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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
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Sumpfhexe angegriffen habt«, fuhr Vienna fort.
    Dodge nickte. »Ja, er scheint überzeugt zu sein, dass seine Erinnerung echt ist.«
    »Sie ist echt«, sagte Ranger müde. Sam hatte den Eindruck, dass er einen inneren Kampf ausfocht. Sich verzweifelt bemühte, seinen Verstand nicht zu verlieren. Sich seine Gedanken und Erinnerungen zu bewahren.
    »Aber ich denke mal, wenn Ranger seine Erinnerungen genauer überprüft, wird er vielleicht ein paar Dinge entdecken, die nicht ganz zusammenpassen«, sagte Vienna. »Dinge, die nicht ganz wahr klingen.«
    »Was zum Beispiel?«, fragte Sam.
    »Bestimmte Fakten, die nicht mit anderen Erinnerungen übereinstimmen. Wenn ich mich klar daran erinnere, dass ich heute Morgen in Hawaii war, gleichzeitig aber weiß, dass ich nie aus Las Vegas abgereist bin, dann würde ich doch merken, dass eine der beiden Erinnerungen nicht stimmen kann, oder?«
    »Klingt vernünftig«, meinte Dodge.
    »So ungefähr wie ein Traum, der dir real vorkommt, obwohl du weißt, dass er nicht real sein kann, weil das einfach nicht möglich ist«, ergänzte Sam.
    Vienna nickte. »Oder vielleicht nur Gefühle. Erinnerungen bringen oft starke Emotionen mit sich. Ihr wisst schon – du riechst plötzlich etwas, was dich an ähnliche Gerüche aus der Kindheit erinnert, und dann kehren plötzlich auch alle Gefühle zurück, die du eigentlich längst vergessen hattest.«
    »Du verschwendest nur deine Zeit«, knurrte Ranger.
    Vienna achtete nicht auf ihn. »Aber wenn eine Erinne rung künstlich in dein Gehirn gepflanzt wurde, ist sie viel
    leicht nicht mit solchen Emotionen verbunden.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Sam.
    Vienna wandte sich zu ihm. »Nenne mir mal etwas, was dich jedes Mal emotional aufwühlt, wenn du nur daran denkst.«
    Sam überlegte einen Augenblick lang. Eine unheilvolle Brise ließ die Bäume vor dem Fenster rascheln.
    »Ich weiß nicht, ich . . .«
    »Sag bloß, du hast in deinem ganzen Scheißleben noch nie was empfunden?« Vienna verdrehte frustriert die Augen.
    »Lass dem Jungen ein bisschen Zeit, Vienna«, mahnte Dodge.
    Schließlich sagte Sam leise: »Na ja . . . ich hatte einen Freund. Mein bester Kumpel, seit ich in die Highschool kam.«
    »Dieser Bursche . . . namens Derek?«, warf Dodge ein.
    »Fargas.« Sam starrte in seine Tasse. »Niemand nannte ihn Derek.«
    »Und? Was war mit ihm?«, bohrte Vienna weiter.
    »Er . . . fing mit Computerspielen an. Wurde richtig süchtig. Und ich Trottel hab ihm auch noch ein Neuro-Headset besorgt! Hatte keine Ahnung, was passieren würde. Dann rekrutierten sie mich für den CDD und ich . . . ich hab ihn irgendwie im Stich gelassen. Wollte immer wieder Kontakt aufnehmen, kam aber nicht dazu. Er war schließlich mein bester Kumpel . . .« Sams Stimme versagte.
    Dodge starrte ihn an. Sam wich seinem Blick aus.
    »Er . . . er wurde richtiggehend aufgefressen. Wie von einem riesigen schwarzen Loch. Er . . .«
    »Er – was?«, trieb ihn Vienna an.
    »Er loggte sich eines Tages in ein Spiel ein und spielte weiter, bis er . . . es dauerte eine Woche. Er aß nicht. Hörte nie auf.«
    »Viele Leute sind schon an Spielsucht gestorben«, sagte Dodge.
    »Ich glaube, er dachte, dass er nur einfach wieder von vorn anfangen könnte«, sagte Sam.
    »Und wenn du dich an ihn erinnerst, wie fühlst du dich dann?«, fragte Vienna.
    Sam schwieg eine Weile. Dann murmelte er leise: »Schuldig.« Er blickte auf und sah, dass alle ihn durchdringend anschauten. Vienna wandte schnell den Blick ab, aber er dachte, er hätte etwas in ihrem Blick bemerkt, was anders war als sonst, etwas, was er noch nie in ihren Augen gesehen hatte.
    Eine kleine, verlegene Pause trat ein. Dann sagte sie: »Man kann vielleicht ein Bild in der Erinnerung durch ein anderes ersetzen, vielleicht sogar einen Geschmack oder einen Geruch, aber ich glaube nicht, dass man Gefühle einfach austauschen kann. Jedenfalls nicht solche, die eng mit dem Erlebnis zusammenhängen, an das man sich erinnert.«
    Sam nickte und blinzelte ein paarmal, um ein wenig Feuchtigkeit wegzuwischen, die sich in seinen Augen gebildet hatte.
    Vienna wandte sich an Ranger. »Also, Ranger, wie hast du dich gefühlt, als du Dodge und Sam aus dem Sumpf kommen sahst? Du kennst doch Dodge schon lange. Warst du überrascht? Wütend? Enttäuscht?«
    Ranger sagte nichts, aber allen war klar, dass er zum ersten Mal richtig darüber nachdachte.
    »Na, was ist?«, drängte Vienna.
    Ranger starrte sie nur wortlos an.
    Schweigend aßen

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