Angst im Paradies
an.
„Nein, ich glaub es ja nicht! Ist der süß! Und schon so groß!“
Entschieden nahm sie ihrem Bruder das Kind ab und herzte und drückte ihn. Lamin fasste zielstrebig nach einen von Piris kleinen, geflochtenen Zöpfen undouml;pfe Piri lachte hell.
„Komm, mein Schatz. Wir gehen in den Garten und suchen uns ein schattiges Plätzchen und dann holt Tante Piri was zu essen und zu trinken.“
Mit dem Kind auf dem Arm marschierte Piri los und Isa und ich folgten ihr. Der Compound, auf dem das Haus stand, war komplett verfliest, doch als wir durch eine kleine Tür in der Mauer gingen, gelangten wir auf einen doppelt so großen Compound, der zum Teil als Nutzgarten bepflanzt war und von großen Mango- und Cashewbäumen beschattet wurde. Unter einem der Mangobäume standen ein paar weiße Plastikstühle. Nachdem ich mich gesetzt hatte, drückte Piri mir Lamin wieder in die Arme und verschwand, um Getränke und Essen zu holen.
*
„Das ist ja eine unglaubliche Geschichte!“, rief Piri schon zum dritten Mal aus.
Ich hatte ihnen alles erzählt. Von meiner Gefangenschaft in Butubu, Modous Brutalität, der eingesperrten Binta bis hin zu unserer Flucht, die mich nun nach Tanji geführt hatte.
Auch Isa war geschockt. Er schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf. Sein offenes, freundliches Gesicht hatte sich während meiner Erzählung immer mehr betrübt und schließlich verfinstert.
„Dass dieser Mann noch nicht hinter Schloss und Riegel sitzt, ist eine wahre Schande! Der Kerl ist doch total krank!“, rief er empört aus.
Piri schaute mich voller Mitgefühl an.
„Was du alles durchmachen musstest! Wenn ich das nur gewusst hätte ...“
„Daran, was passiert ist, können wir nichts mehr ändern“, sagte Isa bitter. „Nun müssen wir sehen, wie wir dich nach England in Sicherheit bringen.“
Ich erklärte Piri und Isa, dass ich von Tom und Susanne Maurer das Geld für den Flug leihen könnte, aber nicht wusste, wo genau sie wohnten und auch ihre Handynummer nicht kannte. Isa versprach, die beiden für mich zu finden.
„Solange wir deine Freunde nicht gefunden haben, bleibst du mit Lamin natürlich hier“, entschied Piri.
„Ich will euch wirklich nicht zur Last fallen ...“, wandte ich ein.
„Unsinn. Du kannst doch mit dem Kind nicht auf der Straße schlafen“, mischte sich nun Isa wieder ein. „Piri hat vollkommen recht. Ihr könnt hier so lange bleiben, wie es nötig ist und wenn du von deinen Freunden das Geld für den Flug hast, müssen wir sehen, dass wir euch schnellstens außer Landes bringen. So lange Modou noch im Koma liegt, ist es am Sichersten. Wenn er erst mal aus dem Krankenhaus ist, wird es gefährlich. Besser, du bist dann schon mit dem Kleinen in England.“
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*
Schon am nächsten Mittag erschien Isa mit guten Neuigkeiten. Strahlend trat er auf Piri und mich zu. Wir saßen unter dem Mangobaum und aßen Papaya.
„Ich hab sie!“, verkündete er und konnte einen gewissen Stolz nicht verbergen, der in seiner Stimme mitschwang.
Mir wäre fast die Papaya vom Teller gerutscht, so sehr brachte mich die Nachricht aus der Fassung.
„Erzähl!“, forderte Piri neugierig.
„Ich habe alle Kollegen informiert, dass ich zwei Deutsche mit Namen Tom und Susanne Maurer suche, die in Senegambia wohnen und vor einer halben Stunde rief mich ein befreundeter Taxifahrer an und meinte, dass er sie gefunden hätte und hat mir die Nummer von deinen Freunden gegeben.“ Er winkte mit einem kleinen Zettel, auf dem eine Nummer geschrieben stand. „Und hier ist sie!“
Ich riss Isa die Nummer förmlich aus der Hand.
„Ja! Das ist sie! Jetzt, wo ich sie vor Augen habe, erinnere ich mich. – Das ist Toms Nummer“, rief ich aufgeregt.
„Ruf gleich an!“, forderte Piri.
Sie gab mir ihr Handy und mit zitternden Fingern tippte ich die Ziffern ein und drückte auf die Wählen-Taste. Es klingelte und mein Herz raste vor Aufregung. Dann meldete sich eine männliche Stimme.
„Ja!“
„Tom? Ich bin's”, sagte ich auf Deutsch.
“Julia! Meine Güte, wo bist du. Wir haben uns schon Sorgen gemacht und aus deinem Mann war nur rauszukriegen, dass du in England seist. Eine Kontaktadresse oder Nummer wollte er uns aber nicht geben. –Julia, weinst du etwa?“ Toms Stimme klang plötzlich besorgt.
„Ja. Ich weine – vor Freude. Es ist sooo viel passiert, das kann ich dir gar nicht alles auf die Schnelle erzählen.“
„Dein Taxifreund hat unsere Adresse. Er soll dich zu
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