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Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Titel: Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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immer. Obwohl nur mittelgroß und „leicht“ übergewichtig, strahlte sein einnehmendes Wesen Souveränität aus. Eher untypisch für einen Rechtsanwalt, trug er seine braunen Haare schulterlang und mit Mittelscheitel. Sein Gesicht hielt er zu oft vor seinem eigenen Gesichtsbräuner, ein Geschenk eines zufriedenen Mandanten. Seine legere Kleidung bestand immer aus einer Jeans, einem Jeanshemd und einem blauen oder braunen Sakko. Was seinen Look noch toppte, waren seine unverzichtbaren Cowboystiefel. Jeder, der ihn nicht kannte, würde meinen, hier kommt ein Rockstar oder Zuhälter, der in den Siebzigern hängen geblieben ist. Henry stand über allem, ihn interessierte nicht im Geringsten, was Fremde über ihn dachten.
    »Wenn Sie es so wünschen, bekommen Sie genau diesen Mercedes, kein Problem. Ich gebe Ihnen aber einen Nachlass als kleinen Ausgleich. Denn bei Starcar ist der Kunde König. Ich benötige Ihren Führerschein und eine Kreditkarte.«
    Der Junge mochte seinen Job und freute sich. Henry überreichte Gewünschtes, wenig später standen Susanne und Henry mit leicht schlotternden Knien vor dem schwarzen Mercedes.
     
     
    Sie schauten beide erwartungsvoll in den Innenraum, dann liefen sie um das Auto herum zum Kofferraum, zu hören war nichts. Henry öffnete ihn mit der Fernbedienung, der Deckel schwang hoch. Dort lag ihr geliebter Peter, nackt, mit silbernem Metallklebeband verschnürt wie ein glänzendes Paket. Seine Anziehsachen lagen auch verstreut neben ihm. Er konnte sich kaum bewegen und nicht wirklich bemerkbar machen, sein Mund und die Augenpartie waren auch zugeklebt. Aber er rührte sich und atmete. Peter zitterte, obwohl es noch angenehm warm war, er befand sich in einem Schockzustand. Sie befreiten ihn von seinen Klebefesseln so vorsichtig und schmerzlos es nur ging.
    Er sah schlimm aus, es waren aber nur oberflächliche Verletzungen, er hatte keine Frakturen. Sie lagen sich in den Armen und heulten Rotz und Wasser.
    Henry bekam sich wieder als Erster ein:
    »Peter, zieh dich erst mal an, ehe hier im Parkhaus irgendein Dummbart noch die Bullen ruft. Die können wir überhaupt nicht gebrauchen.
    Du fährst bei mir mit. Süße, du holst deinen Golf und dann treffen wir uns bei euch zu Hause. Peter kann sich frisch machen, und wir können ihn so gut es geht verarzten. Dann gehen wir essen, denn als ich eingesammelt wurde, war ich noch bei meiner Vorspeise. Alles Weitere besprechen wir dann.«
    Susanne konnte sich kaum von Peter losreißen, tat es dann aber doch mit großer Freude. All ihre durchlebte Angst war verflogen. Sie vertrauten beide auf Henrys Urteilsvermögen und setzten sich in Bewegung. Peter war arg mitgenommen, seine Knochen schmerzten, aber er war froh - diesem ungewöhnlichen Typen entkommen zu sein.
    Er versuchte, seinen tatsächlichen Zustand zu überspielen. Der weiche Ledersitz im Mercedes war unfassbar bequem. Endlich konnte er sich wieder richtig strecken, eine Wohltat sondergleichen.
    »Wie habt ihr mich gefunden ?«
    Henry erzählte in Kurzform, was Peters Frau ihm berichtete, bis zum Eintreffen am Flughafen. »Krass! Mir fehlen die Worte. Henry, hast du eine Ahnung, was das Ganze bedeuten könnte ?«
    »Nein, aber lasse mich mal ein paar Minuten darüber nachdenken und ruhe dich aus. Wenn wir bei euch sind, werden wir weitersehen .«
    Peter verstand und hielt sich mit weiterem Palaver zurück. Henrys Gehirn erarbeitete schon irgendeinen Plan. Peter kannte seinen kleinen Dicken, also verhielt er sich ruhig. In Harvestehude angekommen, parkte Henry vor dem Wohnhaus seines Neffen.
    Als Peter ausstieg, sackte er wie ein Stein zusammen und wurde ohnmächtig. Henry sah es aus dem Augenwinkel und lief so schnell es seine Figur zuließ, um den Wagen herum.
    Er gab Peter eine leichte Ohrfeige und schüttelte ihn an den breiten Schultern. Peter schlug wieder die Augen auf.
    »Nichts passiert, ich schwächele nur ein wenig.«
    Henry war heilfroh, dass Peter sich beim Sturz nicht noch weitere Verletzungen zugezogen hatte.
    »Mein Großer, ich kann dich nicht hochtragen, also komme schon.«
    Peter rappelte sich hoch und stützte sich auf seinen kleineren Onkel.
    »Nimm meinen Haustürschlüssel aus meiner Jackentasche, wenn er denn noch da ist. Danke, mein kleiner Dicker.«
    »Halte die Klappe .«
    Sie konnten beide schon wieder lachen.
    Henry fummelte an der Lederjacke herum und fand ihn in der Innentasche. Leicht benommen schlich Peter hinter seinem Onkel hinterher, dann betraten

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