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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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er tiefer in den Wald hinein, aber zumindest entfernte er sich dadurch auch von dem furchterregenden Etwas. Vielleicht würde er sogar auf eine Straße oder einen Pfad stoßen. Zumindest konnte er auf diese Weise bis Sonnenaufgang geradeaus laufen und musste sich erst dann Sorgen machen, welche Richtung einzuschlagen war.
    Das mache ich für Jessie Lee, versicherte er sich. Sie braucht mich.
    Erwin konzentrierte sich so sehr auf seine Flucht, dass er völlig überrascht war, als er plötzlich vor dem Haus der Mortons stand. Der Strahl seiner Taschenlampe fiel auf Sheriff Streng und - einen Mann in Schwarz, der eine Pistole trug.
    Erwin blieb wie angewurzelt stehen. Er kannte Sheriff Streng seit seiner Kindheit. Sein Vater war ein guter Freund von ihm gewesen, und Streng hatte oft bei den Luggs zu Hause vorbeigeschaut. Erwin erinnerte sich, wie er Fangen mit ihm gespielt hatte, und eine ganze Weile lang konnte er sich stets auf ein Geburtstags- und ein Weihnachtsgeschenk von ihm freuen.
    Doch jetzt wurde er angegriffen. Der Mann beugte sich über Streng, hielt ihn auf dem Boden und machte irgendetwas mit seinen Händen. Erwin war etwa dreißig Meter von den beiden entfernt, und er wusste, dass er die Distanz nicht schaffen konnte, ehe der Mann seine Pistole gezückt hätte. Vor allem
nicht, nachdem Erwin ihn mit dem Licht seiner Taschenlampe auf sich aufmerksam gemacht hatte. Wenn er jetzt helfen würde, müsste er dafür sterben.
    Innerhalb einer Sekunde hatte Erwin das Licht ausgeschaltet und sich umgedreht, um wieder im Wald zu verschwinden. Sein Verhalten ließ ihn vor Scham tief erröten, aber das Risiko war einfach zu groß. Erwin mochte Mr. Streng, aber er wollte sich nicht für ihn erschießen lassen. Er versteckte sich hinter einer großen Tanne, kauerte sich nieder, hielt den Atem an und lauschte auf Geräusche, die ihm verrieten, ob er verfolgt wurde.
    »He!«
    Die Stimme ließ Erwin zusammenzucken. Das war nicht die Stimme von Mr. Streng.
    »Kommen Sie aus dem Wald raus!«
    Das schien ihm keine gute Idee zu sein. Erwin kaute auf den Innenseiten seiner Wangen herum und kniff die Augen zusammen.
    »Kommen Sie raus, oder ich töte den Sheriff!«
    Ein Schrei voller Qual ertönte, so dass sich Erwin am liebsten die Finger in die Ohren gesteckt hätte. Wenn der Mann wirklich glaubte, dass er Erwin so aus seinem Versteck locken konnte, hatte er sich getäuscht. Das Einzige, was er dadurch bewirkte, war die endgültige Bestätigung von Erwins Entschluss, sich so schnell und so weit wie nur möglich von diesem Ort zu entfernen.
    Die Taschenlampe ließ er ausgeschaltet. Er würde sich lieber in der Dunkelheit von diesem fürchterlichen Geräusch, das einfach nicht enden wollte, forttasten.

    Bis zu diesem Augenblick war der schlimmste Schmerz, den Sheriff Streng jemals hatte erdulden müssen, ein Nierenstein gewesen. Er war seinerzeit mitten in der Nacht von einem Alptraum aufgewacht, in dem ihm jemand mit einem heißen Schüreisen in die Seite gestochen hatte. Als er wach war, wollte der Schmerz nicht nachlassen. Nach zwei Stunden Tortur rief er den Notarzt an. Die Sanitäterin wusste genau, was er erdulden musste.
    »Ich habe drei Kinder geboren, Sheriff. Und ich hatte Nierensteine. Ich würde eher drei weitere Kinder auf die Welt bringen, als noch einmal einen solchen Stein ertragen zu müssen.«
    Doch der Schmerz, den dieser Psychopath auslöste, der ihn zu Boden drückte und etwas Unsägliches mit seinen Nieren anstellte, war um ein Zehnfaches schlimmer. Streng schrie, bis sein Rachen brannte. Er hatte Erwin am Waldrand gesehen und konnte ihm nicht wirklich vorwerfen, kehrtgemacht zu haben. Verdammt, Streng hätte das Gleiche getan, wenn er gewusst hätte, welcher Folter dieser Mann ihn aussetzen würde.
    Endlich hörten die Finger mit ihren fürchterlichen Bewegungen auf, und Streng schaffte es, Atem zu holen.
    »Ich glaube, Sie haben ihn verscheucht«, flüsterte der Mann. Streng hatte das Gespräch verfolgt, das der Mann mit seinem Handy geführt hatte. Er wusste, dass sich der Mann als Santiago vorgestellt hatte. »Also, wollen wir mit den Fragen beginnen? Wie versprochen?«
    »Ja.«
    »Gut. Erste Frage: Wo ist Warren?«
    Streng glaubte zuerst, sich verhört zu haben. Warren? Meinte er vielleicht Wiley? Aber was zum Teufel wollte der Fremde von Wiley?
    Ein Schlag in die Niere brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück.

    »Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen«, antwortete Streng

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