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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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dieses Mal hatte er, weil er etwas anderes hören wollte als sonst, die vertraute Umgebung verlassen und war in unbekanntes Territorium vorgestoßen. Terra incognita, wo Monster wohnten und Schiffe über den Rand der Erdscheibe stürzten.
    Er trug eine Trainingshose und nichts darunter. Die Hose war rot, ausgefranst und hatte Löcher an beiden Knien. Am einen Bein zog sich der Schriftzug LAUFTEAM ST . BARNABAS entlang, ein letztes verbliebenes Zeugnis aus McCabes Zeit als Mittelstreckenläufer an seiner Highschool in der Bronx. Er trank einen großen Schluck Scotch, tapste auf Socken über den dunklen Holzfußboden seines Wohnzimmers und ließ sich auf das breite Sims des Fensters sinken, das auf Portlands Eastern Prom hinauszeigte. Den Rücken an die eine, die Füße an die andere Seite der Fensterwölbung gestützt, die Knie angewinkelt, so saß er da und schaute hinaus. Fünf Uhr nachmittags an einem kalten Januartag. Draußen war es bereits dunkel. Der Wetterbericht hatte Schnee angekündigt, vielleicht sogar einen Schneesturm, aber bis jetzt war noch kein Wölkchen zu sehen. Der beinahe volle Mond hing tief am Himmel. Auf der Straße fuhren ein paar Autos vorbei. Die Äste der jungen Bäume auf der anderen Straßenseite waren gerade noch zu erkennen. Dahinter lag eine weite Fläche, bedeckt mit schmutzigem Schnee, der zum Teil zu gigantischen Hügeln aufgetürmt war. Und dahinter die noch wesentlich weitere Fläche der Casco Bay. Ein langer Streifen Mondlicht brachte die Wasseroberfläche zum Glitzern wie Juwelen. Ein paar silberne Eisbrocken schwammen im Wasser herum. In der Mitte der Bucht waren die charakteristischen geduckten Umrisse von Fort Gorges erkennbar, einem riesigen, sechseckigen Bollwerk aus Steinen und Lehm. Es stammte noch aus der Zeit des Bürgerkriegs und war gebaut worden, um den Hafen von Portland gegen die Angriffe der Konföderierten zu verteidigen. Über das Wasser hinweg waren sogar die Lichter einiger Häuser auf Harts Island zu erkennen.
    McCabe spürte, wie die beruhigende, tröstende Wirkung des Alkohols einsetzte. Er dachte erneut über das Geschehene nach und überlegte, ob er es vielleicht noch einmal mit einer Therapie versuchen sollte. Schon im letzten Jahr hatte er ein paar Sitzungen hinter sich gebracht. Der Therapeut, ein Psychiater namens Richard Wolfe, ein kluger und einfühlsamer Mensch, hatte McCabe durchaus Fortschritte attestiert. Dennoch hatte McCabe sich wieder zurückgezogen. Es fiel ihm schwer, sich einem Fremden gegenüber zu öffnen. Aber ihm war auch klar, dass das sein Problem war und nichts mit dem Therapeuten zu tun hatte, also könnte er ja vielleicht noch einmal einen Versuch wagen. Er hatte mit niemandem in seiner Abteilung darüber gesprochen, hatte nicht einmal seiner Krankenversicherung eine entsprechende Meldung gemacht. Ziemlich dämlich wahrscheinlich, aber er wollte bei seinen Mitarbeitern nicht den Eindruck erwecken, als sei er dem Stress nicht gewachsen. Oder bei seinem unmittelbaren Vorgesetzten, Lieutenant Bill Fortier. Oder, noch schlimmer, beim Polizeipräsidenten von Portland, Tom Shockley. Shockley war so durch und durch Politiker, dass er, so viel war McCabe klar, keine Sekunde gezögert hätte, sein Wissen als Druckmittel einzusetzen, um McCabe seinen Willen aufzuzwingen. McCabe leerte sein Glas, stand auf, schenkte sich ein zweites ein und kehrte zu seinem Beobachtungsposten zurück. Unten drehte ein Jogger trotz Kälte und Dunkelheit seine Runde.
    Der Tag fing als belangloser letzter Tag einer belanglosen Woche an, und McCabe hatte Langeweile. Keine Vergewaltigung. Kein Raubüberfall. Kein Mord. Nicht einmal ein stinknormaler Familienstreit, mit dem er sich hätte beschäftigen können. Als hätte ganz Portland plötzlich angefangen, Beruhigungsmittel zu schlucken. Es machte ihn verrückt.
    Gegen halb elf ging er dann zum Schießstand im Erdgeschoss der Polizeizentrale und verbrachte die nächste Stunde damit, menschenähnlichen Zielen einen Haufen eng beieinanderliegender Löcher zu verpassen. Ob er vielleicht in den Kraftraum gehen, sich die Handschuhe überstreifen und seine Rastlosigkeit an einem Sandsack auslassen sollte? Stattdessen kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und erledigte demonstrativ Papierkram. Gegen ein Uhr mittags rief Kyra an.
    » Du darfst mir gratulieren«, sagte sie.
    » Okay, ich gratuliere«, gab er zur Antwort. » Und jetzt verrate mir, wozu.«
    » Also, heute Morgen haben wir die letzten Bilder für die

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