Angriff der Monster
Toilettenwasser durch die Gegend geschleppt? Glaubst du tatsächlich –“
Aber Saffy konnte ihren Satz nicht beenden, denn Wuff knurrte plötzlich und begann eifrig den Boden zu beschnuppern. Dann machte er eine kurze Pause, hob eine Pfote hoch, als er den Wind beschnupperte, und rannte los in den Wald.
Jasper grinste triumphierend und folgte Wuff. Wie er hörte, waren Saffy und Felix ihm dicht aufden Fersen. Guter alter Wuff , dachte Jasper voller Stolz. Der Einsatz von Wuff war nämlich der Teil seines Planes, bei dem er sich am wenigsten sicher war.
Einem Hund zu folgen, der mit voller Kraft voraus durch das Unterholz eines verschneiten Waldes preschte, war allerdings alles andere als einfach. Oft konnte Jasper einen Sturz nur knapp vermeiden und hinter sich hörte er Felix laut schnaufen. Jasper hoffte, dass er sein Asthmaspray eingepackt hatte.
Nach zehn Minuten mit Höchstgeschwindigkeit hielt Wuff plötzlich an. Jasper, Felix und Saffy kamen einen Moment später an, blieben weit vornübergebeugt stehen und rangen nach Atem.
„Das alles hier ist wirklich der reinste Horror“, keuchte Felix und zog sein Spray heraus. „Monster, die dich fressen, Lehrer, die deine Gedanken lesen können, Aufsichtsschüler, die dich terrorisieren, und ein Hund, der deine Sprache versteht.“
Jasper sah sich um. Sie standen vor einem Zaun, auf dessen anderer Seite sich ein tiefer und dunkler Graben befand. Am Zaun hing ein Schild mit der Aufschrift: Lebensgefahr – plötzliche Überflutung möglich – Eintritt verboten!
In diesem Teil des Waldes war noch keiner von ihnen gewesen.
„Da können wir nicht rein“, sagte Felix und zeigte auf das Schild. „Lest mal, was da steht.“
„Überflutungsgefahr?“, spottete Saffy. „Da ist doch kein Wölkchen am Himmel.“
Sie hatte recht. Endlich schien mal die Sonne. Die Luft war kalt und frisch und der Schnee auf dem Boden glitzerte hell im Sonnenlicht.
„Also los“, sagte Jasper und holte einen Bolzenschneider, also eine große Kneifzange, aus seinem Bündel.
„Wo hast du den denn her?“, fragte Felix verblüfft.
„Hab mir gedacht, dass wir den brauchen können“, antwortete Jasper und schnitt den Draht durch. „Du wartest hier, Kumpel“, sagte er zu Wuff und klopfte ihm noch einmal lobend auf den Rücken.
Am Ende des Grabens führte eine große Röhre unter die Erde. „Das muss die Röhre für das Überflutungswasser sein“, sagte Jasper. „Das Problem ist nur, wie wir von der Röhre den richtigen Weg in die Kanalisation finden.“
„Vielleicht kann ich ja helfen“, meldete sich Felix. Jetzt war er es, der ziemlich selbstzufrieden aussah. Aus einer Tasche seines Kapuzenpullis zog er einen Plan mit den Entwässerungskanälen. „Hing an der Wand im Lagerraum. Wahrscheinlichwar er nicht für uns bestimmt, aber schließlich hat Stenka gesagt, wir könnten alles nehmen, was wir brauchen.“ Er grinste.
Jasper schlug ihm bewundernd auf die Schulter. „Gute Arbeit, Felix!“
„Spitze“, sagte auch Saffy anerkennend.
„Warum stehen wir hier also immer noch rum und starren in den Graben?“, fragte Jasper, bog die Öffnung im Zaun auseinander und zwängte sich durch. Saffy folgte ihm sofort, aber Felix blieb stehen und schaute immer noch zweifelnd das Schild an.
„Weil hier steht LEBENSGEFAHR“, rief er fast panisch.
Saffy und Jasper lächelten nur. „Ach komm schon, lass uns zusammenbleiben. Ohne uns bist du ganz schön alleine hier draußen“, rief Saffy ihm zu.
Felix atmete tief durch und folgte den anderen in den Graben.
Jasper stellte sich vor, was da alles im Dunkeln auf sie lauern könnte, und fühlte wieder diese Spannung – und Angst. Doch dann kehrte es zurück: das Gefühl, richtig heiß darauf zu sein, ein Monster zu fangen. Der Nervenkitzel!
Saffy zögerte keine Sekunde beim Betreten der Röhre, und obwohl Felix Jasper ziemlich besorgt ansah, nickte er ihm dann doch zu und stapfte ebenfalls in die Dunkelheit.
In der Röhre war es nicht nur dunkel und feucht, es stank auch entsetzlich. Jasper fühlte, wie seine Füße patschnass wurden. Er dachte lieber nicht darüber nach, was das wohl war, durch das sie da stapften. Und er ärgerte sich, dass er keine Gummistiefel mitgebracht hatte.
Felix führte sie durch das Gewirr der Rohre. Das Licht seiner Taschenlampe flackerte abwechselnd über Karte und Wände. Ratten kreuzten ihren Weg und quiekten laut, wenn man ihnen zu nahe kam.
„Ich hasse diese Viecher!“, schimpfte Felix.
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