Angst im Paradies
Eichhörnchen jagten die Einwohner hier auch Buschratten, die ebenfalls riesig waren im Gegensatz zu ihren europäischen Verwandten. Die Ratten waren aber sehr sauber, da sie sich im Busch von Palmöl, Früchten und Nüssen ernährte eraute Sonan, anstelle von Müll und Unrat. Man hatte mir versichert, das Fleisch wäre wie Huhn, weiß und langfaserig. Probiert hatte ich es aber noch nicht und ich war auch ein wenig skeptisch dagegen eingestellt.
Ich beobachtete, wie Sona sich reckte und scheinbar einen Schlüssel aus einer Ritze zwischen Dach und der obersten Steinreihe herausholte und dann die Tür aufschloss. Sie war mit einem Riegel und einem Vorhängeschloss versperrt. Ich bemerkte, dass die Tür offensichtlich fast neu war, wahrscheinlich wurde sie erst eingebaut, als man die arme Binta hier einsperrte. Sona war unterdessen im Haus verschwunden und hatte die Tür hinter sich erneut geschlossen. Ich machte mich eilends wieder auf den Rückweg. Ich wollte keinen Verdacht erwecken und weit vor Sona wieder auf dem Compound eintreffen. Ich war mir sicher, dass so niemand auch nur eine Ahnung davon haben würde, dass ich das große Familiengeheimnis gelüftet hatte.
Da ich schneller ging, als Sona auf dem Hinweg gegangen war, brauchte ich nur knapp zwanzig Minuten für den Rückweg, genau, wie ich mir gedacht hatte. Ich war zufrieden mit mir selbst, weil ich es geschafft hatte, Sona nicht nur unbemerkt zu folgen, sondern auch den Rückweg allein gefunden hatte, obwohl es stellenweise keinen richtigen Pfad gab. Ich hatte mir einige sehr gute Markierungspunkte gemerkt, damit ich zu einem späteren Zeitpunkt auch Fatou das Versteck zeigen konnte. Ich konnte es kaum erwarten, meiner Schwägerin die Neuigkeiten zu berichten. Das allerdings stellte die nächste Schwierigkeit da, denn der Kontakt war mir verboten und ich hatte vergessen, mit Fatou eine Zeit und einen Ort für ein weiteres Treffen auszumachen.
Als wenn nichts gewesen wäre, betrat ich den Compound und wurde sofort von einer aufgeregten Awa begrüßt.
„Komm schnell! Lamin ...“
„Was ist mit ihm?“, unterbrach ich sie alarmiert.
„Er hat hohes Fieber und schreit.“
Eilig folgte ich Awa in mein Schlafzimmer, wo das Bettchen von Lamin stand.
*
Schon von Weitem hörte ich das Schreien meines Sohnes. Im Zimmer traf ich auf Hallima, die jüngste Frau von Modous Vater und Mutter der kleinen Loli, die den Kleinen auf ihrem Rücken gebunden trug und sanft hin und her tanzte, in der Hoffnung, das Schaukeln möge ihn beruhigen. Aminata saß auf einem Stuhl und schaute besorgt drein. Ich stürzte mich sofort auf meinen Sohn und Hallima beeilte sich, das Kind aus dem Wickeltuch zu befreien.
Ich war von der Hitze, die von dem Baby ausging, geschockt. Lamin glühte förmlich und dicke Kullertränen rollten aus seinen Augen die Wangen hinab.
„Ich habe versucht, ihn zu stillen, doch er will nicht trinken“, sagte Hallima verzweifelt. Ich verstand mich nicht so gut mit der jungen Frau, doch ich wusste, dass Hallima Kinder von Herzen liebte und in Lamin ganz vernarrt war. Sie hatte sicher ihr Bestes gegeben, um dem gebstillen,Jungen zu helfen.
Ich legte Lamin auf das Bett und entkleidete ihn. Für ein fieberndes Kind war er zu dick angezogen. Ich hatte kein Fieberthermometer, wusste jedoch auch so, dass das Fieber sehr hoch war.
„Was ist mit der Kommunalklinik?“
„Karanta war dort, aber es ist nur der alte Pa da gewesen. Nun ist er losgegangen, um den Doktor zu suchen, der ist in einer der anderen Dörfer. Er ist seit einer halben Stunde weg, ich hoffe, er kommt bald zurück“, informierte Awa mich.
„Ich brauche eine Waschschüssel und zwei Eimer Brunnenwasser. Außerdem Tücher, die ich als Wickel benutzen kann.“
Hallima eilte aus dem Zimmer, um das Gewünschte zu besorgen. Als sie wenig später zurückkam, hatte sie eine große Waschschüssel dabei und Tücher, die sie auf dem Kopf trug. Zwei der älteren Jungen trugen je einen Eimer mit Wasser.
Ich goss einen der Eimer in die Schüssel, und nachdem die Jungen wieder verschwunden waren, kniete ich mit Lamin vor der Schüssel nieder.
„Hilf mir Awa! Halte ihn über der Schüssel.“
Awa tat, wie geheißen und hielt das Baby unter den Armen gefasst über der Waschschüssel. Ich tauchte eines der Tücher in das kühle, jedoch nicht zu kalte Brunnenwasser und fing an, Lamin damit abzureiben. Nachdem ich ihn auf diese Art eine Weile nass gemacht hatte, nahm ich ihn aus Awa Händen und
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