Angstfalle
weiter.
»Sie machen es uns wirklich nicht leicht«, fügte Forseti noch an, bevor er zusammen mit den Polizeibeamten das Haus verließ.
Zurück blieb ein gewaltiges Chaos. Dieser Anblick ihrer durchwühlten Einrichtung spiegelte genau das wieder, was sie fühlte.
Lange saß sie da. Die Stille, die sie umgab, registrierte sie nicht. In ihren Ohren rauschte es, ihr Kopf dröhnte, ihr Herz schlug wie wild. Sie fühlte sich so hilflos, wie nie zuvor. Alle Versuche, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, waren gescheitert. Ihre Bemühungen, sich eine Blamage durch das Nacktfoto zu ersparen, waren nur teuer gewesen – aber ohne Erfolg. Mit Roland Berkes hatte sie den Falschen verdächtigt. Auch in diesem Punkt hatte sie einen schwerwiegenden Fehler gemacht. Nun musste sie mit dieser Erkenntnis leben – und noch dazu mit ihrem Verfolger, der nach wie vor sein übles Spiel mit ihr trieb. Der außerdem für den Tod ihrer Freundin Käthe verantwortlich war.
Spät in der Nacht betrat sie das Schlafzimmer. Sie wollte die Rollläden herunterlassen, aber diese blockierten. Trixi konnte es nicht glauben. Sie hatte doch selbst den Ast, der dazwischen klemmte, entfernt. Aber lange brauchte sie nicht zu zweifeln, da sah sie wieder, wie eine Zigarette angezündet wurde. Angestrengt versuchte sie, die Konturen der Gestalt genau auszumachen, aber alles verwischte sich in der Dunkelheit. Trotzdem glaubte sie, einen dicken Mann auszumachen. Für Trixi bestand kein Zweifel, dort saß Bruno Dold.
Sie hatte diesen schmutzigen Spanner unterschätzt.
Frustriert nahm sie sich ihre Daunendecke und ließ sich auf der Couch nieder. Wie lange würde sie auf ihr Schlafzimmer verzichten müssen? Sollten die unerträglichen Lebensumstände in ihrem eigenen Haus jemals ein Ende finden?
Aber nicht nur zu Hause, auch bei der Arbeit setzte sich das Gefühlschaos fort. Die Stimmung zwischen Daniela und Trixi wurde immer frostiger.
Daniela wurde beunruhigend herrisch und Trixi seltsam passiv. Ihr Kampfgeist hatte gelitten. Das Foto hatte ihr den Rest gegeben.
Von der Polizei hörte sie nichts mehr.
Ihre Weigerung, zuzugeben, dass die Auktion im Internet ein Schachzug ihres Gegenspielers war, entsprang ihrem Schamgefühl. Aber kam ihr diese Haltung zugute, sollte sie sich wieder bedroht fühlen?
Leider blieb ihr keine Zeit darüber nachzudenken, denn zu Hause sollte sich ihr Verfolger bald wieder melden.
Regelmäßig schlief Trixi nun im Wohnzimmer. Aber auch dort sollte sie nicht zur Ruhe kommen. Lautes Poltern ertönte von der oberen Etage.
Sollte das ewig so weitergehen?
Nein, sagte sie sich. Selbst ist die Frau.
Wutentbrannt sprang sie vom Sofa, rannte in die Küche, zog dort die Schublade heraus, in der sich Messer in allen Größen und Formen befanden. Das größte nahm sie heraus. Sie war zu allem bereit. Damit kehrte sie zurück in den Flur. Direkt daneben befand sich die Tür zum Treppenhaus, das nach oben führte. Sollte er die Treppe herunterkommen, würde sie zustechen, bis er tot war, dachte Trixi wild entschlossen.
Sie stand gerade einen Meter davor, als sich hinter ihr die Tür zur Abstellkammer mit einem leisen Quietschen öffnete. Mit einem lauten Aufschrei stürzte Trixi sich auf die Kammer zu und schlug das Messer immer wieder in etwas hinein, das sich weich anfühlte. Sie war sich ganz sicher, einen großen, dicken Menschen getroffen zu haben. Erst als sie wieder zur Besinnung kam, stellte sie fest, dass etwas muffig roch. Sie schaute genau hin, vor ihr stand die alte Matratze an die Wand gelehnt, die sie im Kinderbett hatte. Sie hatte sie durchlöchert.
Dann fiel die Tür zu, ein scharrendes Geräusch folgte. Trixi wusste, was es damit auf sich hatte. Es war der Riegel. Nun saß sie fest und der Einbrecher konnte in ihrer Wohnung tun und lassen, was er wollte. In völliger Dunkelheit saß sie da.
In der kleinen Kammer gab es kein Licht; an dem Luxus hatte sie immer gespart. Jetzt gestand sie sich ein, dass das ein Fehler war.
Ihre Angst wuchs, mucksmäuschenstill verharrte sie und lauschte, was sich in ihrem Haus ereignete, während sie in der dunklen Kammer eingesperrt war. Sie hörte Geräusche von krachendem Holz, zerberstendem Glas, Poltern, Scheppern, Knallen und immer wieder ein Schnaufen. Ansonsten vernahm sie nichts. Warum brüllte der Poltergeist nicht, damit sie genau wusste, mit wem sie es zu tun hatte? Warum blieb er so still, während er in ihrem Haus wütete.
Wieder ein lautes Krachen, das Trixi
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