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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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ihr.
    »Was ist denn?«, fragte Polly und ließ den Spiegel sinken.
    Rose wäre am liebsten vor Dankbarkeit in Tränen ausgebrochen. Polly hatte Flossie nicht einmal bemerkt. Ihr Baby schlief, unberührt, unversehrt.
    »Also, wie wäre es jetzt mit Kaffee?«, fragte sie Polly.
    Sobald sie ein wenig Koffein im Blut hatte, war Polly schon weit weniger pessimistisch, was den Ausgang des vergangenen Abends betraf. Wie sich herausstellte, hatte sie eine ganze Reihe von Terminen in London und Bristol wegen möglicher Plattenverträge und weiterer kleiner Unplugged-Konzerte vereinbart.
    »Ist dir dieser dünne Typ mit den kurzen grauen Haaren und dem Nasenpiercing aufgefallen?«, wollte sie von Rose wissen.
    »Enge Jeans und Leder?«
    »Genau. Das war Steve Blow.«
    »Mach keinen Quatsch!«
    »Doch, der Bassist. Er will, dass ich bei einem seiner Konzerte nächsten Monat in Camden als Gast mit dabei bin.«
    »Und, machst du’s?«
    »Warum nicht? Von da, wo ich jetzt stehe, kann es ja nur bergauf gehen, oder? Ich hab mir gedacht, ich fahre dann gleich für ein paar Tage hin, Klinken putzen. Dir macht es doch nichts aus, solange auf die Jungs aufzupassen, oder?«
    »Überhaupt nicht.« Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, dachte Rose.
    Die Tür zum Garten öffnete sich, und Gareth erschien im Türrahmen. Das Gewicht auf einem Fuß, stand er im Gegenlicht. Er strich sich mit kohlegeschwärzten Fingern die Haare aus dem Gesicht und wartete darauf, dass sich seine Augen an die Dunkelheit der Küche gewöhnten.
    »Milch ist alle«, sagte er.
    »Du solltest dir eine Versorgungsleitung legen«, lachte Polly. »Dann musst du nie wieder hier hochkommen.«
    »Oh, hi.« Gareth trat ein und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Na, du Star?«
    »Lass mal gut sein«, meinte Polly lachend.
    »Nimm die Flasche, die ganz vorn steht«, erklärte Rose, als Gareth den Kühlschrank zu durchsuchen begann.
    »Ach, übrigens«, sagte Polly. »Besteht zufällig die Möglichkeit, dass einer von euch heute nach Bath fährt? Mir ist eine Saite gerissen.«
    »Leider nicht«, antwortete Rose für sie beide. Gareth wollte arbeiten, und sie selbst hatte nicht genug Zeit, es nach Bath und wieder zurück zu schaffen, bevor sie die Kinder von der Schule abholen musste.
    »Warte mal.« Mit der Milchflasche in der Hand drehte Gareth sich um. »Ich könnte dich mitnehmen. Ich brauche neues Papier. Eigentlich wollte ich morgen fahren, aber heute ist auch in Ordnung.«
    »Nur wenn es dir nichts ausmacht«, erwiderte Polly.
    »Kein Problem. Wir fahren gleich nach dem Mittagessen. Was gibt’s zum Mittagessen, Rose?«
    Rose hätte schwören können, dass er gesagt hatte, er wolle das Mittagessen ausfallen lassen.

29
    R ose kochte eine französische Zwiebelsuppe, die sie mit Brot und Ziegenkäse vom Markt am Küchentisch aßen. Die Gesellschaft war ungewohnt – Rose hatte sich an ihre einsamen Tage gewöhnt. Ein bisschen war es, als säße sie zwischen zwei Buschfeuern, weil sowohl Polly als auch Gareth die ganze Zeit über ihre Projekte und Pläne sprachen.
    Gareth erläuterte seine Ideen für die Fluss-Serie. Polly beugte sich vor, hörte aufmerksam zu und nickte, um zu zeigen, dass sie sich ganz genau vorstellen konnte, was er meinte. Rose schaltete irgendwann ab. Sie drückte ihre rechte Brust, um sie auf den typischen prämenstruellen Schmerz zu untersuchen. Es wäre ihre erste Periode seit Flossies Geburt und eine Erklärung dafür, warum sie sich so eigenartig fühlte. Der Morgen hatte so verheißungsvoll begonnen, hell und voller Sonnenschein, doch jetzt hatte sie das Gefühl, als säße sie in einer Kiste, deren Deckel sich ganz allmählich über ihr schloss.
    Polly ging ins Nebengebäude, um sich fertigzumachen, und Rose räumte die Sachen vom Mittagessen weg, während Gareth am Tisch sitzen blieb und eine Liste der Dinge machte, die er in Bath besorgen wollte.
    »Kann ich dir irgendwas mitbringen, wenn ich schon mal da bin?«, fragte er.
    »Ich kann den Läusekamm nicht finden«, sagte Rose. »Anna kratzt sich schon wieder.«
    »Okay, ist notiert.« Er stand auf und holte den Autoschlüssel aus dem Holzschränkchen neben der Hintertür. »Es dürfte nicht allzu spät werden«, meinte er und küsste sie aufs Haar, bevor er ging. Er sprang die Stufen zum Nebengebäude hinauf wie ein Hund, den man auf freiem Feld von der Leine gelassen hat.
    Rose sah, wie Polly aus der Tür trat und Gareth zulächelte. Sie trug ein weites Hemdblusenkleid, dessen

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