Angst im Paradies
Verdammt! Ich wünschte, ich könnte es machen. Ich glaube, es ist zu gefährlich für dich.“
„Ich pass schon auf. Ich kann es schaffen. – Ich weiß, dass ich es kann!“
Fatou rang eine Weile mit ihren Zweifeln und Befürchtungen. Schließlich stimmte sie dennoch zu.
„Gut! Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Aber wenn ihr am Ziel angekommen seid, kehrst du sofort wieder um. Du wartest nicht darauf, dass sie wieder zurückgeht. Es ist besser, wenn du vor ihr wieder da bist, dann fällt es noch weniger auf. Wenn du erst einmal das Versteck kennst, kannst du mich an einem anderen Tag dorthin führen. – Meinst du, du wirst dir den Weg merken können?“
Ich nickte. Ich hatte eine gute Orientierungsgabe und hatte auch schon einiges in der Umgebung erforscht. Eine halbe Stunde Weg konnte so kompliziert nicht sein. Zumal die Afrikanerinnen viel langsamer zu gehen pflegten, als ich gewohnt war. Wenn ich den Weg allein gehen würde, bräuchte ich wahrscheinlich nur zwanzig Minuten, statt einer halben Stunde.
„Ich schaffe das!“, antwortete ich bestimmt.
Kapitel 24
D er Schweiß lief mir nur so herunter und ich war mir nicht sicher, ob es an der Hitze lag oder ob es Angstschweiß war. Ich lag schon seit einer halben Stunde auf der Lauer. kannsht="0" wUm kein Risiko einzugehen, war ich sehr pünktlich vom Compound verschwunden und auf einem Umweg zu dem umgestürzten Baobab gegangen. Nun wartete ich mit pochendem Herzen und schweißgebadet auf Sona. Zum zigsten Mal spielte ich alle möglichen Szenarien durch, falls man mich entdecken würde. Je länger ich wartete, desto nervöser wurde ich.
Endlich kam Sona in Sicht. Sie trug einen Korb, der mit einem Tuch verdeckt war, auf ihrem Kopf. Ich wartete, dass die ältere Frau näher kam. Der Weg verlief etwa dreißig Meter vor dem Baobab, wo ich mich versteckt hatte. Als Sona auf der Höhe des umgekippten Riesen war, hielt sie plötzlich inne. Ich hielt den Atem an. Hatte Sona etwas bemerkt? Mir wurde ganz flau im Magen.
Sona schaute sich um und mein Herz machte holperige Hüpfer. Ich wäre am Liebsten aufgesprungen und davon gelaufen, doch ich zwang mich zur Ruhe und blieb, wo ich war. Sona kam tatsächlich auf den Baumstamm zu und ich kroch hinter eine dicke Astgabelung und weiter unter den Stamm. Ich hörte, wie Sona ihren Korb auf den Stamm stellte, dann erschien Sona auf der Seite des Stammes, wo ich mich versteckt hielt. Ich hoffte, dass ich hinter dem dicken Ast und halb unter dem Stamm nicht sichtbar war. Sona hob ihren Rock an und setzte sich hin, um zu urinieren. Ich verspürte eine Erleichterung. Sona hatte mich nicht bemerkt und auch nicht nach mir gesucht. Sie hatte lediglich einen Platz gesucht, um vom Weg ungesehen, urinieren zu können. Als Sona fertig war, erhob sie sich wieder und ging um den Stamm herum auf die andere Seite. Sie summte eine Melodie, hob ihren Korb wieder auf den Kopf und entfernte sich summend von dem Baobab und von mir.
Ich ließ ihr ein wenig Vorsprung, ehe ich die Verfolgung aufnahm. Sona ging recht langsam, weswegen ich mich immer wieder bremsen musste, um nicht den Abstand zu verlieren. Zum Glück schaute Sona sich nicht mehr um und es waren auch weit und breit keine Menschen zu sehen. Wir kamen in ein Waldstückchen, welches mir unbekannt war. Ich merkte mir gewissenhaft alle markanten Punkte, um den Weg später wieder zu finden.
*
Wie ich mir gedacht hatte, war das Versteck eine halbe Stunde entfernt. Es lag auf einer Halbinsel am Rande der Mangroven. Verfallene Mauerreste zeugten davon, dass hier einmal jemand gelebt hatte, dann kam eine kleine Hütte mit einem verrosteten Wellblechdach in Sicht. Ich vermutete, dass hier einst ein Fischer gelebt hatte, wahrscheinlich allein, denn die Hütte war sehr klein. Auf dem Grundstück lagen verrostete Schüsseln und Töpfe, kaputte Plastikeimer und diverser Müll herum. Einige Ölpalmen und eine große Koni waren die einzigen Bäume, sonst gab es nur Sträucher und teilweise bis zu drei Meter hohes Gras. Ein paar fette Eichhörnchen flitzten von einer Palme zur nächsten. Ich hatte vor ein paar Tagen das erste Mal in meinem Leben geröstetes Eichhörnchen gegessen und sie sehr schmackhaft gefunden. Die Kinder hatten zwei der Tiere erlegt gehabt und über dem Feuer gebraten. Aus Neugier hatte ich von dem mir angebotenem Fleisch gekostet. Die afrikanische Variante der Eichhörnchen war viel größer und fetter, als die europäischen. Neben den
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