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Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Weiß in der Sonne strahlte und das sie um Jahre jünger aussehen ließ. Eine kleine jungfräuliche Braut.
    Sobald sie die Küche aufgeräumt und erneut im Garten nach dem Kater Ausschau gehalten hatte, beschloss Rose entgegen jahrelanger Gewohnheit, sich zusammen mit Flossie zu einem Mittagsschlaf hinzulegen. Vielleicht ginge es ihr danach besser. Doch als sie aufwachte, zehn Minuten bevor sie die Kinder von der Schule abholen musste, stellte sie fest, dass sich das Gefühl des Eingesperrtseins nicht nur nicht verflüchtigt hatte, sondern dass sie nun darüber hinaus auch noch völlig benebelt war, so als wäre jemand in ihren Kopf gestiegen, während sie geschlafen hatte, und hätte den Teil ihres Gehirns, der für die Empfindungsfähigkeit zuständig war, durch Watte ersetzt.
    Deshalb hörte sie auch Simon zunächst nicht, als dieser nach ihr rief, während sie über die Wiese stapfte. Er beschleunigte seine Schritte, um sie einzuholen, und kurz darauf spürte sie, wie der freundliche Trooper an ihrem Bein entlangwischte.
    »Hi.« Als Simon auf sie zugelaufen kam, wirkte er welpenhafter als sein Hund. »Jemand zu Hause?«
    »Entschuldige.« Rose drehte sich um und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich war mit den Gedanken ganz woanders.«
    »Das habe ich gemerkt.« Er passte sich ihrem Schritt an. »Habt ihr Lust, nach der Schule auf einen Tee mit rüberzukommen?«
    »Klar, wieso nicht?« Sie hatte keinen Grund, heimzugehen, und zum Abendessen konnte sie eine Lasagne auftauen. Ihr war ohnehin nicht nach Kochen zumute.
    Als die Kinder von dem Plan erfuhren, jubelten sie vor Begeisterung, und zwar so laut, dass Rose sich fragte, was so schlimm daran gewesen wäre, nach Hause zu gehen.
    In der Zeit, die es gedauert hatte, die Kinder nebst dazugehörigen Schultaschen und Brotdosen einzusammeln und sich auf den Heimweg zu machen, war ein Schwarm Krähen auf der Wiese gelandet. Die Kinder machten Jagd auf die Tiere, die sich wie große schwarze Geister emporschwangen und die Luft mit ihren Schreien erfüllten. Anna, Yannis, Nico, Effie und Liam ließen sich von den kreisenden Vögeln inspirieren, breiteten die Arme aus und drehten sich im Kreis, bis ihnen schwindelig wurde und sie übereinanderpurzelten.
    Simons Kinder waren Zwillinge. Sie waren zierlich für ihre sieben Jahre und hatten den hellen keltischen Teint sowie die großen dunklen Augen von ihrer Mutter, aber Simons blondes Haar geerbt. Rose fand, dass sie wie Elfenkinder aussahen. Sie waren leichtfüßig und steckten voller Schabernack, der allerdings viel unschuldiger war als das, was sie von Pollys Söhnen kannte.
    »Wo ist denn deine komische Tante?« Effie hatte sich wieder aufgerappelt und lief neben Anna her. Beide Mädchen taten so, als könnten sie fliegen, und waren zu sehr in ihr Spiel vertieft, um zu merken, dass sie bis auf Hörweite an Rose und Simon herangekommen waren.
    »Sie ist nicht meine Tante«, entgegnete Anna und flog Effie davon.
    »Aber komisch ist sie trotzdem.« Liam, mehr Flugzeug als Vogel, hielt auf sie zu.
    »Fick dich doch!«, sagte Anna.
    »Anna!«, rief Rose entsetzt.
    »Ist schon gut. Er hat sie provoziert. Geschieht ihm ganz recht.« Simon berührte sie am Arm.
    Rose sah zu Nico hinüber. Er grinste, und als er ihren Blick auffing, hielt er ihm trotzig einige Sekunden lang stand, bevor er zu Yannis lief, der ein Stück abseits mit einem schlammigen Stock nach Nesseln schlug. Sie wusste genau, bei wem Anna solche Ausdrücke aufgeschnappt hatte.
    Seit die Jungs im Haus waren, hatte Rose festgestellt, dass sie es widerlich fand, wenn Kinder fluchten. Früher hatte sie immer gedacht, dass es wichtig wäre, an die Einsichtsfähigkeit der Kinder zu appellieren, statt Schimpfwörter einfach nur zu verbieten, aber inzwischen war ihr klargeworden, dass sie es hasste, wenn ihre Tochter schmutzige Wörter in den Mund nahm – und zwar so sehr, dass sie sich zusammenreißen musste, um ihr keine Ohrfeige zu geben.
    Sie sah Anna zu, wie sie über die Wiese wirbelte, und ihr fiel auf, dass ihre Tochter dünner geworden war. Wahrscheinlich ein Wachstumsschub. Sie neigte dazu, erst ein paar Kilo zuzunehmen und dann in die Höhe zu schießen, so dass sich das Gewicht wieder verteilte. Bisher hatte Rose es immer rechtzeitig gemerkt, doch jetzt stellte sie verwundert fest, dass die Kleider ihr nicht mehr passten. Die Ärmel waren gut und gern fünf Zentimeter zu kurz. Aber es war nicht nur das. Da war diese innere Anspannung, die Rose noch nie

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