Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
ziehen: Ja, äußerst lässiges Benehmen, den irren Blick hinter den Spiegel-Sonnengläsern aus Saigon verborgen . . . nur noch warten, daß der Hai vorgefahren wird. Wo ist er? Ich habe doch dem elenden Zuhälter von einem Garagenjungen 5 $ gegeben, unter diesen Umständen eine perfekte Investition.
Ganz ruhig bleiben, die Zeitung lesen. Die Titelgeschichte wurde mit einer schreiend-blauen Schlagzeile angekündigt, die quer über die Seite lief:
TRIO WIEDER VERHAFTET WEGEN TOD EINER SCHÖNHEIT
Eine Überdosis Heroin soll nach offiziellen Angaben die Todesursache der hübschen Diane Hamby, 19, gewesen sein, deren Leichnam man letzte Woche in einem Eisschrank fand, wie aus dem Büro
des Coroners von Clark County mitgeteilt wird. Untersuchende Beamte vom Team des Sheriffs, die Verdächtigte verhaften wollten, berichten, daß eine von ihnen, eine 24jährige Frau, sich durch die Glastüren ihres Wohnwagens stürzen wollte, aber in letzter Minute von ihnen zurückgehalten werden konnte. Die Beamten meinen, sie sei offensichtlich hysterisch gewesen, denn sie habe geschrien: ›Lebendig kriegt ihr mich nicht.‹ Man legte ihr Handschellen an, und sie blieb unverletzt . . .
DROGENTOTE UNTER GIs
Washington (AP). Wie ein Unterausschuß des Abgeordnetenhauses berichtet, sind im vergangenen Jahr 160 amerikanischen GIs durch den Genuß illegaler Drogen ums Leben gekommen – 40 von ihnen in Vietnam . . . Drogen sind verantwortlich, wie man vermutet, für weitere 56 Tote innerhalb der Armee in Asien und im Pazifik-Kommando . . . In dem Bericht wird gesagt, daß das Heroin-Problem immer ernster wird, hauptsächlich wegen der weiterverarbeitenden Laboratorien in Laos, Thailand und Hongkong. »Der Kampf gegen das Rauschgift in Vietnam ist fast wirkungslos«, so heißt es in dem Bericht, »teilweise wegen der total machtlosen einheimischen Polizei und teilweise deswegen, weil bis dato unbekannte korrupte Beamte für den Drogenhandel mitverantwortlich sind.«
Links von diesem finsteren Bericht war mitten auf der Seite ein vierspaltiges Foto von Polizisten aus Washington, DC, die sich mit »jungen Kriegsgegnern« schlugen,
»welche ein Sit-In veranstaltet hatten, um den Eingang des Musterungsbüros zu blockieren«. Und neben dem Foto war eine schwarze Schlagzeile, ganz groß: BERICHTE VON ANGEBLICHEN FOLTERUNGEN.
Washington – Freiwillige Zeugen berichteten gestern einem informellen Kongreß-Ausschuß, daß sie während ihres Militärdienstes bei Verhören routinemäßig vietnamesische Gefangene mit Elektroschocks gefoltert hätten oder sie von Hubschraubern abwarfen, um sie zu töten. Ein Abwehrspezialist sagte, die Erschießung seiner chinesischen Dolmetscherin sei von einem Vorgesetzten mit den Worten verteidigt worden: »Sie war doch sowieso nur ein Schlitzauge« . . . womit er wohl andeuten wollte, es habe sich bei ihr um eine Asiatin gehandelt.
Direkt unter der Meldung war eine Schlagzeile: FÜNF VERWUNDETE NAHE NYC WOHNHAUS . . . von einem nicht identifizierten Heckenschützen, der ohne ersichtlichen Grund vom Dach des Gebäudes schoß . . . Dies stand über einer Schlagzeile, die lautete: APO-THEKENBESITZER VERHAFTET . . . »als Ergebnis«, so erläuterte die Meldung, »einer vorläufigen Untersuchung (in einer Apotheke in Las Vegas), die ergab, daß über 1000000 Pillen fehlten, die als gefährliches Rauschmittel gelten . . .«
Nachdem ich die Titelseite gelesen hatte, fühlte ich mich viel besser. Vor diesem abscheulichen Hintergrund verblaßten meine Verbrechen und wurden bedeutungslos. Ich war ein verhältnismäßig respektabler Bürger – ein vielfacher Gesetzesübertreter vielleicht, aber
ganz sicher nicht gefährlich. Und wenn es eines Tages an die Große Abrechnung ging, dann würde sich dieser Unterschied bestimmt bezahlt machen.
Oder nicht? Ich blätterte auf die Sportseite und las eine kleine Meldung über Muhammad Ali; sein Prozeß war vor dem Obersten Gerichtshof in die letzte Berufung gegangen. Er war zu fünf fahren Gefängnis verurteilt worden, weil er sich geweigert hatte, Schlitzaugen umzubringen.
»Ich hab nichts gegen die Vietkongs«, sagte er.
Fünf Jahre.
10
Western Union interveniert: Eine Warnung von Mr. Heem . . . Ein neuer Auftrag vom Sport-Ressort und eine bösartige Einladung von der Polizei
Plötzlich fühlte ich mich wieder schuldig. Der Hai! Wo war er? Ich warf die Zeitung fort und begann zu rennen. Verlor die Kontrolle. Ich spürte, wie die ganze schöne Fassade
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