Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
unsere Finanzen, wickelt alle unsere Verhandlungen ab.« Ich ließ mich auf den Fahrersitz gleiten und wollte starten.
    Der Angestellte lehnte sich in den Wagen. »Was uns ein bißchen verwirrt hat«, sagte er, »war Doktor Gonzos Unterschrift auf diesem Telegramm aus Los Angeles – wo wir doch wußten, daß er sich hier im Hotel befindet.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Und dann ein Telegramm an einen Gast, den wir nicht verzeichnet haben . . . nun, die Verzögerung war unvermeidlich. Sie verstehen das doch, hoffe ich . . .«
    Ich nickte, wartete ungeduldig, endlich fliehen zu können. »Sie haben sich korrekt verhalten«, sagte ich. »Versuchen Sie niemals, eine Nachricht unter Journalisten zu verstehen. Die Hälfte ist immer verschlüsselt – besonders bei Doktor Gonzo.«
    Er lächelte wieder, aber diesmal schien es ein bißchen seltsam. »Sagen Sie mir doch bitte«, meinte er, »wann wird der Doktor aufstehen?«
    Ich verkrampfte mich hinter dem Steuer. »Aufstehen? Was meinen Sie?«
    Es schien ihm peinlich zu sein. »Nun . . . der Manager, Mister Heem, möchte ihn gerne kennenlernen.« Jetzt war sein Grinsen absolut bösartig. »Nichts Ungewöhnliches. Mr. Heem lernt gern alle Herrschaften kennen, die größere Rechnungen machen . . . das gibt ein persönlicheres Verhältnis.. . . ein paar Worte und ein Händedruck, Sie verstehen schon.«
    »Aber natürlich«, sagte ich. »An Ihrer Stelle würde ich jedoch den Doktor zufrieden lassen, bis er sein Frühstück hinter sich hat. Er kann sehr grob werden.«
    Der Angestellte nickte leicht eingeschüchtert. »Aber er wird doch zu sprechen sein . . . vielleicht später am Vormittag?«
    Ich merkte, worauf er hinauswollte. »Hören Sie«, sagte ich. »Das Telegramm war leicht fehlerhaft. Tatsächlich kam es von Thompson und war nicht für ihn bestimmt. Bei Western Union muß man die Namen vertauscht haben.« Ich hielt das Telegramm hoch, denn ich wußte, daß er es schon gelesen hatte. »Dieses ist also«, sagte ich, ». . . dies ist eine besonders eilige Nachricht an Doktor Gonzo oben, und sie bedeutet, daß Thompson mit einem neuen Auftrag von LA hierher unterwegs ist – mit einer neuen Arbeitsanweisung.« Ich winkte ihn vom Wagen weg. »Bis später dann«, knurrte ich, »ich muß raus auf die Rennstrecke.«
    Er trat zurück, und ich legte den ersten Gang ein. »Es hat keine Eile«, rief er hinter mir her. »Das Rennen ist schon vorbei .«
    »Nicht für mich«, sagte ich und winkte ihm noch kurz und freundlich zu.
    »Essen wir doch heut mittag zusammen!« rief er hinter mir her, als mein Wagen auf die Straße rollte.
    »Klaro!« brüllte ich. Und dann reihte ich mich in den Verkehr. Nach ein paar Blocks die Main Street in falscher Richtung kehrte ich um und fuhr gen Süden, Richtung LA. Aber mit sehr gemäßigter Geschwindigkeit, verhalten. Bleib cool und fahr langsam, dachte ich. Schön treiben lassen bis an die Stadtgrenze . . .
    Ich brauchte nichts nötiger als eine Stelle, wo ich sicher von der Straße fahren konnte, irgendwohin, wo mich niemand sah: dort mußte ich das unglaubliche Telegramm von meinem Anwalt in Ruhe überdenken. Es stimmte; dessen war ich sicher. Es war mit solcher Eindringlichkeit formuliert, daß es überzeugte. Der Ton war unmißverständlich . . .
    Aber ich war weder in der Verfassung noch Stimmung, eine weitere Woche in Las Vegas zu verbringen. Im Augenblick nicht. Ich hatte das Schicksal herausgefordert, wie man es in dieser Stadt nicht weiter herausfordern konnte . . . ich war bis zum Äußersten gegangen. Und jetzt fühlte ich mich von Bluthundemeuten eingekreist; ich konnte die häßlichen Viecher schon fast riechen.
    Ja, es war absolut Zeit zu verschwinden. Mein Spielraum war gleich null.
    Mit dreißig Meilen die Stunde zockelte ich jetzt den Las Vegas Boulevard entlang und suchte einen Platz, um mich auszuruhen und meine Entscheidung zu konkretisieren. Natürlich war es schon entschieden, aber ich brauchte ein Bier oder drei, um die Chose zu besiegeln und den einen rebellischen Nerv zu ersäufen, der sich noch widersetzte . . .
    Da mußte noch was geklärt werden. Denn es gab ein Argument dafür zu bleiben. Ein trügerisches, saublödes und in jeder Beziehung idiotisches – aber es war unmöglich, sich der grotesken Attraktivität der Vorstellung zu entziehen, daß ein Gonzo-Journalist in den Klauen eines möglicherweise fatalen Drogenrausches eingeladen wird, die Bundeskonferenz der Bezirksstaatsanwälte über Narkotika und

Weitere Kostenlose Bücher