Angst im Paradies
ließ ihn langsam in das Wasser gleiten. Ich hielt ihn mit einer Hand so, dass sein Bauch, Brust und Kopf aus dem Wasser ragten und mit der anderen Hand spülte ich das Wasser über seinen Bauch und Brust.
„Meinst du, das wird ihm helfen?“, fragte Awa hoffnungsvoll.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich hoffe es!“
Nach etwa zehn Minuten hob ich meinen Sohn aus dem Bad und legte ihn auf ein Handtuch auf dem Bett, dann legte ich ihm kühle Beinwickel an. Mittlerweile hatte das Baby aufgehört zu schreien und ich meinte, dass die Temperatur etwas gesunken sei, war mir aber nicht sicher. Ich nahm mir vor, dem Doktor, wenn er kam, um ein Thermometer zu bitten, damit ich zukünftig eins hatte.
„Versuch ihn zu füttern“, regte Aminata an, die alles ruhig beobachtet hatte.
Ich nahm Lamin und setzte mich auf das Bett. Ich entblößte eine Brust und legte das Kind an. Nach ein paar Ermunterungsversuchen fing er schließlich tatsächlich an zu trinken und Aminata nickte zufrieden, ein grunzendes Geräusch dabei von sich gebend.
*
Als der Doktor kam, ging es Lamin schon bedeutend besser. Er hatte getrunken und schlief nun zufrieden und ruhig. Sein Fieber war gesunken, wenn auch nicht vollständig. Dr. Tamba Kuyateh gab mir einen Ibuprofensirup für Lamin und auf mein Bitten hin auch ein digitales Fieberthermometer.
Er lobte meine Behandlungsmethode, die das Fieber erfolgreich gesenkt hatte. Der Grund für die Fieberattacke war auch schnell gefunden. Lamin bekam einen Zahn. Sein Gaumen war geschwollen und gerötet, wo bald sein erster Schneidezahn durchkommen würde.
„Ist das nicht ein wenig früh?“, fragte ich irritiert.
„Es ist früh, ja, aber nicht so ungewöhnlich. Manche Kinder haben schon bei der Geburt Zähne. Gib ihm ein Stück Holz zum Kauen, das hilft gegen den Schmerz. Die Medizin kann er auch bekommen, die ist gegen Fieber und Schmerzen. Ich bin morgen und übermorgen jeweils von elf bis drei Uhr in der Klinik, falls noch was sein sollte.“
Mit diesen Worten packte der Doktor seine Tasche wieder ein und drückte mir das Kind in die Hand.
„Ich danke Ihnen für ihre Hilfe. Was muss ich zahlen?“
„Zwanzig Dalasi für die Untersuchung, zwanzigfür den Saft und hundertundfünfzig für das Thermometer. Das macht hundertneunzig Dalasi.“
Ich nahm zweihundert aus meiner Tasche und gab sie dem Doktor.
„Ist in Ordnung so“, sagte ich. „Nochmal vielen Dank!“
„Ich danke.“
Dr. Kuyateh nahm seine Tasche und verließ das Zimmer. Ich legte den Kleinen in sein Bettchen und Aminata erhob sich schnaubend von dem Stuhl. Zusammen mit Hallima und Awa verließ die alte Frau ebenfalls den Raum. Ich atmete erleichtert auf, als sich die Tür hinter den Frauen schloss. Einmal wegen der fortschreitenden Genesung Lamins und wegen der Ruhe, die nun einkehrte, da ich mit meinem Sohn allein war. Erschöpft und nachdenklich legte ich mich auf das Bett.
Kapitel 25
D rei Tage später gelang es mir, kurz mit Fatou im Frauengarten zu sprechen. Ich traf meine Schwägerin bei einem der zahlreichen Brunnen in dem Garten. Weit und breit war keine der anderen Frauen zu sehen und so war garantiert, dass niemand etwas hören konnte, solange wir flüsterten.
„Ich hab sie gefunden“, sagte ich leise, als ich den Eimer in die Tiefe warf, während Fatou gerade ihren vollen Eimer auf ihren Kopf hievte.
„Morgen früh gegen neun an dem umgekippten Baobab“, gab Fatou flüsternd zurück.
„Hm“, bestätigte ich und zog meinen Eimer hinauf. „Bis dann.“
Fatou schlenderte mit ihrem Wasser davon und ließ mich allein am Brunnen. Aufgeregt, wie ich war, hätte ich beinahe den vollen Eimer wieder in den Brunnen geworfen, besann mich jedoch und leerte ihn in meine Gießkanne. Mein Herz klopfte wild. Wenn alles gut ging, würde ich morgen die erste Frau meines Mannes kennenlernen. Ich hoffte nur, der Zustand der armen Frau möge nicht so schlecht sein, wie ich angesichts der zwei Jahre Gefangenschaft befürchtete.
*
Ich fand den Weg ohne Schwierigkeiten wieder. Als ich nun mit Fatou auf die kleine Hütte zuging, war mir regelrecht schlecht vor Aufregung. Was, wenn man uns entdeckte? Wenn Sona ausnahmsweise früher kam? Oder wenn Binta in einem ernsthaft schlechten Zustand war? Was würden wir überhaupt als Nächstes tun? Sie heimlich befreien?
Der Schlüssel war schnell gefunden und mit zitternden Händen öffnete ich das Schloss. Ich brauchte drei Versuche, ehe das Schloss endlich
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