Angstfalle
Polizei!«
»Was für ein Spiel soll das sein?«
»Bei der Hausdurchsuchung haben die Kollegen den Videofilm »Das Haus der Lady Alquist« gefunden«, berichtete Erik. »Kennen Sie diesen Film?«
»Natürlich! Wer kennt den Film nicht? Die Hauptdarstellerin war Ingrid Bergmann.«
Kullmann überlegte eine Weile und fügte hinzu: »Sie wird in diesem Film für wahnsinnig erklärt, weil sie Geräusche hört, die sonst niemand gehört haben will.«
»Richtig!«
»Und wie hilft Ihnen das weiter?«
»Vielleicht war es ihr Plan, Roland Berkes zu beseitigen. Mit dieser Darstellung ihrer Situation, die nur in Beatrix Reubers Kopf existiert, haben wir keine Ermittlungsgrundlage. Wir haben nichts in der Hand, womit wir etwas nachweisen können. Also wäre es der perfekte Mord, sollte das ganze Theater mit dem Verfolger, der um ihr Haus schleicht, Teil ihres Planes sein«, spekulierte Erik weiter.
»Aber damit hat sie den Polizeiapparat doch erst darauf aufmerksam gemacht, ein Motiv zu haben.«
»Ja! Aber mit dem Ergebnis, dass niemand sie ernst nimmt! Ingrid Bergmann ging es in diesem Film genauso. Wie viel Zeit war vergangen, bis Roland Berkes exhumiert wurde? Das konnte nur passieren, weil sich niemand wirklich mit Beatrix Reuber beschäftigt hat.«
»Diese Theorie ist sehr gewagt. Wenn sie nicht zutrifft, könnte das zur Folge haben, dass meine Nachbarin wirklich in Gefahr schwebt und niemand da ist, wenn sie Hilfe braucht.«
»Genauso gewagt ist es, wenn sie sich als schwarze Witwe entpuppt, die die Männer entsorgt, mit denen sie zu tun hat«, hielt Erik dagegen.
»Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken«, bekannte Kullmann. »Mein Ruhestand hat wirklich Vorteile. Jetzt werde ich erst einmal zu Abend essen und mich dann der kleinen Lisa widmen.«
Erik verstand diese Aufforderung sofort. Er erhob sich von seinem Platz, als Martha mit einem Tablett voller verschiedener Wurst- und Käsesorten ins Wohnzimmer trat.
»Sie können gerne mit uns essen«, lud sie den Polizeibeamten ein.
Doch Erik schüttelte den Kopf: »Vielen Dank! Aber heute Abend bin ich schon verabredet.«
Er warf noch einen Blick auf die schlafende Lisa und verließ die Wohnung.
Verabredet, überlegte Anke. Hatte er eine Freundin?
20
Der Arbeitstag wurde zur reinsten Qual für Trixi. Daniela schaute sie ständig prüfend an, sagte aber nichts. Trixi fühlte sich wie in einer Falle. Als wartete die Kollegin nur darauf, dass sie einen entscheidenden Fehler machte.
Welchen Plan verfolgte Daniela wirklich?
Gehörte sogar Käthes Tod dazu?
Und sollte nun Trixi an die Reihe kommen?
Nur was gewann Daniela, wenn sie Trixi vernichtete?
So viele Fragen – und keine Antworten.
Die Mittagspause nutzte Trixi, um einen Schlüsseldienst aufzusuchen, der sich zu ihrem Glück im Saarbasar befand. Sie hatte den Entschluss gefasst, ein neues Schloss an ihre Haustür anbringen zu lassen und dieses Vorhaben duldete keinen Aufschub.
Nach diesem zermürbenden Tag radelte Trixi nach Hause. Das Wetter war kalt, die Luft feucht. Starker Wind frischte in Böen auf und machte ihr das Radfahren zum reinsten Balanceakt.
Als sie vom Sturm zersaust, vom Regen durchnässt und steif vor Kälte zu Hause ankam, traf gleichzeitig der Schlüsseldienst ein. Es dauerte nicht lange, da war die Arbeit erledigt und der Schlosser überreichte ihr einen Bund neuer Schlüssel.
Als sie die Tür hinter sich schloss, spürte sie zum ersten Mal seit langer Zeit ein Gefühl der Sicherheit.
Den nächsten Tag, den Sonntag, nutzte Trixi, um ihre Wäsche zu waschen, aufzuräumen und die Trümmer zu entsorgen. Es war eine Arbeit von Stunden, aber die Mühe lohnte sich. Mitten in der Nacht hielt sie inne. Sie war todmüde, hatte den ganzen Tag durchgearbeitet. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie nicht die geringste Belästigung erfahren musste. Ließ er sie wirklich in Ruhe oder hatte sie seine Pläne durch das Auswechseln des Schlosses durchkreuzt?
Sie fiel auf das Sofa, deckte sich mit der verbliebenen Wolldecke zu und schlief sofort ein. Es war ein erholsamer Schlaf. Am Montagmorgen wachte sie spät auf und fühlte sich so ausgeruht wie schon lange nicht mehr.
Diesen Tag verbrachte sie ebenfalls damit, aus ihrer Räuberhöhle wieder eine Wohnung zu machen. Nach und nach verschwanden die Spuren der Verwüstung in ihrem Haus. Auch wenn die Arbeit mühsam war, das Ergebnis entschädigte sie dafür. Am Nachmittag stand sie vor einem Berg von Trümmern, Scherben und Abfällen. Wohin
Weitere Kostenlose Bücher