AnidA - Trilogie (komplett)
spielten mit dem Messer, das immer noch auf dem Tisch lag.
»Ich weiß, wann etwas zu groß für mich ist«, gab Korben mit dem Mut der Verzweiflung zurück. »Es war in Ordnung, solange ich mit Substanzen gehandelt habe, bei denen die Wache ein Auge zudrückt. Aber das jetzt hat ein anderes Format. Ich bin kein Ver...« Er biss sich erschrocken auf die Lippen.
Der Gildenmeister stocherte nachdenklich in seinen Zähnen. »Ich würde dich als Mitglied meiner Gilde akzeptieren«, sagte er. »Du würdest den Schutz genießen, den alle meine Leute bekommen.«
Korben schüttelte den Kopf. »Ich danke Euch für das Angebot, wirklich«, erwiderte er. »Aber ich bin kein Händler.« Er bemerkte erleichtert, dass Samhels Mundwinkel amüsiert zuckten. Durch diese Reaktion ermutigt, fuhr er fort: »Ich habe das nur getan, um schnell etwas Geld zu verdienen und auch, um einem Freund damit unter die Arme zu greifen. Aber Mika kommt inzwischen ganz gut ohne mich zurecht, und ihm passt das Ganze sowieso nicht. Er ist ein Angsthase.« Samhel schnaubte, unterbrach ihn aber nicht. »Ich bin bei den Hexen in der Lehre, und ich werde einmal ein Magier sein. Es wäre verdammt schlecht für meine Karriere, wenn mich die Wache mit Kobbal erwischen würde.«
Der Gildenmeister seufzte und bohrte das Messer in den Tisch. »Du bist ein mutiger kleiner Feigling«, sagte er. »Aber wer weiß, vielleicht kann ich dich noch einmal gebrauchen. Wenn du ein Magier geworden bist. Es ist immer gut, ein wenig magische Unterstützung zu haben.« Er beugte sich vor und deutete mit dem Finger auf Korbens Nase. »Vielleicht lasse ich dich gehen. Du hast mir hiermit einen Gefallen getan.« Er klopfte auf das Fläschchen in seinem Gürtel. »Damit hast du was gut bei mir. Aber«, sein Finger berührte fast Korbens Nasenspitze, »halte mich nicht für blöde. Du hast noch eine Lieferung Kobbal, die du zu verkaufen hast. Danach lasse ich dich vielleicht erst einmal in Ruhe. Wir werden sehen, wann und wofür ich dich wieder brauche.«
Korben zuckte nervös mit den Lidern, während Samhel ihn aus nächster Nähe anstarrte. Dann lehnte der Gildenmeister sich zurück und winkte Korben fort. »Sitz hier nicht faul rum, verkauf deine Ware. Los, nimm die Beine in die Hand!«
Korben stand hastig auf und stolperte über das Bein eines fetten Mannes, der lachte und ihm einen Schubs gab. Halb fallend, halb humpelnd gelangte Korben zur Tür der Schenke und stieß draußen erleichtert den Atem aus. Er war entkommen!
Die Erleichterung sollte allerdings nur kurze Zeit anhalten. Als er am unteren Pier gerade mit einem angetrunkenen Schauermann darüber stritt, wie angemessen sein Preis für das Kobbal war, das dieser ihm abkaufen wollte, ragten plötzlich zwei Schatten drohend über ihnen auf.
Vielleicht wäre es Korben sogar noch gelungen, sich herauszureden, aber den Schauermann verließen die Nerven, er quietschte wie eine aufgeschreckte Maus, ließ die Kristalle fallen und gab Fersengeld.
Einer der Wächter hetzte hinter ihm her, und der andere packte Korben im selben Moment am Kragen. Er versuchte zwar noch verzweifelt, dem Griff zu entkommen, und biss dem Wächter in seiner Panik sogar in die Hand. Doch sein Widerstand brachte ihm nicht viel mehr ein als einen ordentlichen Schlag auf den Schädel, sodass er den folgenden Abtransport nur halb bei Bewusstsein erlebte.
Das große Verlies, in dem Korben landete, bekam etwas Tageslicht durch hoch oben an den Wänden angebrachte Öffnungen. Der düstere Raum war trocken und sogar einigermaßen sauber, und seine nicht allzu zahlreichen Mitgefangenen hockten in all ihrem Elend auf zusammengehäuftem Stroh und zeigten wenig Interesse an dem Neuzugang.
Korben verzog sich in eine Ecke und rollte sich dort zusammen. Nach dem Schlag auf den Kopf war ihm übel und schwindelig, und er hatte sich auf dem Weg mehrmals erbrochen. Er fror und schwitzte zugleich und lag erbärmlich hart auf dem kalten Steinboden, aber ihm war zu elend, als dass er es geschafft hätte, sich etwas von dem herumliegenden Stroh zu einem notdürftigen Lager zusammenzukehren.
Wie lange er dort so lag, vermochte er nicht zu sagen. Hin und wieder brachte ein Wächter Essen, und irgendjemand sorgte dafür, dass immer ein Napf mit Wasser und ein Stück Brot neben ihm stand. Korben erinnerte sich auch, getrunken und sogar etwas gegessen zu haben, aber er konnte das harte Brot nicht gut bei sich behalten. Sein elender Zustand besserte sich nur langsam, und
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