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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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zusammenzucken ließ. Das klang verdammt nah, dachte sie sich.
    Vielleicht kam ja zufällig Fritz vorbei und wurde Zeuge ihres Dilemmas. Sie klammerte sich an diesen Hoffnungsschimmer. Dann könnte sie getrost zur Polizei gehen und alle würden ihr glauben. Die Vorstellung gefiel ihr.
    Aber da war wie üblich der Wunsch der Vater des Gedankens. Denn nichts dergleichen geschah. Nach langer Zeit, die Trixi wie eine Ewigkeit vorkam, wurde das Poltern weniger und ebbte schließlich ab. Dann hörte sie nichts mehr. War sie allein? Machte sie vielleicht einen Fehler, wenn sie jetzt gleich versuchte, mit den Füßen die Tür aufzustemmen? Sie tastete die Abstände genau ab, nahm Schwung und trat dagegen. Ihre Beine schmerzten höllisch. Aber sie durfte nicht aufgeben, sonst würde sie in ihrer eigenen Abstellkammer verhungern. Wieder trat sie dagegen, wieder und wieder. Es gelang ihr tatsächlich die Tür zum Bersten zu bringen. Von Hoffnung angetrieben, trat sie immer fester dagegen, bis sie vollständig nachgab. Trixi konnte durch die schmale Öffnung den Riegel greifen und aufziehen. Erleichtert trat sie hinaus in den Flur. Im Haus sah es wüst aus.
    Der Flur war übersät mit Glasscherben, Holzteilen, Geschirrteilen und Resten ihrer Pflanzenkübel. Wie paralysiert ging Trixi von einem Zimmer zum nächsten. Nichts, absolut nichts hatte er ausgelassen. Sogar die Daunendecke war aufgeschlitzt. Das Wohnzimmer war voller weißer Gänsefedern. Die Tür zum Obergeschoss stand offen. Von dort war er gekommen und hatte sie überwältigt. Nun stieg sie mit zitternden Knien hinauf. Was konnte noch schlimmer für sie werden, als das Bild, das ihr Hausinneres bot? Sie spürte eine ganz große Hoffnungslosigkeit. Im ersten Stock herrschte das gleiche Chaos wie unten. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er sie wahnsinnig machen? Sollte das sein Plan sein, funktionierte er. Trixi spürte, dass sie keine Kraft mehr hatte. Sie fühlte nur noch große Niedergeschlagenheit.
    Nein, sie würde nicht aufgeben. Ihr Fotoapparat fiel ihr wieder ein. Auf dem Chip waren schon Fotos ihrer Inneneinrichtung gespeichert. Nun konnte sie endlich etwas vorweisen. Im Pflanzenzimmer suchte sie nach der Kamera. Sie war weg. Und mit ihr die Rechnung und der Garantieschein. Es war natürlich nicht klug, alles zusammen aufzubewahren. Aber mit einem solchen Überfall hatte sie wirklich nicht gerechnet.
    Aber hätten die Fotos von dem Chaos wirklich etwas geändert? Konnte sie auf die Polizei noch hoffen? Vermutlich nicht, denn die Versteigerung ihres Nacktfotos hatte ihr die letzte Glaubwürdigkeit geraubt.
    Hinzu kam ihr Fehltritt bei Diez, als sie mit der Faust auf seinen Schreibtisch geschlagen hatte. Seine Worte klangen noch in ihren Ohren:
    »Sie bekommen Ihre Wut nicht in den Griff! Es fängt immer mit kleinen Sachbeschädigungen an. In den meisten Fällen nimmt die Gewaltbereitschaft zu und das Ausmaß wird schlimmer.«
    Der Schuss könnte nach hinten losgehen, wenn sie ihm die Verwüstung in ihrem Haus zeigte. Vermutlich würde er nur das bestätigt sehen, was er ihr vorausgesagt hatte. Also hatte sie keine andere Wahl: Sie musste weiterkämpfen, dieses Chaos beseitigen und versuchen, ihr Leben selbst in den Griff zu bekommen.
    Sie ging auf die Treppe zu, als ihr Blick auf die Klappe fiel, die zum Speicher führte. Sie konnte es nicht fassen: Sogar dort hatte er gewütet. In den Speicher würde Trixi niemals gehen, niemals! Sie klappte einfach den Deckel wieder zu. Es war ihr egal, wie es dort aussah. Sie suchte sich in den Trümmern eine Wolldecke, die unversehrt geblieben war und ging damit ins Wohnzimmer. Auch dort hatte er so gut wie nichts ausgelassen. Das einzige, was verschont geblieben war, war das Sofa, das zu ihrem zweiten Bett geworden war. Sie räumte die Trümmer herunter, damit sie einen Platz zum Schlafen hatte.
    Das war ja schon mal ein Anfang, dachte sie.
    Von Albträumen geplagt, sie sei lebendig begraben, wachte sie am nächsten Morgen auf. Sie fühlte sich so gerädert, dass sie sich wünschte, gar nicht eingeschlafen zu sein. Ihre Augen waren so geschwollen, dass sie Mühe hatte, etwas zu sehen. Aber damit nicht genug. Als sie sich anziehen wollte, stellte sie fest, dass auch ihre gesamte Garderobe durcheinander geworfen worden war. Es ekelte sie zu wissen, dass er ihre Kleider angefasst hatte. Blöder Spanner. Fand er auch noch Gefallen daran, in den getragenen Kleidern seiner Opfer zu schnüffeln?
    Lange verharrte sie vor dem

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