Angst im Paradies
er doch recht friedlich zu dir. Du hast mich auf deiner Seite und Großmutter Aminata. Du hast ein Dach über dem Kopf und musst nicht hungern. – Damit hast du es besser, als viele Menschen in Gambia oder auf der Welt.“
„Ich weiß, trotzdem fühle ich mich gefangen, denn ich kann nicht einfach meinen Sohn nehmen und gehen. Ich möchte die Freiheit haben, zu gehen, wohin ich will und zurück zu kommen, wenn ich das will. Außerdem wünsche ich mir einen Ehemann, der mich liebt und mit Respekt behandelt. Ich dachte, Modou wäre so ein Mann und nun hat sich herausgestellt, dass alles nur eine L&uumnurechten l;ge war. Mein ganzes Leben ist auf eine Lüge aufgebaut und außer Lamin habe ich nichts mehr, was mein Herz erfreut.“
Ich legte Lamin an die andere Brust und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Ich genoss das Stillen. Es war eine so intime Sache. Niemand konnte es meinem Sohn geben, nur ich. Modou würde nie so eine intime Beziehung zu seinem Sohn haben. Das war etwas, was er mir nicht nehmen konnte. Ebenso wie das schmerzhafte aber ergreifende Erlebnis der Geburt. Awa hatte recht. Ich musste an die positiven Dinge denken und diese festhalten.
Am Nachmittag zog ich mich mit Lamin für einen Mittagsschlaf in mein Zimmer zurück. Ich war so müde, dass ich trotz der lauten Musik fast augenblicklich einschlief.
*
Modou blieb nur zwei Tage nach der Namensgebungszeremonie. Er schlief nicht einmal mit mir in einem Zimmer und wenn er mit mir sprach, dann nur über Lamin. Er fragte mich, ob er gut trinken würde, ob er Bauchweh hätte und Ähnliches. Zwischen Awa und Modou schien auch nicht alles zum Besten zu stehen. Ich vermutete, dass ihm die Freundschaft zwischen mir und seiner Schwester ein Dorn im Auge war. Wenn er wüsste, dass ich sein Geheimnis kannte, das ich von der anderen Frau wusste. Was würde er tun? Würde er mich wieder schlagen? Und vor allem fragte ich mich immer wieder, was wirklich mit Binta passiert war. Lebte sie noch? Was war mit den Kindern geschehen? Diese Fragen gingen mir einfach nicht aus dem Kopf.
Nachdem Modou wieder abgereist war, verfiel ich in eine Depression. Ich verließ mein Zimmer nur, wenn Awa mich schalt, dass das Kind und auch ich frische Luft brauchten. Doch ich sprach fast kein Wort, war stets abwesend und weinte mich nachts in den Schlaf. Das ging etwa einen Monat so. Lamin wuchs und gedieh trotz allem gut und er war ein friedliches Kerlchen. Schon nach einem Monat schlief er nachts von elf Uhr bis sieben Uhr durch. Ich liebte ihn und wenn es etwas gab, was mich davon abhielt, mein Leben zu beenden, dann war es Lamin.
Kapitel 23
E s war Juni, Beginn der Regenzeit. Dieses Mal brauchte ich mir über Mangos kaufen keine Gedanken machen. Auf dem Compound gab es so viele Mangobäume und auf den Ländereien ebenso, dass ich regelrecht Bauchschmerzen bekam. Ich aß die saftigen Früchte den ganzen Tag über. Awa sagte scherzhaft, dass ich mich bald selbst in eine Mango verwandeln würde, doch sie schien froh, das meine Depression langsam wieder verschwand und ich sogar hin und wieder lächelte. Meist war natürlich Lamin der Grund für mein Lächeln.
Ich ging regelmäßig mit Awa in den Frauengarten und durfte nun auch hin und wieder allein den Compound verlassen, um zum Shop zu gehen. Wenn ich den Compound verließ, musste ich jedoch, quasi als Pfand, meinen Sohn bei Großmutter Aminata lassen. Ich hätte jedoch auch gar nicht gewusst, wie ich ohne Geld zum Kombo hätte kommen sollen und meine ID-Card dthla
Im Juli wurde der Regen mehr und Teile des Compounds standen unter Wasser. Meine Ausflüge wurden immer länger, solange ich Lamin bei Aminata ließ, durfte ich ungestört die Gegend erkunden. Eines Tages traf ich Fatou auf einer meiner Touren. Fatou hatte einen Korb mit Palmbesen auf dem Kopf.
„Salem aleikum!“, grüßte Fatou und blieb stehen.
„Aleikum salam!“
„Ich habe darauf gewartet, dich einmal allein anzutreffen. Ich wollte dich nicht im Frauengarten ansprechen, wenn Awa dabei ist“, sagte Fatou leise, sich vorsichtig umschauend.
„Was kannst du mir über Binta sagen?“, fragte ich frei heraus.
Fatou war bei der Erwähnung des Namens zusammengezuckt.
„Schscht!“
Sie nahm mich beim Arm und zog mich vom Weg in das Gestrüpp. Zwar war niemand auf dem schmalen Weg, der zu den Mangroven führte, doch es konnte jederzeit sein, dass Jungen vom Holz sammeln kamen oder Kinder vom Baden oder Shrimps fangen.
„Woher weißt du
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