Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
Nachrichten unbeachtet. Er bekam nicht mit, was er einmal für einen Schatz in seinen Händen hielt.
Ganz anders verhielt es sich beim Auktionator Rüdecke aus Karlsruhe. Als er sie in einer Reportage im Fernsehen erblickte, erkannte er sie sofort. Seitdem litt er unter seltsamen Schlafstörungen. Er konnte mit sich keinen inneren Frieden schließen.
Seine Fehlbeurteilung veränderte sein Leben auf fatale Weise. Rüdecke suchte seit Wochen Trost im Alkohol und zerstritt sich mit seiner Frau derart, dass die Ehescheidung unausweichlich scheint.
Als er gestern Nacht vom erzielten Auktionsergebnis erfuhr, betrank er sich wiedermal bis zur Besinnungslosigkeit. Der kuriose Zwischenhandel in Deutschland blieb aber verborgen.
Pranab Prakash hatte weiteres wundervolles Geschmeide eingeliefert. Es war der Schmuck aus Frankreich, den Walther Dicks sich einverleiben wollte. Manmohan hatte die Schließfächer geleert und alles seinem Chef ausgehändigt. Diese herrlichen Pretiosen erzielten alle zusammen weitere fast dreißig Millionen Dollar. Es waren auch kunstvoll gearbeitete Stücke, teilweise ebenso mit prächtigen Edelsteinen versehen. Natürlich reichte keiner dieser Steine an die Seltenheit und Aura des blauen Diamanten heran. Dennoch war das Bieterinteresse auch groß.
Bei diversen Medien wurden wochenlang gezielt verschleierte Infos von Leeds über einen Zusammenhang zwischen der geheimnisvollen Brosche und dem Getränkekonzern lanciert.
Die Gerüchteküche brodelte also kräftig und heizte das Interesse an wahren Informationen nur noch an. Alle im Saal erwarteten vom Leeds Vorstandsvorsitzenden Raven Blackstone Sensationelles, Bedeutendes.
Raven erachtete es an der Zeit, dem nun nachzukommen. Er nahm die vor ihm liegende silberne Tischglocke und läutete damit.
Raven musste trotz großer Nervenanspannung unweigerlich lächeln.
»Meine Damen und Herren, vielen Dank, dass Sie alle ausnahmslos unserer Einladung gefolgt sind. Ich verspreche Ihnen schon jetzt, Sie werden es nicht bereuen .«
Das folgende Blitzlichtgewitter nervte ein wenig und durch die vielen Beleuchtungskörper hatte sich der Saal schon extrem aufgeheizt. Raven stand kurz auf. Er entledigte sich seines Sakkos und krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch. Raven hatte Schweißperlen auf der Stirn, aber eiskalte Hände. Je näher sich der Moment der Offenbarung näherte, desto nervöser wurde er.
»Sorry für die kurze Unterbrechung, aber mir wird es schon jetzt sehr heiß …«
Die Menge lachte verhalten.
»Als Erstes möchte ich Ihnen die Herren an meiner Seite vorstellen .«
Raven tat es …
»Ich bitte Sie, das Fotografieren erst einmal einzustellen.
Nach meiner kleinen Einleitungsrede werde ich dann eine vorgefasste Erklärung verlesen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie im Anschluss noch genügend Bilder schießen und uns mit Fragen überhäufen dürfen .«
Wie auf Kommando hörten die mit Fotoapparaten ausgestatteten Reporter wirklich auf, diese zu benutzen.
»Danke.«
Raven gab einer Mitarbeiterin ein Zeichen, Rihannas Ohrwurm „Diamonds“ ertönte.
Zwei Leeds-Mitarbeiter brachten daraufhin eine kleine goldene Kiste herein.
Sie stellten diese vor Raven hin und hoben den Deckel ab. Schnell entfernten sie sich aus dem Sichtfeld, die Musik verstummte auch wieder. Gleichzeitig ging an der Decke ein Punktstrahler an und leuchtete den Bereich am Tisch hell aus.
Die Brosche lag auf einem abgeschrägten dunklen Samtkissen. Alle Personen im Saal waren sofort vom majestätisch funkelnden Diamanten magisch eingefangen.
Niemand konnte den Blick abwenden, alle waren wie elektrisiert. Hier und heute wurde nichts dem Zufall überlassen. Es gab ein Protokoll für den gesamten Ablauf. Eine erfahrene Leeds Marketingexpertin führte penibel Regie. Die ganze Zeit schon herrschte eine unheimliche Atmosphäre. Diese Szenerie steigerte die Erwartungen nochmals. Raven fühlte es bis in seine Haarspitzen, seine Stimme vibrierte leicht.
»Meine Damen und Herren, dieses einmalige Schmuckstück hat unweigerlich nicht nur mein Leben verändert. Dahinter verbirgt sich eine unglaubliche Geschichte, von der wir Ihnen heute berichten möchten. Sie erwarten heute von mir überraschende News bezüglich der Leeds Unternehmensgruppe …«
Raven stockte abrupt, das Licht im Saal begann stark zu flackern. Er schaute nach oben und dachte nur:
„Alles, aber bitte keinen Stromausfall.“
Es lagen auf dem Fußboden zig dicke Kabel herum. Einige
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