Angriff Aus Dem Netz
TruckRite. Hab ich meinem Onkel zu verdanken. Lagerarbeiter, aber eines Tages könnte ich mich zum Trucker hocharbeiten.«
»Cool. Große Kisten?«
»Riesig, Freundchen!«, grinste Fargas. »Vielleicht mache ich dann mal eine Fuhre von einer Küste zur anderen – dann kann ich doch mal bei dir vorbeischauen.«
Sam dachte kurz darüber nach. Er hatte das Gefühl, dass das wohl nie geschehen würde.
»Nein«, sagte er dann in einem Ton, der keinen Widerspruch mehr zuließ. »Du kommst jetzt nach San Jose. Ich kenn dort ein paar Leute. Ich könnte dir einen Job besorgen.«
Er wusste nicht, ob das stimmte, aber mit seinem absurd hohen Gehalt konnte er sogar Fargas’ Lohn zahlen, wenn es sein musste.
»Nein, ich . . .«
»Das ist kein Vorschlag, das ist Frust«, drängte Sam. »Du kannst bei mir wohnen, bis du eine eigene Bude findest. Das wäre doch cool, oder nicht?«
»Sie wollen mich noch eine Woche lang hierbehalten«, sagte Fargas mit einem Blick auf die IV-Flasche.
»Sobald du hier rauskommst, schickst du mir eine Mail«, schlug Sam vor. »Ich besorge dir dann das Flugticket.«
Fargas’ Blick schweifte durch das Krankenzimmer, dann schaute er wieder Sam an.
»Okay«, sagte er, und plötzlich klang seine Stimme wieder lebhaft, »okay, das machen wir. Das wird echt cool.«
»Ja, das wird cool«, echote Sam mit breitem Lächeln. »Wir sehen uns in einer Woche oder so.«
7. Seitensprung per SMS
Der Flügelstürmer der Sharks raste eng hinter dem Netz herum, schnitt innen am Verteidiger vorbei und schmetterte den Puck aus spitzem Winkel am ausgestreckten Handschuh des Torwarts vorbei ins Netz.
Der blinde Mann vor Sam sprang auf und brüllte vor Begeisterung.
Sam checkte den Punktestand. Der Wurf hatte San Jose vor den Anaheim Ducks in Führung gebracht – und nur noch zwei Minuten Spielzeit waren übrig. Das war Sams erstes Eishockeyspiel und er fand es ziemlich aufregend.
Aber einer der Anaheim-Spieler hatte wohl einem Gegner irgendetwas übel genommen, denn er packte den Mittelstürmer der Sharks, rammte ihn gegen die Kickleiste und begann auf ihn einzuprügeln.
Der Shark steckte ein paar Schläge weg, doch dann wehrte er sich mit einem prächtigen Aufwärtshaken, der den Duck-Spieler voll am Kinn erwischte, sodass sein Kopf zurückgeworfen wurde und er rückwärts aufs Eis fiel.
Der Blinde stieß triumphierend die Faust in die Luft, offenbar war er von dem Faustkampf fast so begeistert wie vom erzielten Treffer, aber seine hektischen Bewegungen hatten wohl das Headset verrutschen lassen, denn er setzte sich sofort wieder hin und fingerte an den Einstellknöpfen herum.
Die Kameras des Blinden waren in eine schwere Brille eingebaut, die das Bild an einen tragbaren Empfänger an seinem Gürtel schickten, von wo es direkt in sein Neuro-Headset geleitet wurde.
Mit der Neuro-Technologie konnten Blinde sehen und Taube hören. Manche Leute hielten sie für den größten Fortschritt der Menschheit seit der Erfindung der Sprache. Inzwischen wurden sogar Neuro-Mützen produziert, mit denen man im Dunkeln sehen, Stadtpläne aufrufen oder nur einfach Musik hören konnte.
Sam hatte einmal gehört, dass die tragbaren Neuro-Sets auch Videosignale von Fernsehkameras empfangen konnten; der Blinde würde also genau dieselben Kameraeinstellungen oder Wiederholungen in Zeitlupe sehen, die auch das Publikum zu Hause sehen konnte.
»Warum setzen wir im CDD keine Neuro-Sets ein?«, wollte Sam wissen.
Dodge drehte den Kopf halb zu ihm um, ohne den Blick von der Eisfläche zu lösen. »Denk dir einen Grund aus.«
»Hab ich versucht«, sagte Sam. »Ergibt für mich keinen Sinn. An meinem Laptop im Hotel kann ich mit meinem Headset viel schneller arbeiten als im Kontrollzentrum mit Tastatur und Maus.«
Die Ducks schafften zwei schnelle Durchbrüche auf das Tor der Sharks, aber der reaktionsschnelle Torwart konnte beide Schüsse ablenken, sodass die Sharks in Führung blieben.
»Okay – schau dir mal den Mann hier vor uns an«, sagte Dodge und wies verstohlen auf ihn.
Er meinte einen großen Mann mit schütter werdendem Haar, der neben zwei kleinen Jungen saß, die wahrscheinlich seine Söhne waren. Die Frau auf der anderen Seite der Jungen mochte seine Ehefrau sein; sie war völlig in das Spiel versunken. Der Mann hielt sein Mobiltelefon im Schoß, bemühte sich aber, es zu verbergen.
»Ja – und?«
»Er simst auf dem Handy, mitten in einem spannenden Eishockeyspiel. Was könnte wohl so interessant sein, dass
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