Angstschrei: Thriller
Freundin Elaine Goff.« Er hinterließ seine Büro- und seine Handynummer. Anschließend wählte er die Nummer der Telefonzentrale des Portland Police Department und bat den diensthabenden Beamten, die Handynummer einer gewissen Janie Archer aus New York ausfindig zu machen, und, nein, er kannte den Provider leider nicht.
Noch bevor er es bei Henry Ogden versuchen konnte, rief Maggie an. » Ja, Maggie, was gibt’s? Bist du immer noch in Goffs Wohnung?«
» Nein, bin gerade los und auf dem Weg zum Fährhafen. Kannst du da auch hinkommen? Jetzt gleich? Das Feuerwehrboot wartet auf uns. Wir machen einen kleinen Ausflug nach Harts Island.«
» Harts? Was gibt es denn auf Harts?«
» Möglicherweise eine Zeugin.«
Er setzte an, Fragen zu stellen. Sie schnitt ihm das Wort ab. » Ich erzähl dir mehr, sobald du da bist.«
» Nicht auflegen«, sagte McCabe. Er verließ das Gebäude und ging zu seinem zivilen Crown Victoria. » Was weißt du über Sanctuary House?« Er stieg ein und ließ den Motor an.
» Na ja, ich hab auf jeden Fall schon davon gehört. Schließlich bin ich oben in Machias aufgewachsen, als Kind eines Polizisten. Das Sanctuary House hat schon immer für reichlich Diskussionsstoff gesorgt und ist da oben ziemlich bekannt. Zumindest war es das bei seiner Eröffnung, also vor, ich weiß nicht genau, sieben oder acht Jahren. Auf diesem Foto von der Party, das Tom uns gegeben hat, da stand John Kelly, der Gründer, direkt neben Goff. Hast du irgendeine Verbindung entdeckt?«
McCabes Windschutzscheibe war mit einer dicken Eisschicht überzogen. Er konnte also entweder kratzen und das Gespräch mit Maggie auf später verschieben oder das Gebläse die Arbeit erledigen lassen und jetzt reden. Er entschied sich für die zweite Möglichkeit. » Ich weiß noch nicht genau, wo die Verbindung ist, aber es sieht ganz danach aus, als würde Sanctuary House in Kürze einen dicken Batzen Kohle erben.« Er stellte die Lüftung auf volle Kraft. » Lainie Goffs Arbeitgeber hat eine Lebensversicherung auf ihren Namen abgeschlossen, über hundertachtzigtausend Dollar, und Sanctuary House ist der alleinige Begünstigte.«
» Hmmm«, schnaufte Maggie. » Das ist ja wirklich interessant. Ich sag dir mal, was ich weiß: Sanctuary House ist ein Heim für Ausreißer. Viele kommen aus der Gegend, wo meine Eltern wohnen.«
» Wie alt sind die Kinder so im Schnitt?«
» Es sind hauptsächlich Teenager. Mädchen und Jungen. Viele sind sexuell missbraucht worden. Das war auch der ursprüngliche Gründungsanlass. Aber sie nehmen auch Drogensüchtige auf oder Jugendliche, die kleinere Straftaten begangen oder psychische Probleme haben, also eigentlich alle jungen Menschen, die ein Dach über dem Kopf und die Unterstützung Erwachsener brauchen. Father Jack– so wird Kelly von den Jugendlichen genannt– ist ein ehemaliger Priester, und er verlangt von allen, sich beraten zu lassen oder, wenn nötig, eine Therapie zu machen. Er hilft ihnen, Ordnung in ihr Leben zu bringen und Jobs zu finden.«
» Du hast vorhin gesagt, dass es für Diskussionsstoff sorgte. Was waren das für Diskussionen?«
» Das Heim ist ungefähr ein Jahr nach den ersten Berichten über die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche eröffnet worden. Father Jack war damals ein junger Franziskaner. Als er seinem Bischof gesagt hat, dass er mit sexuell misshandelten Jugendlichen arbeiten möchte, da ist der richtig ausgeflippt. Er dachte, dass Kelly damit mitten in ein Wespennest sticht, während die Kirche darauf setzte, dass die Aufregung sich langsam legt und Gras über die Sache wächst. Er hat Kelly mächtig unter Druck gesetzt, wollte ihn dazu bringen, dass er sein Vorhaben abbläst. Aber Kelly hat Nein gesagt. Als der Bischof einfach nicht lockerließ, hat Kelly ihm den Finger gezeigt und seinen Priesterkragen abgegeben.«
» Er hat das Priesteramt abgelegt?«
» Ja. Wirklich zu schade. Schließlich braucht die Kirche dringend genau solche jungen, idealistischen Leute. Stattdessen hat er sich das notwendige Startkapital auf eigene Faust besorgt und hat in einer der Seitenstraßen beim Longfellow Square ein großes, altes Haus gekauft. Ich habe Kelly nie persönlich kennengelernt, aber nach allem, was man hört, soll er ein wahnsinnig charismatischer Mann sein. Einer, den man nicht so schnell wieder vergisst.«
Charismatisch– die Beschreibung passte zu dem Gesicht auf dem Foto. Die Windschutzscheibe war mittlerweile frei, und McCabe legte den
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