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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Rückweg könne man ja immer noch bei Spelter
vorbeischauen. Ob der dann vielleicht zu Hause sei.
    Zur Zeit war er nicht
anzutreffen.
    Tim, der von Dennis gestern
nicht nur die Spelter-Adresse erhalten hatte, sondern auch die Rufnummer, hatte
fünfmal vergeblich die 7 54 88 08 gewählt. Spelter nahm nicht ab, war
offensichtlich ausgeflogen.
    Ist ja auch nur zur Kontrolle,
dachte der TKKG-Häuptling.
     
    *
     
    Wahnsinn! dachte Willert. Ich
fasse es nicht. Da denke ich, in der Stahlkassette wäre nur etwas Kleinvieh —
und was höre ich jetzt! 80 000 Piepen! 80 000 Mäuse! Ein kleines Vermögen!
Jahrelang habe ich Idiot für ihn das verwahrt. Und die letzten sieben Jahre saß
Mutter auf dem Kies! Hätte ich das gewußt! Nie hätte der ‘s zurückgekriegt.
    Der — das war natürlich Horst
Spelter.
    Noch vorhin war der Ex-Häftling
dem Ausbrecher sehr nützlich gewesen — beim Schützenfest auf der Autobahn.
    Aber jetzt kamen andere
Gedanken auf als pure Freundschaft und gegenseitige Hilfe.
    Übrigens bei beiden. Denn auch
Spelter verspürte plötzlich Lust, dem andern die Faust oder den Fuß ins Gekröse
zu rammen. Allerdings aus anderem Grund.
    Sie befanden sich in dem
Bungalow, den Willert geknackt und zu seiner vorübergehenden Behausung ernannt
hatte.
    Unbemerkt von eventuellen
Nachbarn hatten sie sich vorhin hereingeschlichen, nach dem Geballere an der
Autobahn.
    Die beiden Jagdgewehre, noch
nach Kordit riechend, lehnten an der Wand. Im Radio hatten sich die beiden Verbrecher
die ersten Nachrichten über den Anschlag angehört.
    Jetzt tranken sie Bier. Spelter
hatte erzählt, daß und weshalb er die Glockners vernichten wollte. Er zeigte
seinem Komplicen ein Zeitungsfoto, auf dem der Kommissar mit Frau und Tochter
abgebildet war.
    Willert riß die Augen auf — und
leitete damit ein, was Spelters heimliche Wut auslöste.
    „Mensch, Horst! Die kenne ich,
die beiden. Ich werd’ nicht wieder! Gibt’s das?! Da wird das tote Schwein in
der Pfanne verrückt.“

    „Woher kennst du die?“
    Spelters Haltung verspannte
sich.
    „Das sind die beiden, die ich
beinahe auf dem Rastplatz erwischt hätte.“
    „Was?“
    „Noch nicht erzählt? Also...“
    Er berichtete, wobei er seine
Rolle stark schönte und den Mißerfolg an doofen Zufällen festmachte und an der
Durchtriebenheit der beiden .hysterischen Weiber 1 .
    Dieser A...! dachte Spelter. O
nein! So eine Gelegenheit! Und statt richtig hinzulangen, läßt er sich
austricksen.
    „Du hättest rennen müssen, als
das Mädchen den Schlüssel aus der Magnetschachtel nahm.“
    „Ja, was denkst du denn, was
ich gemacht habe? Gekrochen bin ich nicht. Ich habe alle Rekorde gebrochen.
Aber um einen Meter war die Strecke zu lang.“
    „Mir wäre das nicht passiert.“
    Spelters Zähne bissen der
Bierflasche in den Hals.
    „Du hättest es auch nicht
geschafft.“
    „Ich bin anders motiviert.
Anders als du. Ich haaaaaaasssssse dieses Geschmeiß. Dieses Gesochs! Gesindel!
Diese Bullen-Familie! Büßen sollen die! Büüüüüüüßen!“
    „Jaja, werden sie ja.“
    Willert äugte durchs Halbdunkel
zu seinem Komplicen hinüber und begann zu überlegen.
    Hah! dachte er. Ich sollte ihn
zum Sündenbock machen. Ihn den Bullen ausliefern. Damit die was vorweisen
können in ihrer Erfolgsstatistik. Und nicht mehr nach mir suchen — jedenfalls
nicht so heftig. Dann wäre ich fein raus. Dann brauchte ich die drei Millionen
nicht mit ihm zu teilen. Die 80 000 würde ich schon vorher kassieren. Ist ganz
wichtig. Denn das ist sicheres Geld. Außerdem könnte man vielleicht denken, er
wäre auch für den verschwundenen Bengel verantwortlich — wenn man irgendwann
beider Skelette in dem ausgetrockneten Brunnen findet. Mann, Karsten!
Schlauberger! Das ist ‘ne Idee!
    „Noch ein Bier?“ fragte er
scheinheilig.
    „Aber immer“, nickte Spelter.
    „Ich muß dich noch mal um Hilfe
bitten.“
    „Wobei?“
    „Sage ich gleich.“
    Willert holte zwei neue
Flaschen Bier aus der Küche.
    Draußen sank eine frühe
Dämmerung aus dem wolkenverhangenen Himmel. Der Tag hatte sonnig angefangen,
aber jetzt sah’s nach Regen aus.
    In der Stadt gingen die Lichter
an, und der Freitagabend holte tief Luft, weil er wußte, was kommen würde — wie
immer.
    Hier im Bungalow blieb alles
dunkel. Spelters Mercedes parkte in einiger Entfernung, fiel nicht auf.
    Es hätte eines gewaltigen
Zufalls bedurft, um auf sich aufmerksam zu machen. TKKG hätten hier
vorbeikommen müssen — oder eingeweihte

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