Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
sich vorzulehnen und ihre Achseln gegen den Fensterrahmen zu stemmen, um dem Ziehen an ihrer Fessel standhalten zu können.
Aber sie wurde nicht in die Küche zurückgezogen. Der Mörder
hielt sie einfach nur an der Ferse fest - fest genug, dass sie sich nicht befreien konnte -, zog sie aber nicht in die Küche hinunter. Fran erinnerte sich an ihre Kindheit, als sie einmal eine Auffrischungsimpfung beim Arzt bekommen hatte. Das Warten war damals genauso schlimm gewesen wie die Impfung selbst. Sie dachte daran, wie es wohl war, mit einem Messer erstochen zu werden. War es mit dem Pieksen einer Nadel vergleichbar? Oder würde der Kerl es vorziehen, sie aufzuschneiden und nicht zu schnell zu erstechen?
Die Sekunden verstrichen, und er zog immer noch nicht an ihr, sondern hielt sie lediglich fest. Die Vorstellung davon, was alles passieren konnte, war allerdings die schlimmste Folter für Fran.
Dann spürte sie, wie er ihre andere Wade ergriff und darüber zu streicheln begann.
Fran schrie auf. Diese intime Geste erhöhte ihr Grauen um ein Vielfaches. Kurz darauf zog er ihren Schuh aus. Dann spürte sie, wie er ihr den Strumpf auszog. Was hatte er vor?
Kurz darauf wusste sie es. Etwas Feuchtes, Warmes legte sich um ihre Zehen.
Er hatte die Zehen in seinen Mund genommen und lutschte an ihnen.
Fran wand sich und fing erneut an zu treten. Aber da sie sich nirgendwo festhalten konnte, waren ihre Versuche ohne jegliche Wirkung. Auch konnte sie die Beine nur schwer anwinkeln, während sie auf dem Bauch lag. Sie stellte den freien Fuß auf die Stirn des Angreifers und begann zu drücken, um so wenigstens sein Gesicht von sich wegzubekommen. Aber es funktionierte nicht. Während seine Zunge zwischen ihren Zehen hin und her glitt, fuhr er mit der anderen Hand ihr Bein hoch, unter ihren Rock und begann, an der Innenseite ihres Oberschenkels zu reiben.
Wenn er beide Hände auf ihrem Körper hatte, bedeutete das, dass er das Messer nicht festhielt.
Fran überlegte, ob sie das irgendwie zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Hatte er das Messer fallen lassen? Oder einfach nur beiseitegelegt? Hatte er es vielleicht wieder in die Scheide zurückgesteckt?
Seine Zähne fuhren über das Gelenk ihres kleinen Zehs. Dann hielt er abrupt inne, die Zähne in Position.
Oh, Maria im Himmel, nein …
Zuerst biss er nur sanft zu. Dann verspürte sie Schmerzen. Der Killer sägte mit den Zähnen vor und zurück und schüttelte dabei den Kopf wie ein Hund. Aber der Zeh wollte sich nicht vom Fuß trennen, wie sehr er sich auch bemühte. Der Schmerz wurde unerträglich und nahm immer mehr zu. Fran trat ihm ins Gesicht und drückte die Handflächen mit aller Kraft gegen die Mauer. Auf einmal entglitt sie ihm und fiel mit dem Gesicht zuerst auf den Asphalt. Sie konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen, ehe sie aufkam.
Dort rollte sie sich mit dem Rücken gegen die Mauer, während ihre Hände bereits nach der Ursache des pulsierenden Schmerzes tasteten, der ihren ganzen Körper und ihren Geist erfüllte. Sie hatte sich oft genug in ihrem Leben einen Zeh verstaucht, und einmal war ihr ein Zehennagel eingewachsen. Der damalige Schmerz war allerdings ein Vergnügen im Vergleich zu diesem gewesen. Sie fand die Wunde und versuchte, den Grad der Verletzung einzuschätzen. Nachdem sie sich in der Dunkelheit Gewissheit ertastet hatte, begann sie zu schluchzen. Ihr Zeh war verschwunden. Abgebissen. Sie konnte nur einen kleinen scharfen Knochen dort spüren, wo er einmal gewesen war.
Fran heulte auf. Noch lauter schrie sie jedoch, als eine Hand aus dem Fenster fuhr, sie an den Haaren packte und daran riss, so dass ihr Kopf hochschnellte.
Sie schaffte es gerade noch, sich an dem Müllcontainer festzuhalten, aber der Mann ließ nicht locker. Ihr Genick wurde erneut hochgerissen. Sie stemmte sich gegen die Kraft und spürte, wie ein Büschel Haare ausgerissen wurde, ehe sie auf einmal frei war und sofort begann, so schnell sie konnte die Gasse entlangzuhumpeln.
Als sie zur Hauptstraße kam, bog sie nach links ab. Die Dunkelheit umhüllte die Stadt wie eine schwere schwarze Decke. Auf der ganzen Hauptstraße schien keine einzige Lampe. Wolken verdeckten das tiefe Orange des ersten Vollmonds nach dem Erntemond. Nirgendwo waren Autos oder Menschen zu sehen. Nur eine lange Reihe leerer Läden: Hutch’s Bäckerei, der Toffeeladen, York’s Bücher und Karten, die Red-Cross-Apotheke, Safe Haven Spirituosen. Ohne Strom und Lichter machten die Gebäude
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