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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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von Brötchenkrümeln. Wir durften heute im Bett frühstücken.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ich will nicht zur Polizei«, sage ich fest.
    Gestern schon haben meine Eltern und Lu mit Engelszungen auf mich eingeredet, doch ich konnte sie davon abhalten, die Polizei zu alarmieren. Ich war einfach zu fertig, zu alle - und das haben sie eingesehen. Heute wird die Diskussion von vorne losgehen. »Ich will nicht zur Polizei«, wiederhole ich störrisch.
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Luise beißt in ein Croissant. Blätterteigteilchen verteilen sich auf der Bettdecke.
    »Du kannst dir echt nicht vorstellen, wie glücklich ich war, dass du das mit Bolle sofort gerafft hast«, wechsele ich das Thema.
    Sie zuckt zusammen.
    »Wenn Merlin mir nicht vorher ein paar Dinge erzählt hätte, hätte ich das niemals verstanden.«
    »Merlin?«
    »Ich konnte erst gar nicht glauben, was er da so alles von sich gegeben hat. Er hat mir nämlich berichtet, dass meine Zwillingsschwester gestalkt wird und völlig fertig mit den Nerven ist.«
    Sie guckt mich sehr direkt an.
    »Erst wollte ich es nicht glauben und dann war ich richtig stinkig, dass du mir kein Wort davon erzählt hast. Und ich habe von da ab nur noch gerätselt, was wohl passiert sein musste, dass du mir nicht mehr vertraut hast.«
    Ich schlucke. Aber erst einmal will ich beim Thema Merlin bleiben.
    »Warum hat Merlin das alles gesagt und wann?«
    »Was du nicht merken willst, merkst du auch nicht, was? Unser lieber guter alter Merlin ist verknallt in dich. Als du dann zu Tante Ines abgedüst bist, war er hier. Fragte nach deiner Adresse, weil er dir eine Karte schreiben
wollte. Süß, oder? Als er dann gehört hat, dass es dir nicht so gut geht, war er total besorgt. Erst hat er noch ein bisschen rumgedruckst und dann ist es nur so aus ihm rausgebrochen. Dass er sich schon total lange Sorgen um dich machen würde. Hast du ihn mal auf Gift angesprochen? Das hat ihn völlig fertiggemacht. Auf jeden Fall ist er dir wohl ein paar Mal gefolgt und fast geplatzt vor Eifersucht. Du warst nämlich nicht nur dauernd mit Julchen zusammen, sondern auch mit ihrem netten Bruder. Merlin fand den nicht so nett. Er fand ihn von Anfang an suspekt. Aber wohl aus anderen Gründen.«
    Sie lacht und wird gleich wieder ernst.
    »Mir ist echt schlecht geworden, als Merlin mir das von den Fotos im Netz erzählt hat. Das muss doch der Horror für dich gewesen sein. Warum hast du mir nichts erzählt? Warum hast du das alles für dich behalten? Merlin hat mir erzählt, wie nervös du warst in letzter Zeit. Wie schreckhaft und gleichzeitig apathisch. Hier hast du dich immer fast perfekt verstellt. Als Merlin weg war, habe ich fürchterliche Angst um dich bekommen. Na ja, und als ich dich dann angerufen habe und du was von Bolle gefaselt hast, war es für mich irgendwie klar. Es fügte sich zusammen. Ehrlich gesagt, hatte ich mich vorher schon mal gefragt, warum ein Typ wie dieser Philipp dauernd mit seiner kleinen Schwester und deren Freundin abhängt. Also habe ich mich sofort in meine Hotpants gepresst.«
    Ich gucke sie an, ich habe sie furchtbar lieb.
    »Für dich tu ich fast alles, sogar mich extrem erkälten«, sage ich leise.
    Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange.
    »Genau.«
     
    Sie steht auf, kommt mit ihrem Handy zurück.

    »Ich habe da gestern etwas aufgezeichnet. Du hast nämlich nicht aufgelegt.«
    Sie drückt auf eine Taste. Philipps Stimme ertönt. »Dein Leben gibt es nicht mehr. Das ist ja das Interessante. Du hast keine Freunde mehr, du hast alle Mitschüler vergrault, Julchen findet dich strange, du hast deine Eltern verletzt, deine Stiefschwester in die Wüste gejagt, dein Opa ist tot. Du hast noch nicht mal mehr einen Hund, dem du deine Sorgen anvertrauen kannst. Jetzt wird es spannend für mich.«
    Ich starre Luise an. Erinnerungen werden wach in mir. Mir wird leicht übel. Luise spult vor.
    »Du bist mir egal. Das Ergebnis zählt. Ich will einfach nur wissen: Krepierst du wie diese blöden Babys oder überlebst du mit einer dicken Hornhaut auf deiner Seele?«
    Sie stopft das restliche Croissant in sich rein.
    »Gib mir etwas Zeit.«
    Drei Stunden später setzt sie mich vor ihren Computer.
    Es erscheinen Bilder von mir. Ein Foto von Philipp mit Balken über den Augen, seine Stimme dazu. All die Worte, die Luise mitgeschnitten hatte. In Schreibmaschinenschrift darauf die Fakten: Linda wurde verfolgt. Sie wurde beleidigt, gequält, fast zerstört. Sie wurde verhöhnt, gedisst,

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