Angstfalle
konnten diese Angaben nicht stammen. Wer blieb da noch? Ihrer Arbeitskollegin Daniela traute sie diesen Verrat zu. Nur wusste Daniela nichts von ihrer Liebe für Pflanzen, und schon gar nicht, dass sie diese in genau dem angegebenen Zimmer hegte und pflegte.
Schon wieder fiel ihr Bruno Dold ein.
Wie lange ging er schon in ihrem Haus ein und aus, womit er Trixi das Leben zur Hölle machte? Natürlich! Nur Bruno konnte es gewesen sein, der der Polizei diesen gezielten Tipp gab. Damit wollte er erreichen, dass er nicht mehr verdächtigt wurde.
Warum hatte Trixi so lange gebraucht, um die Zusammenhänge zu verstehen?
Erst jetzt erinnerte sie sich, dass sie Bruno vor ein paar Jahren den Haustürschlüssel anvertraut hatte, damit er in ihrem Haus die Wasserleitung reparierte. Diese Gelegenheit hatte er mit Sicherheit genutzt, um sich eine Zweitanfertigung machen zu lassen. Nur so hatte er in ihr Haus gelangen können, als sie arbeiten war.
Die Gewissheit traf sie wie ein Schlag. Nach dem Tod von Roland Berkes hatte sie nicht glauben wollen, dass er gar nicht für all diese Einschüchterungen verantwortlich war. Aber nun musste sie es sich eingestehen: Es konnte von Anfang an nur Bruno Dold gewesen sein. Roland hatte niemals ihren Haustürschlüssel besessen, Bruno dagegen schon.
Gleichzeitig zu dieser späten Erkenntnis fielen ihr auch wieder die Spuren vor ihrem Schlafzimmerfenster ein. Sie hatte sich nicht getäuscht, als sie glaubte, die plattgewalzte Erde an dieser Stelle deute darauf hin, dass sich dort jemand aufhielt. Zwar hatte sie die Gestalt nur unscharf erkennen können, aber ihr Eindruck war schon lange, dass es ein großer, kräftiger Mann war. So konnte Bruno sich jederzeit darüber informieren, wer Trixi besuchte und wann.
Es dauerte nicht lange, da trat Diez zu Forseti und erklärte: »Wir haben nichts gefunden.«
Ungläubig schaute Forseti seine Mitarbeiter an, erntete aber nur ein Schulterzucken.
»Haben Sie auch in den anderen Zimmern nachgesehen?«
»Ja.«
»Im Obergeschoss?«
»Auch da.«
»In den Mülltonnen?«
»Wir haben nichts ausgelassen!«
Forseti wandte sich Trixi zu, reichte ihr die Hand und erklärte: »Bitte entschuldigen Sie die Umstände, die wir Ihnen gemacht haben. Aber nur so können wir alle ganz sicher sein, dass Sie nichts Unrechtes getan haben.«
Er wollte gehen, sah aber, dass Diez keine Anstalten machte, ihm zu folgen.
Mit einem hämischen Grinsen sprach der Hüne Trixi an: »Ich war mir sicher, hier etwas zu finden. Sie schaffen es, uns zu überraschen. Nicht jedem gelingt das.« Dabei stellte er sich ganz dicht neben die junge Frau.
»Ich bin ein Opfer, aber Sie behandeln mich wie eine Täterin«, widersprach Trixi.
»Dass ich nicht lache!« Er griff in seine Jackentasche und zog einen Zettel heraus. Auf den ersten Blick konnte Trixi das Wort Ebay lesen. Ihr wurde schlecht.
»Ein fleißiger Internet-Surfer kam zu mir und bedauerte, dass ihm bei Ebay ein geiles Geschäft durch die Lappen ging. Er wollte unbedingt dieses Foto ersteigern!«
Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck hielt Diez Trixi den Ausdruck, auf dem ihr Nacktfoto abgebildet war unter die Nase. Daneben war der Startpreis von fünfzig Euro vermerkt.
Vorbei die Hoffnung, sich eine Blamage zu ersparen.
»Davor können Sie Ihre Augen nicht verschließen. Sie präsentieren sich nackt im Internet und wundern sich, dass Ihnen liebestolle Schwärmer nachstellen.«
Forseti nahm Diez das Blatt Papier aus der Hand. Er schüttelte den Kopf.
»Nachdem ich Hollmanns Schilderungen über Ihr Verhalten hörte, als er auf Ihren Hilferuf hin Ihr Haus durchsuchte, wundert mich nichts mehr. Es passt alles zusammen und spricht für einen leichtfertigen Lebenswandel.«
Trixi schwieg.
»Da können Sie noch von Glück reden, dass Ihnen nur Blumen geschenkt oder Heiratsanträge gemacht werden!«
Trixi meinte, sie müsste im Boden versinken. Da hatte sie alles daran gesetzt, um sich genau das zu ersparen, was jetzt und hier geschah. Von nun an brauchte sie nicht mehr auf die Polizei zu hoffen. Die Enthüllung dieses Fotos machte alles zunichte.
»Oder war Ihnen Ihr Leben zu langweilig, sodass Sie sich von dieser Dummheit etwas mehr Spannung erhofften?«
Trixi hatte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen.
»Warum sagen Sie nichts dazu?«, schaltete sich Forseti ein.
Trixi schaute ihn an, in der Hoffnung, dass er sie verteidigte. Sein Blick verriet jedoch nur Geringschätzung.
Also schwieg sie beharrlich
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