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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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St. Barnabas über Nacht abgeschlossen. Reverend Willoughby stand außen vor dem Nebeneingang der Kirche und wollte gerade nach dem Sakristeischlüssel greifen, da bemerkte er, dass die Tür bereits offen stand. Nicht schon wieder, dachte er resigniert. Im vergangenen Herbst war in die Kirche eingebrochen worden. Gestohlen wurden lediglich die Kollekte und ein Silberkelch. Viel schlimmer waren die Verwüstungen gewesen. Zwei Pauszeichnungen von Messinggrabplatten waren von der Wand bei der Kanzel gerissen, die Rahmen zu Kleinholz verarbeitet worden. Ein Schlag mit einem Hammer hatte eine der aufwendig verzierten Familiengedenktafeln beinahe zerstört, und - ihm schauderte angesichts dieser Widerwärtigkeit - auf einer Kirchenbank hatte jemand menschliche Fäkalien hinterlassen.
    Vorsichtig betrat der Reverend die Sakristei. Zwar nahm er an, dass die Eindringlinge längst weg waren, doch er fragte sich besorgt, was sie diesmal angerichtet hatten. Überrascht stellte er gleich darauf fest, dass der Raum aussah
wie immer. Die Sammelbüchse, die nun stets geleert wurde, stand an ihrem angestammten Platz, die Gewänder hingen an ihren Haken - selbst die Utensilien für die Heilige Kommunion standen unberührt auf dem Seitentisch. Noch immer angespannt, ging Willoughby zögernd in den Chorraum. Er fürchtete sich vor dem, was er dort vielleicht vorfinden würde. Aber nein, der Altar war unversehrt, der weiße Marmor schimmerte im schräg einfallenden Sonnenlicht. Auch die aus Holz geschnitzte Kanzel sah aus wie eh und je. Der Reverend hob den Blick und stellte erleichtert fest, dass die Buntglasfenster über dem Altar noch unversehrt waren. Verwundert sah er sich um, suchte nach anderen Spuren eines Einbruchs. Er fand keine.
    Doch es lag ein unangenehmer Geruch in der Luft. Erst war er schwach, wurde dann aber im Mittelgang mit jedem Schritt stärker. Irgendetwas Ekelerregendes. Vergammelter Fisch? Nein, eher Fleisch. Smithfields Tage als Fleischmarkt waren doch vorüber! Im Augenblick entstanden dort hübsche Apartments. Aber hier roch es eindeutig nach verdorbenem Fleisch. Widerlich.
    Mit jedem Schritt wurde der Gestank intensiver. Willoughby inspizierte die Bänke zu beiden Seiten des Mittelganges. Sie waren leer. Die Kniepolster hingen ordentlich hinter den Lehnen der hölzernen Bänke, die Gebetbücher standen in den kleinen Regalen am Ende jeder Reihe. Irritiert ging er zum Haupteingang der Kirche, hob den schweren Eisenriegel an, mit dem die massive Tür von innen gesichert wurde, schwang sie auf und ließ gleißendes Sonnenlicht ins Kirchenschiff fluten. Erst als er sich geblendet abwandte, bemerkte er etwas Seltsames neben einer großen Holztruhe, in der zusätzliche Gesangbücher verwahrt wurden. Zwei- oder dreimal im Jahr - an Weihnachten oder bei Gedenkgottesdiensten für verstorbene lokale Würdenträger - füllte sich die Kirche bis zum letzten
Platz, und dann wurden die zusätzlichen Bücher gebraucht. Doch nun lagen sie in einem unordentlichen Haufen auf den aschfarbenen Steinfliesen. Vorsichtig und mit gerümpfter Nase stieg der Reverend über den Bücherstapel. Der Gestank war nun überwältigend.Vor der Truhe hielt er inne, zum ersten Mal empfand er wirkliche Angst. Sie trieb ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Gottvertrauen!, ermahnte er sich stumm, während er mit beiden Händen langsam den schweren Eichendeckel hob.
    Er starrte in das Gesicht eines jungen Mannes, ein weißes Gesicht, vielleicht ein englisches. Es waren die Züge eines etwa Zwanzigjährigen mit dünnem, streng zurückgekämmtem blonden Haar. Es hätte ein ganz gewöhnliches Gesicht sein können, wenn nicht die Augen hervorgetreten wären wie bei einem hässlichen Papagei, wenn nicht der Mund vor Schmerz verzerrt gewesen wäre und die bis zum Zerreißen gespannten Lippen die Zähne freigegeben hätten. Wie knotige Schnüre zeichneten sich die Sehnen an der Kehle unter der Haut des Halses ab. Es gab keinen Zweifel: Dieser Mann war tot.
    Willoughby wich entsetzt und verängstigt zurück. Er sah, dass die Beine des Toten stark angewinkelt waren. Vermutlich hatte er nur so in die Truhe gepasst. Die Knie waren aneinandergedrückt und fast bis zum Kinn hochgezogen. Dort wurden sie von den Schlingen eines Seiles gehalten, das die Kehle des Mannes umspannte, dann an seinem Rücken hinab und von dort aus noch einmal um die Beine verlief. Der Mann war verschnürt wie ein Päckchen, doch seltsamerweise hielten seine Hände die beiden Enden

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