Angstschrei: Thriller
Stimmen. Sie schrie auf. Der Mann drehte sich um. Er besaß kein Gesicht, nur eine feurige Mähne und eiskalte Augen, die Abby zwischen den Flammen hindurch anstarrten. Abbys Schrei hatte ihn aufgeschreckt. Er zog das Messer aus dem Nacken der Frau, riss die Tür auf und holte in Richtung von Abbys Kehle aus. Sie wich zurück. Die Klinge sauste vorbei. Er hob den Arm, um erneut zuzustechen. Abby schwang die Bratpfanne. Verfehlte ihn. Die Stimmen kreischten in den höchsten Tönen. Abby rannte los. Der Mann, immer noch nackt, rannte hinter ihr her. Abbys Kopf war voll mit grässlichem Getöse. Ein ganzer Chor forderte ihren Tod. Sie lief die Treppe hinunter, nahm immer zwei Stufen auf einmal und raste zur Haustür. Sie war verschlossen. Der Mann kam näher. Abby schwang die Pfanne und verfehlte ihr Ziel erneut. Flammen schossen aus seinen bestialischen Augen. Die Stimmen lachten hysterisch. Abby ließ den Riegel aufschnappen. Der TOD packte sie am Arm. Seine Hand brannte, als wäre er der Teufel persönlich. Sie drehte sich um, ging in die Hocke und schwang die Bratpfanne wie damals, als sie noch Hockey gespielt hatte, mit voller Wucht. Dieses Mal traf sie. Er sank zu Boden, keuchte, schnappte nach Luft, die Hände auf die schmerzenden Hoden gepresst. Abby wirbelte herum, rannte durch die offen stehende Tür, die Stufen hinunter und warf die Bratpfanne in die Büsche neben dem Haus. Sie jagte durch den gefrorenen Vorgarten, warf einen Blick zurück und sah seine nackte Gestalt die Verandatreppe herunter- und in die eiskalte Nacht hinausstürmen. Sie sprang den vereisten Hang hinab bis zur Straße. Dank der Spikes schaffte sie es irgendwie, nicht auszugleiten. Als sie noch einen Blick zurück wagte, sah sie ihn ausrutschen, sah, wie es ihm die Beine unter dem Körper wegriss, fast wie bei einer Zirkusnummer. Ein nackter Clown mit einem Feuerkopf, der auf einer gefrorenen Bananenschale ausrutscht. Mit Schwung flog er zuerst hoch in die Luft und landete anschließend mit voller Wucht auf dem Rücken. Er blieb regungslos liegen. Abby rannte hinaus in die Nacht, ohne jede Orientierung, in der Gewissheit, dass er ihr folgen würde. Sie war wild entschlossen, nicht nur ihrem eigenen Tod davonzulaufen, sondern auch den Stimmen, die in ihrem Kopf wüteten.
Sie rannte rund eineinhalb Kilometer weit und rechnete bei jedem Schritt damit, dass der TOD ihr die Hand auf die Schulter legen, dass seine Klinge ihr in den Nacken dringen würde genau wie bei der Frau. Schließlich blieb sie stehen, völlig außer Atem. Da war niemand hinter ihr. Nur die vereiste Straße im Mondlicht. Er war verschwunden. Abby starrte in die Dunkelheit, während sie langsam wieder zu Atem kam. Immer noch nichts. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Würde der Arzt ihr sagen, dass das Ganze ihrer Krankheit zuzuschreiben war, dass sie diese Bilder erschuf, die nur in ihrem Kopf existierten? Sie wusste es nicht. Vielleicht war es ja tatsächlich nur das.
Fünf Minuten vergingen, dann sah Abby ein Scheinwerferpaar von Seal Point her auf sich zukommen. Wie dumm von ihr. Natürlich. Der Wagen in der Garage der Markhams. Er war vielleicht noch einen halben Kilometer von ihr entfernt, und er kam rasch näher. Sie blickte nach links. Sie blickte nach rechts. Dachte nicht nach, reagierte nur. Die Stimmen kreischten: Nach links! Nach links! Die Felsen, das Meer. Stürz dich ins Meer. Das Wasser wird dich vor dem Messer retten. Nein, kreischte sie zurück, ich will noch nicht sterben. Sie wandte sich nach rechts, weg von den Felsen, und gelangte auf einen schmalen Pfad, der sich durch eine Salzwiese ins Innere der Insel schlängelte. Gefrorene Furchen, die ein paar Skilangläufer hinterlassen hatten, verlangsamten ihre Flucht. Sie machten die Oberfläche tückisch, sodass man sich darauf leicht den Knöchel vertreten konnte, auch mit Spikes.
Hatte er gesehen, dass sie von der Straße abgebogen war? Sie wusste es nicht. Falls ja, dann würde er sie zu Fuß verfolgen. Für das Auto war der Pfad viel zu schmal. Mit gesenktem Kopf und vor- und zurückschnellenden Armen stürmte Abby vorwärts. In ihrem Rücken hörte sie, wie ein Motor ausgeschaltet, eine Autotür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde.
Sie rannte so schnell und so ausdauernd wie nie zuvor in ihrem Leben und betete inständig, dass ihr Fuß nicht in irgendeiner Langlaufrinne hängen bleiben, dass sie nicht stürzen und sich den Knöchel brechen würde. Bei jedem dritten oder vierten Schritt
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