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Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Titel: Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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verdrängen. Es sollte also so sein!
    Du hast zumindest einen Beweis gesichert. In der Zeit deiner Abwesenheit arbeite ich den letzten Einsatzbericht meines Vaters nochmal durch. Er umfasst ja seine letzten zehn Tage im Dienste Ihrer Majestät! Vielleicht finde ich noch etwas Interessantes. Dann stehen übermorgen schon die Entsorgungs- und Räumungsarbeiten des Schlossinventares an, dabei werde ich persönlich anwesend sein. Vielleicht taucht ja doch noch irgendetwas Verwertbares auf, was nicht vom Feuer …«
    Weiter kam Raven nicht, seine beiden Töchter, Lena und Laura, stürmten lautstark ins Wohnzimmer und warfen sich fast auf ihn.
    »Papa, Papa. Mama hat uns neue Kleider gekauft. Sind die nicht schön?«
    Beide drehten sich im Kreis und ließen sich bewundern. Schneeweißer Tüllstoff mit kleinen eingestickten Elfen umhüllte die beiden unbefangenen Würmer.
    »Und wie! Ihr seht umwerfend aus, genau wie eure Mutter.«
    Elise folgte ihren Töchtern ebenso freudestrahlend, sie war mit einigen Einkaufstüten beladen.
    »Sie wollten die Kleider unbedingt gleich anbehalten.«
    Ravens vier wichtigsten Menschen waren wieder glücklich, und er selbst auf einem guten Weg.

Kapitel 25
     
    London, wenige Tage später.
     
    Sir John Hurt, seines Zeichens Direktor des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 schaute gedankenverloren durch die gepanzerte Glasfront seines eleganten Büros. Er stand fast bewegungslos wie ein Fels in der Brandung, die Hände waren auf seinem Rücken verschränkt. Die Wasseroberfläche der Themse schimmerte so friedlich, in seinem Inneren ging es ähnlich zu. Er wollte nur einen grimmigen Eindruck erwecken, es war gespielt. Seine beiden Mitarbeiter, die an einem Konferenztisch saßen und ihren Chef nur von hinten sahen, warteten auf eine verbale Entgleisung.
    Er hatte sie beide nicht gerade freundlich empfangen und zog es vor, erst mal ein wenig auf und ab zu gehen. Sie dachten, dass das Gebäude am Vauxhall Cross in Kürze wackeln würde … dem war aber nicht so. Sir Hurt war kein Choleriker und wurde nur selten laut. Im Gegenteil, wenn er zu flüstern begann, war Gefahr im Anzug. Hurt drehte sich wieder um und ging zu der Besprechungsecke zurück. Er zog sein linkes Bein etwas nach, eine Behinderung, die ihn seit Kindesbeinen begleitet. Als er wieder Platz genommen hatte, ließ er sie noch ein wenig zappeln. Dann nahm er das Ges präch wieder auf, er flüsterte.
    Sie mussten sich beide arg konzentrieren, um ihn überhaupt zu verstehen:
    »Da geben wir etliche Milliarden für weltweite Überwachungsmaßnahmen aus und wissen nicht, wo zwei unserer Agenten sich derzeit befinden. Sowie ein ausgedienter und auch noch ein kranker Krüppel eines befreundeten Nachrichtendienstes. Wie alle hier Anwesenden wissen, können Menschen sich nicht einfach so in Luft auflösen.
    Miller, ich habe Ihren Bericht gelesen. Dennoch, seien Sie bitte so freundlich und geben mir als Führungsoffizier von Slater und McKinsey Ihre persönliche Einschätzung ab .«
    Miller rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
     
    Er war völlig verunsichert und hatte gehofft, dass der Sektionsleiter für Westeuropa, Tom Hitten, sein direkter Vorgesetzter, diese seltsame Situation erklären sollte. Nun musste er antworten, er suchte nach den richtigen Worten:
    »Ich … ich … ich kann es mir auch nicht erklären. Slater und McKinsey haben am Tag ihres Verschwindens eine letzte Statusmeldung abgegeben. Sie hatten klare Instruktionen, alles lief nach Plan und schien in bester Ordnung. Walther Dicks hatte uns mit wichtigen Informationen versorgt und Jules Winthorp ausliefern wollen. Ob sie ihren Auftrag ausgeführt haben und nur aus widrigen Umständen untergetaucht sind, wir wissen es nicht. Nachdem am nächsten Morgen keine weiteren Meldungen mehr kamen, haben wir ihre Handys orten lassen. Sie waren beide abgeschaltet. Das letzte Sendeprotokoll kam aus einer Funkzelle in der Nähe eines großen Parks und Friedhofs in Cannes. Ich vermute …«
    Sir Hurt unterbrach ihn, wieder lauter:
    »Miller, was ist mit Ihnen los?
    Sie geben nur Teile Ihres oberflächlichen Berichtes wieder und wollen mit einer Vermutung enden? Ich hoffe nicht, dass Sie hier etwas vertuschen wollen.
    Dann Gnade Ihnen Gott!«
    »Sir Hurt, die Situation ist unbefriedigend und mysteriös, aber dafür kann ich doch nichts. Sie scheinen alle vier wirklich wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Wir und auch die Amerikaner tappen völlig im Dunkeln. Deren Interesse

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