Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
Hand. Er hat ihn die ganze Zeit per Videoüberwachung im Auge gehabt, wie er lässig durch das Schloss und in mein Büro geführt wurde. David saß vielleicht zwanzig Meter von mir entfernt. Selbst beim Rausgehen ist ihm nichts Seltsames aufgefallen.
Der Typ war so cool wie ein Eiswürfel.
Er flirtete beim Verlassen noch mit meiner Sekretärin und hat sich strikt an unsere Besucherregularien gehalten. Vierzehn Minuten später schaute meine Sekretärin nach mir, da war er schon vom Hof gefahren.«
Nolan unterbrach ihn:
»Hast du seit dem Vorfall von Miles oder vom echten Sean Duke etwas gehört? Hast du oder einer unserer Sicherheitsleute versucht, mit ihnen in Kontakt zu treten?«
Raven schüttelte seinen Kopf.
»Nein, ich gab ja allen die strikte Anweisung nicht zu agieren und über den Vorfall zu schweigen, bis ich wieder gesund bin und Weiteres veranlasse. Meinst du, den beiden ist irgendetwas zugestoßen und der Typ hat sie …«
Raven brach ab, Nolan setzte an:
»Ich ahne nichts Gutes.
Aber andererseits, wenn sie tot wären, hätte Scotland Yard sicherlich schon an deine Tür geklopft. Die überprüfen als Erstes die letzten Telefonate, Kontakte, Termine und so weiter. Wir sollten es dennoch diskret überprüfen, ob sie wohlauf sind. Wurde aus deinem Tresor eigentlich etwas von Belang gestohlen, kannst du darüber reden?«
»Kein Geld, nichts von Wert, ein paar Geschäftsunterlagen, aber nichts Geheimes. Ein Entwurf meines Notars, das war alles. Vielleicht hat er einen größeren Geldbetrag erhofft? Ich weiß es nicht und kann mir auch keinen Reim darauf machen .«
»Ich denke, es galt in erster Linie nicht nur deiner Person. Sicher wollte er dich gezielt treffen, verängstigen und über dich eine Botschaft verkünden. Vielleicht hofft auch irgendjemand, dass du dich zurückziehst.
Die Konkurrenz? Eher unwahrscheinlich, wir werden sehen. Er geht aber von völlig falschen Voraussetzungen und Denkansätzen aus. Sicher kann er oder sein Auftraggeber uns zeitweise irritieren und vielleicht auch schwächen.
Dennoch werden wir alles daran setzen, dieses abscheuliche Individuu m schnellstens zu atomisieren. Es hat noch niemand geschafft, uns zu brechen, und das wird auch so bleiben!
Wie lautet mein Credo ?«
»Wer wagt, gewinnt.
Du hast eine Menge erlebt, ich bin wirklich froh, dich an meiner Seite zu haben. Nolan ich danke dir. Der Typ muss wohl bei mir vorübergehend eine Sicherung gelockert haben. Was war in den letzten Tagen nur los mit mir?«
Raven stürmte fast aus dem Bett und zog wieder sein Oberteil an.
»Ich habe nun endlich wieder Appetit, lass uns ins Esszimmer gehen und alle zusammen frühstücken. Elise wird sich riesig freuen. Bin ich ein Pflegefall … schön, dass ihr beide so stark seid und mich wieder aufbaut. Schauen wir nach vorn, du weißt, wie man solchen Typen begegnet. Ich hätte dich sofort zurate ziehen sollen, aber ich wollte dich nicht im Urlaub belästigen. Dabei vertrau ich dir mehr als jedem anderen auf dieser Welt.«
»Raven, nun gefällst du mir schon viel besser .«
Nolan spürte, dass Raven ihm irgendetwas verschwieg, aber er wollte ihn nicht drängen.
Raven war sichtlich angeschlagen, wahrscheinlich nahe an der Grenze zu einer gesundheitsgefährdenden Depression.
Seine kurzzeitig positive Gemütsveränderung durfte man sicher nicht überbewerten.
Nolan kannte seinen Freund viel zu gut, nach außen immer taff, im Inneren weich und zerbrechlich. Außerdem hatte Nolan schon zu oft mit ansehen müssen, wie wirklich harte Typen aus der Umlaufbahn geworfen wurden und nicht mehr in die Normalität zurückfanden.
Das würd e er bei Raven niemals zulassen. Nicht nur, weil er auf dem Sterbebett von Stewart Blackstone geschworen hatte, immer seinen Sohn zu beschützen.
Nein, er liebte ihn schon immer wie einen Bruder und schließlich war er der Ehemann seiner geliebten Schwester und Vater seiner beiden Neffen. Mit allen Mitteln würde er seine Familie verteidigen!
Kapitel 4
Susanne rekelte sich, sie fror und schüttelte sich. Die Erinnerungen kamen sofort mit Brachialgewalt zurück und befeuerten ihren Körper mit Adrenalin. Sie erfühlte durch ihren Pulli den kleinen Pfeil, der in ihrer rechten Brust steckte, und zog ihn heraus. Es schmerzte geringfügig, sie verspürte mehr ein Unwohlsein in der Magengegend. Nachdenklich drehte sie das metallene Etwas in ihrer Hand und ließ es in den Fußraum ihres Wagens fallen.
»Was für ein abgefahrener Mist«,
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