Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
einen verlassenen, ja toten Eindruck.
Fran humpelte bis zum Parkplatz und sah sich dort nach der Silhouette ihres Jettas um. Als sie nur noch fünf Schritte von ihrem Auto entfernt war, stieß sie einen entsetzten Schrei aus.
Ihre Schlüssel befanden sich in ihrer Handtasche - und ihre Handtasche lag im Diner.
Fran versuchte trotzdem, die Fahrertür zu öffnen. Sie wusste, dass sie diese abgeschlossen hatte, ehe sie arbeiten gegangen war. Sie wusste auch, dass sie, selbst wenn sie die Tür aufbekommen sollte, den Motor ohne Schlüssel nicht anlassen konnte. Als die Tür nicht nachgab, warf sie einen panischen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob der Killer ihr gefolgt war.
Er stand direkt hinter ihr. Seine Hand packte sie am Nacken.
»Hallo, Fran«, sagte er. »Ich heiße Taylor, und wir müssen reden.«
General Alton Tope konnte sein Glück kaum fassen. Kriege wurden durch Informationen, Feuerkraft und Strategie gewonnen beziehungsweise verloren. Aber er musste zugeben, dass es schlichtweg Glück war, dass sich der sechsundzwanzigste Spezialeinheitstrupp zufälligerweise gerade in Wisconsin befand, um ein Trainingslager in Fort McCoy zu absolvieren. Sie hatten einen Panzerprototypen auf Herz und Nieren geprüft; die spezielle Panzerung war elektrisch geladen und für Panzerfäuste so gut wie unzerstörbar. Morgen sollten sie laut Plan nach Fort Bragg zurückkehren. Operation ›Engel-Rettung‹ jedoch änderte diesen Sachverhalt.
Die zwölf Grünhelme standen in der Einsatzzentrale, alle für die Mission gekleidet, obwohl ihnen noch keine Waffen zugeteilt waren. Man hatte sie nur eine Stunde nach dem Schlafengehen wachgerüttelt, aber trotzdem schien jeder von ihnen munter und entschlossen zu sein.
»Rührt euch!«, befahl Tope, und die Männer verschränkten die Hände hinter dem Rücken. »Operation ›Engel-Rettung‹ ist streng geheim und wird gegenüber keinem mit weniger als zwei Sternen erwähnt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja, General!« Laut und wie aus einem Mund.
Tope fuhr fort. »Das Städtchen Safe Haven in Wisconsin, zweihundertundsiebzig Kilometer nordwestlich von hier gelegen, mit einer Einwohnerzahl von neunhundertundsieben, steht unter Belagerung. Ihre Aufgabe wird es sein, die Aufständischen gefangen zu nehmen. Dr. Ralph Stubin, ein Zivilist, wird Sie bei dieser Mission begleiten und Ihnen die notwendigen Informationen liefern.«
Tope nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein, der in der Ecke der Einsatzzentrale stand. Der Bildschirm wurde von einer Nahaufnahme Dr. Stubins ausgefüllt.
Da sie offensichtlich von einem Nachtsichtgerät stammte, erschien er in einem ungesunden Grün. Das Hintergrundgeräusch gab weitere Aufschlüsse: Er befand sich offensichtlich in einem Hubschrauber.
»Sehen Sie mich? Ja? Okay.«
Dr. Stubin blickte direkt in die Kamera und wirkte ziemlich grimmig.
»Ich heiße Ralph Stubin und bin Hirnchirurg. Ich bin Spezialist für Verhaltensmanipulationen, insbesondere in transhumaner Neuropathologie. Indem man bestimmte Bereiche des Gehirns anhand von elektrischen Impulsen stimuliert, kann man dessen Funktionsweise der eines Computers angleichen. Sprich, das Gehirn verarbeitet Eindrücke hintereinander statt parallel. Um es für einen Laien verständlich auszudrücken: Dieses Verfahren ermöglicht das Hochladen von Informationen im Gehirn eines Menschen. Programme werden dann automatisch ausgeführt, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind.«
Stubin blickte nach rechts - wahrscheinlich, weil ihn ein Soldat aufgefordert hatte, nicht vom Thema abzuweichen. Er nickte und richtete dann den Blick erneut in die Kamera.
»Viele Nationen, freundlich wie feindlich gesinnte, haben bereits mit Verhaltensmanipulationen herumexperimentiert. Der Codename für manipulierte Soldaten lautet Red-Ops. Eine Red-Op-Einheit ist eine Kampftruppe, die man hinter feindlichen Linien absetzt. Sie hat dreierlei Aufgaben: isolieren, überwältigen, vernichten. Sie werden in Kleinstädten eingesetzt und foltern, vergewaltigen und ermorden jeden, der ihnen über den Weg läuft. Red-Ops existieren, um den Feind zu demoralisieren, einzuschüchtern und ihm generell Angst einzujagen. Sie sind im Grunde nichts weiter als von der Regierung zugelassene und sogar geförderte Terroristen. Aufgrund
eines kolossalen Fehlers, dessen Hintergrund wir noch nicht verstehen, ist eine Red-Op-Einheit in diesem Augenblick auf amerikanischem Boden tätig. Sie wurde vermutlich
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