Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
gefährliche Drogen zu besuchen und darüber zu schreiben.
Es lag ein perverser Reiz in dem Gedanken, ein Las Vegas Hotel tierisch zu prellen und dann – statt als hoffnungsloser Flüchtling den Highway nach LA entlangzurasen – einfach durch die Stadt zu fahren, das rote Chevy-Kabrio gegen einen weißen Cadillac einzutauschen und dann ein Zimmer in einem anderen Vegas Hotel zu beziehen und sich mit Presseausweis unter tausend hohe Polizisten aus ganz Amerika zu mischen, die einander über das Drogenproblem vollsabbelten.
Ein gefährlicher Wahnsinn, aber auch eine Sache, die jeder Kenner und Liebhaber von Grenzsituationen auch positiv sehen könnte. Wo zum Beispiel würde die Polizei von Las Vegas einen drogenabhängigen Zechpreller, der gerade ein Hotel in der Innenstadt abgekocht hat, am wenigsten suchen?
Genau. Bei der Bundes-Bezirksstaatsanwälte-Drogen-Konferenz in einem eleganten Hotel am Strip . . . oder wenn er in einem blitzenden weißen Coupe de Ville zur Tom-Jones-Dinner-Show in Caesar’s Palace vorgefahren kommt . . . oder bei einer Cocktail-Party für die Leute vom Rauschgift-Dezernat und ihre Ehefrauen im Dunes!
Aber klar, ein ideales Versteck! Für manche Leute. Aber nicht für mich. Und auch ganz bestimmt nicht für
meinen Anwalt – eine sehr auffällige Person. Getrennt würden wir vielleicht durchkommen damit. Aber zusammen, nein – wir würden es vermasseln. Zuviel aggressiver Zündstoff in der Mischung; die Versuchung, absichtlich ein totales Freakout zu starten, wäre zu groß.
Und damit wären wir natürlich geliefert. Sie würden keine Gnade kennen. Die Spitzel zu bespitzeln heißt, das Schicksal aller Spione zu akzeptieren: »Und wie immer, wenn Sie oder ein Mitglied Ihrer Organisation vom Feind entdeckt werden, dann muß das Ministerium jede Kenntnis dementieren usw . . .«
Nein, das war zuviel. Die Grenzlinie zwischen Wahnsinn und Masochismus war sowieso schon verschwommen; der Augenblick war gekommen auszusteigen . . . sich zurückzuziehen, auf Distanz zu gehen, Schluß zu machen. Warum nicht? Bei jedem Ding wie diesem kommt der Zeitpunkt, entweder die Verluste zu begrenzen oder die Gewinne auszubauen – je nachdem.
Ich fuhr langsam, suchte einen Platz, wo ich mich mit einem Frühmorgenbier hinsetzen konnte, um meine Gedanken zu ordnen . . . und diesen unnatürlichen Rückzug zu planen.
11
Ooohhhh, Mama, sollte dies wirklich das Ende sein? . . . am Arsch in Vegas, und wieder mit ’ner Amphetamin-Psychose?
Dienstag, 9 Uhr morgens . . . ich saß jetzt in »Wild Bill’s Cafe« am Stadtrand von Las Vegas und sah klar. Es gibt nur eine Straße nach LA – die US Interstate 15, geradeaus, ohne Nebenstraßen oder Abzweigungen, nur eine Parforce-Tour mit Höchstgeschwindigkeit durch Baker und Barstow und Berdoo und dann auf den Hollywood Freeway geradewegs ins wilde Vergessen: Sicherheit, Verborgenheit, ein Freak im Königreich der Freaks.
Aber in der Zwischenzeit, während der nächsten fünf oder sechs Stunden, würde ich das verdächtigste Ding auf dieser gottverdammt beschissenen Straße sein – der einzige feuerrote Hai-Kabrio zwischen Butte und Tijuana. . . in voller Fahrt auf dieser Wüstenstraße mit einem halbnackten Hillbilly hinterm Steuer, der reif war für die Klapsmühle. Soll ich lieber mein violettgrünes Acapulco-Hemd anziehen oder gar nichts?
Keine Möglichkeit, sich in diesem Monster zu verstecken.
Das wird keine glückliche Reise. Nicht mal der Sonnengott mag zuschauen. Zum erstenmal seit drei Tagen versteckt er sich hinter einer Wolke. Keine Sonne. Der Himmel ist grau und häßlich.
Gerade als ich auf Wild Bills in einer Nebenstraße halbversteckten Parkplatz fuhr, hörte ich über mir Düsenlärm, und dann sah ich die große DC-8 aufsteigen, eine silberne Spur hinter sich herziehend – gut fünfhundert Meter über der Straße.
War Lacerda an Bord? Der Mann von Life? Hatten sie alle Fotos, die sie brauchten? Alle Fakten? Hatten sie ihre Pflicht erfüllt?
Ich wußte nicht mal, wer das Rennen gewonnen hatte. Vielleicht gar keiner. Soviel ich gehört hatte, war das ganze Spektakel in einem furchtbaren Krawall geendet – einer Orgie sinnloser Gewalttätigkeit, angezettelt von besoffenen Raufbolden, die sich nicht an die Regeln halten wollten.
Ich wollte natürlich diese Lücke in meinem Wissen bei der nächsten Gelegenheit ausfüllen: Kauf die LA Times und schnüffel im Sportteil nach einer Mint 400 Geschichte. Wegen der Einzelheiten. Zum
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