Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
betrachtete ihn voller Mitgefühl. »Vielleicht sollte ich dir das alles doch nicht ausgerechnet hier und jetzt erzählen. Es war kein guter Gedanke, der Zeitpunkt ist nicht günstig gewählt. Komm, wir werden später noch Gelegenheit finden ...«
    »Nein«, widersprach Korben heftig. »Nein. Der Morgen ist noch fern, und alle schlafen fest. Ich bitte dich, fahre fort.«
    Jinqx legte die Hand vor die Augen und sammelte sich. Dann fuhr sie fort. »Kairil – so hieß dein Vater – war ein gelehriger und ungeduldiger Schüler. Beinahe so ungeduldig wie du.« Sie lächelte. »Als ich ihm von der Existenz anderer Welten erzählte, war er kaum noch zu bändigen. Er wollte sie sehen, sie besuchen. Alle. Sofort. Irgendwann hatte er mich so weit, dass ich nachgab. Wir kamen hierher – denn mein Heimweh war groß geworden in all den Jahren meines Exils –, und diese Welt gefiel ihm so sehr, dass er nicht wieder zurück wollte. Er sagte, der Geschmack der Magie sei hier besonders süß und stark – und ich muss zugeben, dass ich das Gleiche empfand.«
    Korben hing an ihren Lippen. Seine Augen waren weit geöffnet und blickten ohne Regung in ihr Gesicht.
    »Ich kehrte noch einmal mit ihm in seine Welt zurück, damit er sich von seiner Familie verabschieden konnte. Er hatte Angst davor, seinem Vater die Entscheidung mitzuteilen – aber Ludin überraschte uns alle. Er hörte sich Kairils Worte ruhig an und erklärte dann, er wolle mit uns kommen. Das sei eine großartige Gelegenheit, sein Wissen über Pflanzen und Mineralien zu erweitern und sein Können anderswo ganz neu unter Beweis zu stellen.«
    Jinqx lächelte versonnen. »Er langweilte sich. Seine Frau war zwei Jahre zuvor gestorben, und er war ohnehin ein Eigenbrötler, der noch nicht einmal sehr viel Kontakt zu seinem eigenen Clan pflegte. Die Aussicht auf eine völlig neue Welt ließ das erloschene Feuer in seinen Augen erneut brennen. Also zogen wir mit ihm hierher.«
    »Und meine Mutter?«, flüsterte Korben.
    Jinqx hob die Hand. »Zuerst einmal war da ein Mädchen aus Nortenne, dem dein Vater den Kopf verdrehte. Nicht deine Mutter. Sie arbeitete als Gehilfin in der Apotheke deines Großvaters – denn Ludin hatte nichts Eiligeres zu tun gehabt, als hier in der Residenz erneut einen Laden zu eröffnen, in dem er seine Rezepturen verkaufte. Das Mädchen war still und sehr schüchtern – und sie war dem Charme deines Vaters schneller erlegen, als Ludin oder ich überhaupt etwas von einer Liebelei bemerkten.« Jinqx kniff missvergnügt die Lippen zusammen. »Das wäre nicht weiter schlimm gewesen. Ludin war ihr zugetan wie einer Tochter – er freute sich darüber, dass Lissa ein Kind von seinem Sohn erwartete. Aber Kairil wollte sich nicht als Familienvater niederlassen. Er verschwand aus der Residenz und ließ sich einige Jahre lang nicht mehr blicken.«
    Korben starrte sie an. »Und die Frau und ihr Kind?«
    »Dein Halbbruder«, flüsterte Jinqx. »Lissa starb, als er vier oder fünf Jahre alt war, und sein Großvater zog ihn auf. Er ist in dem Laden groß geworden, der ihm jetzt gehört – und ich habe mir sagen lassen, dass er Ludins Talent geerbt hat, was Kräuter und Gewürze angeht.«
    Korben schloss die Augen. »Weiter«, flüsterte er. Sein Gesicht schimmerte blass wie das Licht des Mondes, das durch die Luken unter dem Dach fiel.
    Die Krähe hob die Hand, um ihn zu berühren, und ließ ihre Finger eine Weile zögernd über seiner Schulter schweben, ehe sie die Hand lautlos wieder zurückzog.
    »Als Kairil zurückkehrte, brachte er deine Mutter mit. Er erzählte nicht viel, er war verschlossen und mürrisch – was sicher auch damit zusammenhing, dass Ludin ihm heftige Vorwürfe machte. Kairil wollte nichts von Mika wissen, er tat, als hätte es seine Affäre mit Lissa nie gegeben. Seine Frau und er zogen in ein Haus in der Nähe des Marktes, und er hat sich danach nicht mehr bei Ludin blicken lassen.«
    »Ich wusste das alles nicht«, murmelte Korben. »Was weißt du von meiner Mutter?«
    »Sie war eine junge Weiße Hexe, die gerade mit ihrer Ausbildung fertig geworden war. Zu dieser Zeit war das Ordenshaus noch oben in den Bergen, wurde aber wenig später hierher in die Residenz verlegt. Der Orden hatte es wohl nicht gern gesehen, dass sie mit einem jungen Magus davonzog, von dem niemand so recht wusste, woher er kam, und der keinem Orden anzugehören schien.« Sie seufzte. »Ich habe damals viel mit ihm gesprochen, ihn gefragt, was er mit seinem Leben

Weitere Kostenlose Bücher