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Angst in der 9a

Titel: Angst in der 9a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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anbietet?«
    »Du bist unmöglich, Willi«, fuhr Gaby ihn an. »Selbst in dieser menschlich tragischen Situation denkst du nur ans Futtern. Du Fressmonster!«

13. Carlo, der Kellner
    Nach dem Mittagessen begann ein Massenstart der Internatsschüler in Richtung Freibäder.
    Verständlicherweise – denn seit dem frühen Vormittag kletterte die Quecksilbersäule des Thermometers unaufhörlich.
    Mittags waren tropische Temperaturen erreicht und die letzte Stunde fiel aus – wegen Überhitzung, wie der Direktor es scherzhaft bezeichnete.
    Klößchen zog ein dünnes T-Shirt an. Seine nackten Arme erinnerten an pralle Leberwürste. Um sich vor einem Sonnenstich zu schützen, setzte er seine grüne Sportkappe auf. Deren Schild war so groß, dass ein Rabe darauf hätte landen können.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte er Tarzan.
    »Großartig. Aber du kannst den Anblick noch steigern, wenn du dir eine Blume hinters Ohr steckst. Wie wär’s mit was Größerem? Vielleicht mit einer Sonnenblume?«
    »Lästere du nur! Ich gefalle mir. Und Willi Sauerlichs Urteil ist mir am wichtigsten.«
    Sie holten ihre Räder aus dem Keller und fuhren zur Stadt.
    Bei Gaby hatten sich die vier vom TKKG verabredet. Frau Müller-Borrello wusste, dass sie kommen würden. Vor dem Mittagessen hatte Tarzan angerufen, allerdings sie nicht erreicht, sondern nur ihre Mutter, die zwar sehr niedergedrückt, aber gesundheitlich wiederhergestellt war. In der drückenden Hitze waberte die Luft.
    »Ich dachte«, sagte Klößchen, bei der Rennerei heute Nacht hätte ich meinen gesamten Schweiß verloren. Aber es geht schon wieder los. Ich bin wie aus dem Wasser gezogen.«
    »Du trinkst zu viel.Du solltest lieber mehr essen«, meinte Tarzan ironisch. »Vor allem trockene Nahrungsmittel. Zum Beispiel Schokolade.
    »Gute Idee. Allein wäre ich nicht darauf gekommen.« Als sie bei Gaby ankamen, sprang ihnen Oskar entgegen. Tarzan streichelte ihn.
    Gaby und Karl standen vor dem Lebensmittelgeschäft und hatten ihre Räder dabei.
    Tarzan fragte Gaby, ob ihr Vater zu Hause wäre, aber sie verneinte. Der Kommissar hatte sich so in seine Aufgabe gekniet, dass er sich nicht mal die Zeit fürs Mittagessen nahm.
    Durch die Stadt radelten sie zu der Siedlung, in der die Lehrerin wohnte. Oskar durfte mit.
    Diesmal war nur Bello im Garten.
    »Sogar das Hundchen sieht traurig aus«, sagte Gaby. »Es vermisst Marco.«
    Das Gartentor ließ sich fest schließen; und der Zaun bot keine Lücke. Deshalb durfte Bello hier spielen. Dass er auf die Straße lief, war unmöglich.
    Freudig begrüßte er Oskar, den die Kinder im Garten ließen.
    Oma Müller öffnete.
    Sie war bleich und die verweinten Augen gehörten für Tarzan schon zum gewohnten Anblick.
    Die Kinder sagten, wie Leid es ihnen täte, dass so was vorgefallen sei.
    Es war nicht einfach, die richtigen Worte zu finden. Aber Oma Müller drückte allen die Hand. Dann fuhr sie sich über die Augen.
    »Bitte, geht schon ins Wohnzimmer. Meine Tochter kommt gleich.«
    Die vier setzten sich. Die Beklommenheit war für jeden zu spüren. Sogar Klößchen machte keine Ausnahme. Dass er auf die Schokoladentorte gespitzt hatte, war vergessen.
    Die Mübo kam. Sie war noch blasser als ihre Mutter. Und zum ersten Mal hatte sie darauf verzichtet, sich die Lippen zu schminken.
    Ihr Gesicht sieht aus, dachte Tarzan, als wäre es kleiner geworden.
    Auch sie gab allen die Hand.
    »Es ist gut, dass ihr gekommen seid«, sagte sie. »Ich verdanke euch viel. Meine Klasse ist wieder friedfertig. Man kennt die Rädelsführer. Ihr habt den Beweis erbracht, dass mein Mann der Urheber ist für alle Schikanen. Ich sollte die Nerven verlieren und ihm Marco freiwillig überlassen. Himmel, wie wenig er mich kennt! Nie, und wäre ich sterbenselend gewesen, hätte ich auf meinen Jungen verzichtet. Aber darum geht es nicht mehr. Ihr wisst, was vorgefallen ist. Von euch als Autodieb entlarvt, hat Antonio Borrello die Flucht ergriffen. Mit Marco. Bis heute Nacht hatte ich gehofft, dass er von dieser letzten Konsequenz (Folgerichtigkeit) zurückschreckt. Dass er nicht zum Kidnapper seines Sohnes wird. Ich habe mich geirrt. Er schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Auch ich lerne jetzt erst begreifen, wie er wirklich ist.«
    Für einen Moment war Stille.
    »Haben Sie nochmal mit Kommissar Glockner gesprochen?«, fragte Tarzan.
    »Vorhin erst. Es war ein langes Gespräch.«
    »Es geht um Hinweise darauf, bei wem sich Ihr Mann verstecken könnte.«
    Sie nickte.

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