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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Nachricht, dass Korben in der Festung eingesperrt sei, bereitete der Krähe ganz offensichtlich keine sonderliche Überraschung.
    »Ich weiß«, nickte sie und sandte ein kleines Rauchwölkchen in den Himmel, denn sie saßen unter einem Baum in ihrem stillen kleinen Gärtchen. »Man hat es mir bereits gestern mitgeteilt.«
    Die Krähe sah noch müder aus als tags zuvor, fand Anna. Beinahe, als hätte sie in der Nacht kein Auge zugetan. Sie selbst hatte auch nicht allzu gut geschlafen und musste nun ein Gähnen unterdrücken.
    »Was unternehmen wir jetzt?«, fragte sie schläfrig.
    Die Krähe sah dem nächsten Rauchkringel nach, der in einem kaum spürbaren Luftzug zerfaserte. »Wir werden uns um die Herzen kümmern«, erwiderte sie schließlich.
    Anna setzte sich auf, mit einem Mal nicht im Mindesten mehr müde. »Korben«, sagte sie scharf. »Ich denke, das hat Vorrang.«
    »Eins geht nicht ohne das andere«, murmelte die Krähe. »Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich ihn nicht mit einem Fingerschnippen aus dem Verlies hexen kann. Dazu brauche ich deine Hilfe – und wahrscheinlich auch die der Herzen.«
    Anna starrte sie wütend an. Die Krähe lachte und klopfte ihre Pfeife am Baumstamm aus. »Komm, Anadia, spar deine Energie. Lass uns lieber sehen, was die Herzen dir zu sagen haben.«
    Sie legte ihre Hand über Annas Augen, und die junge Frau spürte, wie eine große Mattigkeit von ihr Besitz nahm. Sie sank zurück, und ein starker Arm zog sie an sich, dass sie bequem an einer erstaunlich weichen Brust zu liegen kam.
    »Lausche«, flüsterte eine Stimme in ihr Ohr. »Was hörst du?«
    Die Stimmen sangen. Anna konnte nicht verstehen, was sie sangen, oder vielleicht war es auch ein wortloser Gesang, dem sie lauschte? Es waren nicht nur zwei Stimmen, es schien ein ganzer Chor zu sein. Manchmal war da auch nur eine Stimme, aber diese eine Stimme trug alle anderen in sich. Der Gesang war voller Sehnsucht und Trauer. Trennung schwang darin mit und die beinahe erloschene Hoffnung darauf, etwas wieder zu finden, was verloren war. Anna seufzte mitleidig und spürte, wie ihre Wangen feucht wurden.
    »Was hörst du?«, flüsterte die Stimme neben ihr. Anna schüttelte den Kopf und streckte sich so weit es ging, um den Stimmen näher zu sein. Aber ihr Körper hielt sie fest, und sie stöhnte voller Zorn und Ungeduld. »Ich kann sie nicht erreichen«, presste sie durch zusammengebissene Zähne. »Ich stecke fest, und sie sind so weit entfernt.«
    Die Stimmen wurden drängender, als hätten sie Annas Anstrengung bemerkt. Worte bildeten sich und verklangen, ehe Anna sie greifen konnte. Einmal, für den Bruchteil eines Atemzuges, glaubte sie, eine Bedeutung erfasst zu haben. »Rufe«, stieß sie hervor. »Was soll ich – wen soll ich rufen?«
    rufe
    »Wen denn? Wen soll ich rufen? Ich verstehe nicht ...«
    uns ruf uns ruf uns ruf uns ruf uns ...
    Anna schrie auf und schlug die Hände vor die Ohren. Dann riss sie die Augen auf und umklammerte die Hände der Krähe, die beruhigend auf ihren Schultern lagen.
    »Ruf uns«, brachte sie zwischen keuchenden Atemzügen hervor. »Was soll das heißen? Was soll ich tun?«
    »Ah«, sagte die Krähe, und es klang erstaunt und ein wenig ärgerlich zugleich. »Ah, natürlich. Wie konnte ich nur so dumm sein ...«
    Sie beugte sich vor und nahm Annas Gesicht zwischen ihre groben Hände. Eindringlich sah sie in die Augen der jungen Frau. »Du musst die Herzen zu dir rufen. Das hättest du die ganze Zeit schon tun können, und ich hätte es wissen müssen, weil ich doch selbst ...« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Es ist gut, dass eine neue Hüterin bestimmt wurde. Meine Zeit ist wahrhaftig vorbei.«
    Sie stand auf und lehnte ihre Stirn gegen die glatte Rinde des Baumes. Anna sah sie verwundert und erschöpft an. Die Krähe drehte sich um, und ihr zerfurchtes Gesicht glättete sich. Sie reichte Anna die Hand und zog sie hoch. »Komm, Kind. Dafür sollten wir hineingehen, damit uns nichts und niemand stört.«
    Anna folgte ihr, und auf dem Weg ins Haus verflog ein wenig von ihrer Betäubung und Verwirrung. »Sagt mir, was das bedeutet – ›die Herzen rufen‹«, forderte sie. »Ich verstehe es nämlich immer noch nicht.«
    Die Krähe öffnete die Tür zu dem Raum neben der Küche. Wie Anna am gestrigen Tag gesehen hatte, war das kleine Zimmer vollkommen leer. Der Dielenboden war sauber gefegt und ebenso kahl wie die geweißten Wände. Anna blickte sich verblüfft um.
    »Setz

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