Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
Anwesenden waren derzeitig die vermeintliche Crème de la Crème der investigativen schreibenden Zunft und beliebter Fernsehnachrichtensender aus Europa und Nordamerika. Raven saß am Kopfende des Raumes an einem langen Tisch, welcher nur mit einer schneeweißen Tischdecke umhüllt war. Vor ihnen waren Mikrofone aufgestellt. Keine Blumen oder andere Dekorationen lenkten die zusehenden Augen ab.
Es saßen zu seiner Rechten der sichtlich zufriedene Diamantenhändler Pranab Prakash und zu seiner Linken der New Yorker Rechtsanwalt James Baker. Davor in mehreren Reihen und auf bequemen Stühlen die freudig erregten Medienvertreter. Alle hatten freies Sichtfeld nach vorn, niemand sollte benachteiligt werden. Hinzu kamen noch Techniker mit ihren Übertragungskameras, der benötigten Beleuchtungstechnik und anderen technischen Hilfsmitteln. Ebenso hielten sich im hinteren Bereich des Raumes noch Familienangehörige und Mitarbeiter der drei Hauptredner sowie des Hotels auf.
Sechs Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung von Leeds, allesamt Ex-Militärs unter der Leitung von Nolan Snyder, waren mit dem Sicherheitskonzept und der heutigen Einlasskontrolle vollauf beschäftigt.
Der größte Konferenzraum des Hotels konnte diese Personenzahl und ihr Equipment nicht aufnehmen. Zudem wurden noch ein kaltes Buffet und reichlich Getränke angeboten. Alle Gäste und Beteiligten sollten sich wohlfühlen und nach den Mitteilungen sich ausgiebig bedienen. Aus diesem Grund wurde der riesige und imposante Ballsaal des Hotels für dieses Medienevent ausgewählt.
Blackstone, Prakash und Baker trafen das erste Mal vor vier Monaten aufeinander. Nolans weitreichenden Ermittlungen bezüglich des skelettierten Alain Dupré führten ihn zu Hugh Sturdet und Jacob Rosen. Angehörige dieser Familien lebten auch nicht mehr. Nolan machte Ralph Sturdets Anwalt James Baker ausfindig. Dieser stellte wiederum den Kontakt zum quirligen Inder her. Alle waren sich auf Anhieb sympathisch und kamen überein, den von Ralph Sturdet ersonnenen Plan weitestgehend umzusetzen.
Alle verstorbenen Hauptprotagonisten hätten ihre wahre Freude an dieser Inszenierung gehabt. Raven brachte ein paar persönliche Änderungswünsche ein, niemand hatte etwas dagegen.
Diese ungewöhnliche Vorgehensweise wurde von wenigen Köpfen generalstabsmäßig und unter größter Geheimhaltung geplant. Alle hier anwesenden Medienvertreter erwarteten einen Paukenschlag und den sollten sie auch zu hören und sehen bekommen. Einige Reporter mussten nicht einmal extra anreisen. Sie befanden sich schon aus einem anderen Grund in New York. Der gestrige Versteigerungstag war der letzte der Herbstauktion für antiken Schmuck und Diamanten beim Auktionshaus Christies.
Die edle Brosche mit dem Teilstück des sagenumwobenen Großmogul-Diamanten wurde als absolutes Highlight als letzte Position mit lautem Hammerschlag des euphorisierten Auktionators versteigert.
Solch einen fast schon hysterischen Hype hatte selbst das renommierte Auktionshaus in seiner langen Geschichte noch nicht erlebt. Deren Internetseite verbuchte in den letzten vier Wochen mehr Klicks als im gesamten vergangenen Jahr.
Derartige Mengen von Auktionskatalogen hatte die Werbeabteilung noch nie verschickt. Er wurde bislang in zwei Auflagen gedruckt. Ein Nachfrageende war nicht abzusehen. Bei einem Stückpreis von einhundert Dollar ärgerte es die Geschäftsleitung nicht im Geringsten.
Versteigert wurde die Fabergé-Brosche mit dem wundersamen Diamanten für sensationelle vierhundertzehn Millionen Dollar.
Das war das höchste Auktionsergebnis, das je für einen gefassten Diamanten erzielt wurde. Vom Auktionshaus wurden bis dato keinerlei Informationen über die Herkunft, den Verkäufer als auch über den gestrigen Käufer bekanntgegeben.
Es gab kaum eine Zeitung, Zeitschrift oder einen Fernsehsender auf diesem Planeten, die in den letzten Wochen vor der Auktion - nicht über dieses Objekt der Begierde berichtet hatten. Dementsprechend war das weltweite Interesse überwältigend. Viele private Sammler, Händler und alle Museen dieser Erde hätten diese Diamantbrosche nur allzu gern in Besitz genommen. Fachleute stritten sich heftig über die Herkunft und Originalität - wie immer - wenn solch ein atemberaubender Edelstein auftaucht.
Wahnwitzige Spekulationen, abenteuerliche Geschichten und abstruse Theorien umspannten den ganzen Erdball.
Von Dirk Rüter, dem letzten Besitzer der Brosche, blieben sämtliche
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