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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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ich ja dann gelöst.«
    Komisch. Alles, was mir Philipp bislang erzählt hat, erschüttert mich nicht so sehr wie sein Geständnis, dass er Ali vergiftet hat. Seinen eigenen Hund.
    »Du hast ihn getötet.«
    »Er war alt. Außerdem hat er mir dauernd auf die Hose gesabbert. Das fand ich ekelig. Witzigerweise war der auch so ein Kämpfer wie du. Der vergiftete Knochen hat nicht gereicht. Ich musste ihm später noch mal was spritzen.«
    Ich starre ihn an. Kann nicht anders.
    Er sieht meinen Blick, zuckt die Achseln.
    »Und der Fahrradkeller?«
    Komisch, ich bin so ruhig. Vielleicht, weil ich all meine Angst schon aufgebraucht habe.
    »Das war die Show! Du hast dich ja immer wieder hochgerappelt. Wie ein Boxer, der schon völlig krankenhausreif geprügelt wurde und immer wieder den Kopf hochreißt und für den nächsten Schlag anbietet. Ich dachte eigentlich, die Nummer mit dem Keller reicht, um dich von der Schule wegzuhalten. Aber du warst echt zäher, als ich dachte.«
    Komplimente sollten anders klingen.

    Seit Minuten schon geistern die drei Buchstaben durch meinen Kopf. Jetzt haben sie sich formiert. Ich will es nicht fragen. Die Buchstaben werden größer. Lassen keinen Platz mehr für andere Gedanken. Opa.
    Ich stehe auf. Kann die Frage nicht im Sitzen aushalten. Ich gehe hin und her. Als ich kurz vor der Tür bin, drehe ich mich kurz vor ihm um.
    »Opa?«, flüstere ich.
    Er dreht sich mit seinem Schreibtischstuhl hin und her. Als wollte er der Frage ausweichen.
    »Dafür konnte ich nichts. Er hat sich wohl so erschrocken. War wohl ein bisschen viel für sein Herz. Aber im Ernst, er hätte es ohnehin nicht mehr lange gemacht. Und überhaupt: Warum lässt er die Scheißtür auf, wenn er so schreckhaft ist? Ich wollte dir nur ein paar Blumen vor die Tür legen. Ich hätte wohl besser einen Kranz mitgebracht.«
    Ich höre mich spitz schreien, reiße die Tür von seinem Zimmer auf, renne die Treppe runter. Von oben höre ich langsam Schritte. Die Haustür war abgeschlossen. Ich renne zum Wohnzimmer. Da ist die Terrassentür, da komme ich raus.
    Als ich minutenlang wie eine Besessene an der Klinke rüttele, legt sich Philipps Hand auf meine Schulter.
    »Linda, reg dich ab. Hier ist alles abgeschlossen. Ich will doch mit dir reden.«
    Ich sehe ihn an, sehe meinen Opa tot an seiner Schreibmaschine sitzen. An seiner Brother-Schreibmaschine. Die Hand unnatürlich auf der Abdeckung.
    Brother. Der Bruder. Er wollte mir einen Tipp geben, und ich war zu blind. Opa hatte offensichtlich mehr mitbekommen, als ich ahnte.
    Philipp nimmt mich an die Hand, zieht mich hinter sich die Treppe hoch in sein Zimmer. Schleudert mich wieder auf den Stuhl.

    »Weißt du eigentlich, was am schwierigsten war? Meine kleine Schwester. Die hat ja echt einen Narren an dir gefressen. Misstrauen zwischen euch zu säen, war echt eine harte Nuss.«
    Er sagt das fast vorwurfsvoll.
    »Das tut mir leid.«
    Er lacht. »Schon okay. Ich musste ihr schließlich das Handy entziehen, damit sie sich nicht melden konnte, ein paar SMS löschen. Am Ende ging es ja dann schnell. Ich konnte echt riechen, wie du ihr nicht mehr traust.«
    »Und warum hat sie dir die Adresse von Tante Ines verraten?«
    Steckte Julchen vielleicht doch mit ihm unter einer Decke?
    »Hat sie natürlich nicht. Als deine SMS kam, war sie mit unseren Eltern schon lange weg. Ich hatte ihr ein Handy untergejubelt, das genauso aussah wie ihres. Das hat die in dem Moment gar nicht gerafft. Mittlerweile wird sie schon drei Mal die falsche PIN eingegeben haben und wahnsinnig geworden sein.«
    Ich bin erschöpft, so unendlich müde. Ich will das alles nicht mehr hören. Ich war ein Experiment. Vielleicht hält Philipp ja irgendwann ein Referat über mich - »Angstverhalten im Fall sozialer Isolation - ein Fallbeispiel«. Ich strecke meine Beine. Sie fühlen sich an, als wäre ich stundenlang gelaufen.
    »Schön, Philipp. Du hast dein Spiel gespielt. Du hast deinen Spaß gehabt. Ich gehe jetzt.«
    »Was? Das Spiel fängt doch jetzt erst an.«
    Ich fühle mich, als würde ich unter der Dusche stehen und irgendjemand dreht das warme Wasser am Waschbecken auf. Mir wird sehr plötzlich sehr kalt.
    »Wie bitte?«
    »Das Experiment startet hier an diesem Punkt. Du wirst
hierbleiben. Niemand wird dich vermissen. Niemand wird dich kontaktieren. Du hast alle Brücken von dir aus hinter dir abgebrochen. Und jetzt? Das möchte ich beobachten. Ich habe dir ein Zimmer im Keller eingerichtet. Da kannst du

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