, ihre Ölkartoffeln mit geschmolzenen Tomaten wurden geradezu verschlungen. Während des Essens redeten sie nicht über das Erlebte, aber es brodelte in ihnen.
    Henry spürte ihre Anspannung, beide wollten von ihm eine logische Erklärung hören. Er war sich nicht sicher, ob es gelingen würde. »Süße, du hast dich mal wieder selbst übertroffen. Das war wirklich extrem lecker.
    Wann eröffnest du dein eigenes Restaurant ?«, fragte Henry zum hundertsten Mal. Währenddessen streichelte er liebevoll seine Bauchkugel.
    »Wenn ich keine Lust mehr auf Verlagsarbeit habe oder die Zeitschrift eingestellt wird. Oder ich mein eigenes Kochbuch herausbringe und es ein Bestseller wird oder wir im Lotto gewinnen. Also höchstwahrscheinlich in … etwa einhundert Jahren.«
    Susanne trug es lächelnd vor, sie kannten ihre Einstellung zu dem Thema. Es war ein frotzelndes Ritual von Onkel Henry, seine beiden Liebsten immer wieder anzustacheln, ihre Träume zu leben.
    »Das wäre echt schade! Nun aber fassen wir mal das Unausweichliche zusammen. Ihr seid zufällig in etwas hineingeraten. Um was es auch immer geht, ihr beide seid garantiert nur eine Randnotiz. Dem Unbekannten ging es nur um das Schließfach. Er scheint kein Auftragskiller oder gefühlloser Soziopath zu sein. Ein Profi, der mit Bedacht äußerst methodisch sein Ding durchzieht. Denn er hätte auch anders vorgehen können; diesen Gedanken wollen wir aber gar nicht erst zu Ende spinnen .«
    Sowohl Susanne als auch Peter zuckten leicht zusammen, Henry beobachtete sie genau.
    »Die Gezeiten des Lebens spülen oft vergangene Geheimnisse an die Oberfläche der Gegenwart. Worum es in diesem Fall auch immer geht. Ich bin einfach nur froh, dass euch beiden nichts wirklich Schlimmes angetan wurde. Wir könnten die Polizei rufen und eine Strafanzeige gegen Unbekannt stellen. Unbekannt ist das richtige Stichwort, gegen wen?
    Keiner von euch beiden hat ihn gesehen.
    Es würde nur unnötig Staub aufwirbeln und nichts bringen, außer zeitaufwendigen Gesprächen mit nervigen Ermittlern. Ich wette mit euch, dass auf der Videoüberwachung in der Bank nur eine nichtsagende Gestalt, mehr ein Geist zu sehen sein wird. Bei der Autovermietung wird er gefälschte Papiere vorgelegt und auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Höchstwahrscheinlich hat er Hamburg schon längst verlassen.«
    Henry schaute auf seine Armbanduhr:
    »Es ist jetzt schon kurz vor Mitternacht, so spät zu essen, ist meiner Figur überhaupt nicht zuträglich.«
    Lautes Gelächter hallte durch den Raum.
    »Ihr beiden Süßen fahrt wie geplant in den Urlaub, ihr werdet euch schön erholen und diesen ganzen Mist hier vergessen. Peter, hast du Zugriff auf die Überwachungsbänder in eurer Bank?«
    Peter lächelte verschmitzt und antwortete:
    »Es wird digital auf einer externen Festplatte aufgezeichnet. Ich weiß mehr darüber, als ich sollte, warum?«
    »Weil wir beide gleich nochmal zur Bollard-Bank fahren werden. Wenn wir wieder zurück sind, nutze ich eure bequeme Couch. Wir schlafen alle noch ein paar Stunden, und dann bringe ich euch zum Flughafen .«

Kapitel 5
     
    Die lange Autobahnfahrt quer durch Deutschland hatte Jules Winthorp so einiges abverlangt. Nervige Staus, ab Freiburg und endlich in der Schweiz angekommen, wurde es merklich besser. Er beschimpfte sich innerlich, dass er die neunhundert Kilometer von Hamburg nach Bern mit dem Auto zurückgelegt hatte, anstatt zu fliegen.
    Mit dem PKW war er weitaus flexibler und er musste am Flughafen nicht unangenehme Gepäckkontrollen und Leibesvisitationen über sich ergehen lassen. Also war es nur eine pragmatische Entscheidung, deshalb beendete er seine aufkommenden Gefühlsduseleien.
    Obwohl genervt und müde angekommen, rief Jules sofort eine Handynummer an, die er kürzlich erhalten hatte. Er parkte vor seinem gebuchten Hotel und blieb noch im gemieteten 5er BMW sitzen. Jules hatte das angedachte, eigentlich belanglose Gespräch in den letzten Tagen schon

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