Angstschrei: Thriller
ich habe, reicht wohl leider nicht aus, um dich hinter Gitter zu schicken. Sie ist ja, wie du gesagt hast, schon sechzehn.«
Ob sich das Gespräch um Tara drehte, das Mädchen mit dem weißen Kunstpelzjäckchen, das er auf der Eingangsterrasse des Sanctuary House gesehen hatte? Kelly hatte gesagt, sie sei sechzehn. Er konnte sie fragen. Wenn sie noch am Leben war. Wenn der Kerl sie nicht genauso umgebracht hatte wie Lainie Goff. Und Callie Connor. Und Leanna Barnes. McCabe fragte sich, wie lang die Liste der Opfer wohl sein mochte. Er holte tief Luft und hielt den Atem an.
» Und, was hast du vor?«, wollte der Mann jetzt wissen.
» Weißt du, es ist schon komisch«, erwiderte Lainie. » Mein ganzes Leben lang habe ich es dauernd mit selbstgerechten, heuchlerischen Arschlöchern wie dir zu tun. Meine Mutter war sogar mal mit einem verheiratet.«
Albright können wir also streichen, dachte McCabe.
» Aber erst kürzlich ist mir klar geworden, dass ihr vor nichts mehr Angst habt als vor der Bloßstellung. Du weißt das, und ich weiß es jetzt auch. Darum schlage ich Folgendes vor: Du verschwindest, genau, wie ich gesagt habe, und ich halte die Bilder unter Verschluss.«
» Und wenn nicht?«
» Dann wirst du berühmt. Dann veröffentliche ich sie überall. Im Internet. In den Zeitungen. Vielleicht ist sogar das Fernsehen interessiert. Ich bin eine verdammt gute Rechtsanwältin, und wenn ich mich so richtig ins Zeug lege, vielleicht kommt mir dann doch noch eine Idee, wie ich dich ins Gefängnis bringen kann.«
» Ich gehe nicht ins Gefängnis, und du gehst nicht an die Öffentlichkeit.«
» Nein. Weil du still und leise verschwinden wirst. Ich kenne euch Typen, und ich weiß, dass euch praktisch nichts mehr Schmerzen bereitet als öffentliche Erniedrigung. Am Samstag fahre ich für zwei Wochen in Urlaub. Wenn ich zurückkomme, erwarte ich, dass du verschwunden bist. Außerdem erwarte ich, dass du mir mitteilst, wo du dich aufhältst und was du da machst. Falls du dich nicht daran halten solltest, gehe ich an die Öffentlichkeit. Und jetzt verschwinde, bevor ich kotzen muss. Du verpestest mir die ganze Wohnung mit deinem Gestank.«
Der Kerl stieß einen tiefen Laut aus, eine Mischung aus Seufzen und Stöhnen. Kaum laut genug, um von Andy Barkers miserablem Mikrofon erfasst zu werden. Er machte die Augen zu. Legte den Kopf in den Nacken. Und da hatten sie ihn.
McCabe hielt den Film an und starrte auf das Bild. Es war keine Porträtaufnahme, und das Licht war schlecht. Aber es reichte. McCabe wusste, dass sie Richard Wolfe finden mussten, und zwar so schnell wie irgend möglich. Er konnte nur hoffen, dass es nicht schon zu spät war.
38
McCabe rief in Winter Haven an. Abby Quinn lag in einem Zimmer im zweiten Stock. Nummer 217-Nord. Er ließ sich mit der Station verbinden.
Während es klingelte, kritzelte er Wolfes private Adresse, seine Büroanschrift sowie seine drei Telefonnummern auf einen Zettel. » Startet sofort eine Fahndung«, sagte McCabe und reichte Fraser den Zettel. » Er fährt einen schwarzen Lexus IS 350.« McCabe machte kurz die Augen zu und rief sich das exakte Bild des Wagens in Erinnerung, der vor dem Haus am Union Wharf gestanden hatte. » Registriert in Maine, Kennzeichen 4351 LN . Vermutlich hat er die Zweiundzwanziger noch bei sich. Denkt daran, dass er schon drei Leute umgebracht hat. Im Moment weiß er noch nicht, dass wir Bescheid wissen, aber sobald er das spitzkriegt, hat er nichts mehr zu verlieren.« Fraser nickte und griff nach dem Telefon, das im Konferenzraum installiert war.
Im Schwesternzimmer der Station klingelte es immer noch. McCabe reichte Maggie einen weiteren Zettel. » Das ist seine Handynummer. Vielleicht kann die Zentrale ihn lokalisieren.«
» Wenn er das Ding überhaupt eingeschaltet hat«, meinte sie. » Er ist ja nicht blöd.«
» Wie gesagt, er hat keinen Schimmer von den Videoaufnahmen. Er weiß nicht, dass wir ihm auf der Spur sind.« Sie nahm den Zettel und klappte ihr Handy auf.
» Station Zwei-Nord. Amanda Moehler.« Die Stimme gehörte einer Frau mittleren Alters. Vermutlich eine erfahrene Krankenschwester. Das war gut.
» Ms. Moehler. Hier spricht Detective McCabe. Portland Police Department. Bitte sehen Sie sofort nach Ihrer Patientin Abby Quinn.«
» Was? Wieso?« Moehler klang verwirrt. » Da ist alles in Ordnung. Sie schläft. Wir haben ihr vorhin erst…«
» Bitte, Ms. Moehler. Sie schwebt möglicherweise in großer Gefahr.« McCabe sprach
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