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Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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drunter – und ich bahnte mir meinen Weg durch die sorgfältig kultivierte Gartenerde wie ein Mutantenpilz. Ein Opfer der Drogen-Explosion. Ein Straßen-Freak von Natur aus, der einwarf, was ihm unterkam. Ich erinnere mich an einen Abend im Matrix, als ein Roadie reinkam: mit einem großen Sack auf dem Rücken und rief: »Will jemand L . . . S . . . D . . . ? Ich habe alle Sorten vorrätig. Brauch nur einen Platz, um sie zuzubereiten.«
    Der Manager von dem Laden war sofort bei ihm und murmelte: »Ruhe, Ruhe, Mann, komm erst mal mit in mein Büro.« Ich habe ihn seit jenem Abend nicht mehr wiedergesehen, aber bevor man ihn fortbrachte, verteilte dieser Roadie seine Kostproben. Große weiße Kapseln. Ich ging auf die Toilette, um meine zu essen. Aber zuerst nur die Hälfte , dachte ich. Ein weiser Entschluß, aber unter diesen Umständen sehr schwer auszuführen. Ich aß die erste Hälfte, aber verschüttete den Rest auf den Ärmel meines roten Pendleton-Hemdes . . . und dann, als ich noch überlegte, was ich jetzt machen sollte, sah ich einen von den Musikern hereinkommen. »Was liegt an?« fragte er.
    »Also«, antwortete ich, »all das weiße Zeug da auf meinem Ärmel, das ist LSD!«
    Er sagte keinen Ton: schnappte sich nur meinen Arm und begann daran zu saugen. Ein sehr obszönes Bild. Ich stellte mir vor, was geschehen würde, wenn irgendein junger Börsenmakler-Typ, der aussah wie einer vom Kingston Trio, reinkäme und uns dabei erwischte. Scheiß auf ihn, dachte ich. Mit einem bißchen Glück würde es sein Leben ruinieren – nie würde er von dem
Gedanken loskommen, daß irgendwo hinter schmalen Türen in all seinen Lieblingsbars Männer in roten Pendleton-Hemden unglaubliche Kicks kriegen von Dingen, die er nie verstehen wird. Würde er es je wagen, an einem Ärmel zu saugen? Wahrscheinlich nicht. Nur keine Experimente. Am besten so tun, als hätte man nichts gesehen . . .
     
    Seltsame Erinnerungen in dieser nervösen Nacht in Las Vegas. Fünf Jahre später? Sechs? Es kommt mir vor wie ein Lebensalter, wenigstens wie eine ganze Ära – ein Höhepunkt, der nie wiederkehrt. San Francisco Mitte der sechziger Jahre – ein ganz besonderer Ort und eine ganz besondere Zeit, wenn man daran teilhatte. Vielleicht geschah etwas von Bedeutung. Vielleicht auch nicht, auf lange Sicht betrachtet . . . aber keine Erklärung, keine Collage von Wörtern oder Musik oder Erinnerungen reicht an jenes Gefühl heran, zu wissen, daß man dabei war, daß man jenes Eckchen der Zeit und Welt leibhaftig miterlebte. Was immer es bedeutete . . .
    Erkenntnisse über die Geschichte sind schwierig zu gewinnen, zuviel Scheißdreck wird über sie verzapft – durch Bestechung. Aber auch wenn man nicht sicher ist, was »Geschichte« macht, man darf doch getrost glauben, daß dann und wann die Energien einer ganzen Generation sich vereinen zu einem langen feinen Flash, und keiner weiß in dem Augenblick die Gründe dafür wirklich zu verstehen – und im nachhinein ist niemals zu erklären, was wirklich geschah.
    Meine zentrale Erinnerung an jene Zeit hängt an einer Nacht – oder vielleicht fünf Nächten oder vierzig – oder frühen Morgenstunden – wenn ich das Fillmore verließ, halb-verrückt, und, statt nach Hause zu fahren, den
großen 650 Scheinwerferblitz über die Bay Brücke schickte, bei hundert Meilen die Stunde, L. L. Bean Shorts an den Ölbeinen und eine bunte Hirtenjacke an . . . durch den Treasure Island Tunnel donnerte, in Richtung Oakland und Berkeley und Richmond, nicht ganz sicher, welche Abfahrt ich nehmen sollte, wenn ich am anderen Ende ankam (immer den Motor abwürgte am Schalterhaus für die Autobahngebühr, zu weggetreten, um den Leerlauf zu finden, während ich nach Kleingeld fummelte) . . . aber mit einer absoluten Gewißheit: wohin ich auch fuhr, ich würde an einen Ort kommen, wo ich Leute traf, die ebenso high und ebenso wild waren wie ich: absolut kein Zweifel daran . . .
    Wahnsinn in jeder Himmelsrichtung, zu jeder Stunde. Wenn nicht auf der anderen Seite der Bay, dann oben am Golden Gate oder unten auf der 101 nach Los Altos oder La Honda . . . Funken schlagen konnte man überall. Und es herrschte dieses fantastische universale Gefühl, alles, was wir taten, sei richtig, . . . keine Zweifel, wir würden gewinnen . . .
    Und das, glaube ich, war der Haken – dieses Gefühl, der Sieg über die Kräfte des Alten und Bösen sei unausweichlich mein Sieg; ganz und gar nicht auf niederträchtige oder

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