Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
mehrfach aufgeschoben. Nun wollte er es endlich von seiner Liste abhaken.
Wegen der Zeitverschiebung in den USA war es in St. Louis früher Vormittag . Vielleicht würde er seinen gewünschten Teilnehmer wohl auch erwischen. Es klingelte, dann ertönte eine recht piepsige Stimme:
»Burnett.«
»Hallo Mr. Burnett, ich bin ein Bote der Glückspiellotterie Surprise. Ich möchte Ihnen den zweiten Teil Ihres Gewinnes auszahlen.« Nach einer kurzen Pause.
»Wollen Sie mich veräppeln?
Ich spiele gar nicht, aber wieso …«
Jules unterbrach ihn.
»Charly, ich darf doch Charly sagen?
Ein alter Freund Ihrer Familie, Jacob Rosen, ein Freund meines Auftraggebers hat mir aufgetragen, mit I hnen in Kontakt zu treten. Sie sind verwirrt, aber doch sicherlich erfreut darüber, dass auf Ihrem Konto die erquickliche Summe von fünfhundert Dollar eingegangen ist. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre ich bei Ihnen in den Staaten erschienen, aber dies war mir nicht möglich. Deshalb wählte ich dieses kleine Arrangement, um etwas von Ihnen zu erfahren.«
»Sie waren das … natürlich habe ich mich gefreut, aber verwirrt war ich schon.
Wo haben Sie denn meine Kontonummer her? Ach egal! Kann ich mich darauf verlassen, dass ich den Rest auch wirklich erhalte?«
»Sicher, sonst hätte ich wohl kaum vorab Geld angewiesen - oder?«
»Ja, da haben Sie auch recht. Also gut, was wollen Sie wissen?«
Ich stelle Ihnen eine Frage, Sie antworten ehrlich und ohne etwas aus dem Bereich der Fabel anzudichten. Dann überweise ich Ihnen weitere fünfhundert Dollar auf Ihr Konto.«
»Das ist nett! Ich hoffe, Sie halten sich an Ihr Versprechen.«
Jules Einschätzung über Charles Burnett war schon in Millisekunden abgeschlossen.
Seine E rwartungshaltung hielt sich in engen Grenzen. Die ihm vorliegenden Informationen ließen eigentlich nichts anderes erwarten, dennoch wollte er diesen Kauz anhören.
»Also Mr.? Wie war nochmal ihr Name?«
» Ich habe ihn noch gar nicht genannt, er ist auch völlig belanglos. Charly, Jacob Rosen war ein verbitterter alter Mann, der wenige Stunden vor seinem Ableben mit Ihnen geredet hat. Ich bin meinem Auftraggeber und auch Jacob Rosen verpflichtet, auch über seinen Tod hinaus. Ich habe einige Quellen angezapft und weiß ziemlich viel über Sie und Ihren Vater. Aber ich verstehe nicht ganz, warum Jacob gerade Sie in sein Vertrauen gezogen hat. Darüber würde ich gern mit Ihnen reden. Wenn etwas Fruchtbares dabei herauskommt, soll es nicht zu Ihrem Nachteil sein. Dann lege ich nochmals einen Tausender drauf.«
Charly war sofort Feuer und Flamme:
»Wir reden ja auch nicht über Peanuts, heute wäre es wohl ziemlich viel Schotter! Nun ja, es ist eine ziemlich lange Geschichte.«
» Ich habe genügend Zeit, nur zu.«
Jules lächelte gequält, er hatte gar keine Zeit, er war müde und wollte nur ins Bett.
»Hören Sie Mr. Diese Geschichte beruht auf Tatsachen, die ich aber auch nur von Jacob Rosen erfahren habe. Er war meiner Mutter und mir immer wohlgesonnen. Sie sagten ja, dass Sie so Einiges über meine Familie wissen.
Deshalb unterbreche n Sie mich, wenn ich zu weit abschweife oder etwas wiederhole, was Ihnen schon bekannt vorkommt. Ich durfte meinen Dad nie kennenlernen und besitze nur ein paar verblichene Fotos von ihm. Ich wurde zwei Monate nach seinem Tod am 11.07.1942 in St. Louis geboren. Meine Mutter erzählte mir, dass sie sich das Leben genommen hätte, wenn nicht die Frucht seiner Lenden in ihr herangewachsen wäre. Sie liebte seine forsche Art. Ein junger optimistischer Soldat, mit wundervollen rehbraunen Augen. Sie liebte danach nie wieder einen anderen Mann. Sicherlich hat sie ihn idealisiert, aber er muss schon etwas Besonderes besessen haben.
Denn er wurde für diese geheime Mission in Frankreich ausgewählt.«
Jules ließ ihn erzählen und hörte fast gelangweilt zu, er ärgerte sich nun doch, diesen Zeitdieb angerufen zu haben.
» Mein junger Vater bekleidete im U.S. Marine Corps nur den Rang eines Lance Corporal. Unser besagter Freund erzählte mir, dass er einer der besten Scharfschützen seines Jahrgangs gewesen war. Das war wohl der eigentliche Grund, warum sie meinen Dad ausgewählt hatten.
S ie wurden nach Europa gebracht, trainierten für diese Mission und lernten ein paar einflussreiche Leute kennen. Unser Protegé war mit einem dieser Leute eng befreundet. Ich traf Mr. Rosen eigentlich mehr zufällig vor seinem Tod. Es war eine gute Gelegenheit für mich,
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