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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Spaß hier. Der Freitagabend muß endlich zur friedvollen Zeit erhoben werden.
Es sei denn — die Provokation wird zum Notfall.
    War es soweit?
    Die drei Vorstadt-Figuren —
weder Punker noch Glatzen, sondern stänkernde Normalos — nervten seit Beginn
der Vorstellung.
    Erst hatten sie laut schmatzend
mitgebrachte Hamburgers vertilgt. Der eine Typ trank Bier aus der Flasche. Der
zweite rülpste, der dritte zündete sich eine Zigarette an. Die Lungen-Ätze war
seine Sache — aber hier nicht erlaubt.
    „Mach den Spargel aus!“ sagte
Tim nach hinten.
    „Schnauze!“
    Im selben Moment wurde Gaby um
mindestens 20 Zentimeter in die Höhe geschnellt — plumpste zurück und hätte
sich wehgetan, wäre der Sitz nicht so gut gepolstert gewesen.
    Tim legte einen Arm auf Gabys
Rückenlehne. Aus derselben Bewegung schlug er mit dem Handrücken zu. Zweimal.
Blitzschnell. Beinhart. Der 30-cm-Schlag, den nur wenige Kampfkünstler so
perfekt beherrschen.
    Nasenbeine knirschten. Der Typ
hinter Gaby rutschte stöhnend vom Sitz. Der andere prallte mit dem Hinterkopf
an die Wand und war auf der Stelle bewußtlos. Der dritte erstarrte zur
Salzsäule. Er kam verdientermaßen glimpflich davon, hatte sich nämlich aufs
Rülpsen beschränkt.
    „Deine Freunde checken nicht
mehr viel“, sagte Tim. „Selber schuld. Kannst ihnen ja nachher erzählen, wie
der Film war. Und jetzt mach die Zigarette von dem Nasenbluter aus, sonst werde
ich ärgerlich.“
    Nummer drei gehorchte. Er sah
ziemlich erschreckt aus. Aber vielleicht lag das auch am Film.
    Tim wurde von Gaby auf die
Wange geküßt. „Eigentlich könnten wir gehen. Dieser Schwachsinn erheitert
nicht.“
    Karl und Klößchen waren
einverstanden. TKKG verließen die Vorstellung, öffneten im Freien die
Kabelschlösser von ihren Bikes und saßen auf.
    Ein Umweg war angesagt. Tim
wollte unbedingt bei Spelter vorbeischauen.
    „Ich muß es einfach wissen“,
erklärte der TKKG-Häuptling. „Muß wissen, wo dieser Rache-Psycho seinen
Schrott-Kadaver rumhängen läßt. Weil das heißt: ihn im Griff haben, unter
Kontrolle. Wenn man nicht weiß, wo der Kerl ist, kann er schlimme Sachen
anstellen.“
    „Wie heute nachmittag an der
Autobahn“, meinte Gaby. „Vermutlich.“
    „Genau. Aber noch wichtiger als
die öffentliche Sicherheit ist mir deine.“
    Gaby lächelte. Karl meinte, das
wäre keine Einstellung, die man vertreten könne, sondern blanke Selbstsucht in
bezug auf die Freundin. Klößchen hatte einen Schoko-Automaten entdeckt und
fütterte den Metallschlitz mit Münzen.
    Sanfter Regen fiel. Die dicken,
warmen Tropfen waren eher angenehm.
    Wie verweichlichtes Duschen,
dachte Tim. Eiskalt ist allemal besser. Das bringt Adrenalin in den Stromkreis.
    Sie erreichten
,An-der-Schwemme’.
    Tim fuhr auf den Hinterhof.
    Bei Spelter war alles dunkel,
der Mercedes nicht da.
    Wo steckt der Typ? überlegte
Tim. Bei seinem Freund Willert? Logo. Und wo steckt der?
    Tim beriet sich mit seinen
Freunden.
    „Das bringt doch nichts“,
meinte Karl, „wenn wir bei dieser Frau Willert anrücken. Die wird uns nichts
sagen.“
    Tim grinste. „Genau davon
möchte ich mich überzeugen.“
    „Also doch hin und löchern?“
    „Probieren wir’s.“
    Die Mitterrahmer Straße wirkte
friedlich und still. Der laue Regen hatte Spaziergänger, Hunde und Katzen
vertrieben.
    In Nr. 21, dem
Reihenmittelhaus, brannte Licht hinter einem Fenster. Martha Willert war also
daheim und rauchte vermutlich die 50. Zigarette des Tages.
    Vielleicht, dachte Tim, hat der
Kummer um den Sohnemann die Frau der Nikotinsucht in die Arme getrieben. Labile
Naturen brauchen ja immer was zum dran Festhalten. Dem einen ist es die
Schnapsflasche, dem andern die Zigarette, der dritte frißt. Und auch um
Klößchen muß man sich Sorge machen. Seine Schoko-Nascherei kann so nicht
weitergehen. Ich werde es bei ihm mal mit Hypnose versuchen. Vielleicht hilft
das.
    „Die Willert ist zu Hause“,
sagte Karl.
    „Vielleicht hat sie Besuch“,
feixte Klößchen, „zum Beispiel ihren Sohn.“
    Tim ging zur Haustür und
klingelte.
    Es dauerte eine Weile, bis die
Tür spaltweit geöffnet wurde. Eine Sicherheitskette klirrte. In der Diele war
Licht.
    Tim sah von Martha Willert nur
das halbe Gesicht. Ihr linkes Auge war trüb, das andere sicherlich auch. Sie
roch stark nach ihrem Laster.
    „Guten Abend!“ Tim lächelte,
als verkünde er einen Millionengewinn. „Habe ich das Vergnügen mit Frau Martha
Willert?“
    „Ja.“
    „Wir kennen uns

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