Angstschrei: Thriller
Ausstellung aufgehängt, und jetzt kommt’s: Gloria hat drei von meinen Bildern in der Mitte der vorderen Wand platziert.«
» Das ist gut.«
» Warte. Es wird noch besser. Also, ich hänge jetzt ganz vorne, während Marta Einhorn und ein paar andere sogenannte bedeutende Künstler von Maine …«, Kyra würzte diese Worte mit einer gehörigen Prise Sarkasmus, » …ins Hinterzimmer verlegt worden sind.«
» Und, sind sie jetzt sauer?«
» Noch nicht, aber das kommt garantiert noch, sobald sie es gesehen haben.«
» Du hast von drei Bildern gesprochen. Was ist mit dem vierten?«
» Hängt im Schaufenster.«
» Oha, alles klar! Noch mal Gratulation. Wie wär’s, wenn ich einer bedeutenden Künstlerin von Maine ein erstklassiges Mittagessen spendieren würde?«
» Das ist also deine Vorstellung von einem vergnüglichen Nachmittag?«
» Ja, na ja, kann sein.«
» Ich hätte da eine bessere Idee«, sagte sie.
» Okay. Welche denn?«
» Warum treffen wir uns nicht einfach in deiner Wohnung, und du findest es heraus?«
» Was? Du willst so mir nichts, dir nichts auf ein kräftigendes Mittagessen verzichten?«
» Oh, man kann nie wissen«, erwiderte sie, und ihre Stimme wurde tief und ein bisschen heiser. » Könnte durchaus sein, dass ich mich noch entschließe, da und dort ein bisschen zu knabbern.« Falls das Kyras Vorstellung von Telefonsex war, dann musste er zugeben, dass es hervorragend funktionierte.
Er blickte sich um, um zu sehen, ob ihn jemand beobachtete. Oder belauschte. Niemand. Keine Minute später hatte McCabe seinen Schreibtisch aufgeräumt, seinen Mantel angezogen und war auf dem Weg zur Tür. Er fragte sich, was er Bill Fortier sagen sollte, falls der sich erkundigte, wo er hinwollte? Einem Hinweis zu einem aktuellen Fall nachgehen? Unmöglich. Bill würde sich erkundigen, zu welchem Fall. Eine kleine Trainingseinheit im Kraftraum? Schon eher möglich. Mehr als ein Knurren und ein Nicken war da nicht zu erwarten. Vielleicht sollte er einfach die Wahrheit sagen. Das könnte lustig werden. Tja, ehrlich gesagt, Bill, ich gehe jetzt nach Hause, um eine Nummer zu schieben. Das würde dem alten Spießer ein paar Rottöne ins Gesicht treiben. McCabe musste grinsen bei der Vorstellung. Dann blickte er hinüber zu Detective Maggie Savage. Sie telefonierte, und es sah nicht so aus, als würde sie demnächst fertig werden. Er signalisierte ihr per Handzeichen, dass er sich aus dem Staub machen wollte. Sie nickte und formte mit den Lippen ein stummes » Okay«. Heute stellte nicht einmal McCabes vierzehnjährige Tochter Casey ein Problem dar. Sie würde direkt nach der Schule mit ihrer Freundin Sarah Palfrey übers Wochenende zum Snowboarden nach Sunday River fahren. Sarahs Eltern besaßen dort eine Eigentumswohnung und hatten Casey eingeladen. Er würde sie vom Auto aus anrufen und fragen, ob sie an alles gedacht hatte, nur um sicherzugehen, dass sie nicht noch unerwartet zu Hause auftauchte.
Eine Stunde später lagen McCabe und Kyra nebeneinander. Ihre Erregung war langsam am Abklingen. Kyra hatte die Augen geschlossen und lag auf dem Rücken. McCabe hatte sich seitlich auf einen Arm gestützt und zeichnete mit zwei Fingern geistesabwesend eine Acht nach der anderen auf ihren feuchten, nackten Körper. Er dachte darüber nach, wie anders sie war als Sandy, seine erste Frau. Dann beugte er sich zu ihr, und seine Lippen fanden die ihren. » Hmmmm«, machte sie, die Augen immer noch geschlossen, und schlang ihm die Arme um den Hals. » Willst du noch mal?«
» Nur, wenn du ganz lieb bitte sagst.«
Sie schlug die hellen blauen Augen auf, die er so sehr liebte, blickte ihm direkt ins Gesicht und lächelte. » Bitte, Sir, ich möchte noch etwas mehr«, sagte sie. Es war eine ganz passable Imitation des jungen John Howard Davies als Oliver Twist in David Leans Verfilmung von 1948. Den hatten sie sich erst gestern Abend zusammen mit Casey im Fernsehen angeschaut.
Und so liebten sie sich noch einmal im schwindenden Dämmerlicht eines kalten Januarnachmittags. Als sie fertig waren, schaute er ihr mit ernstem Blick in die Augen und fragte sie wieder einmal, ob sie ihn heiraten wolle.
Sie rührte sich nicht, aber er spürte, wie sich ihr Körper verkrampfte. Ein, zwei Minuten lang lag sie einfach nur da. » Nein«, sagte sie dann.
» Dieses Nein, bedeutet das › Nein, nicht jetzt‹ oder eher › Nein, niemals‹?«
» Nein, nicht jetzt.«
» Wieso denn nicht?« Er ließ nicht locker. » Wir sind
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