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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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den Mund.
    »Ich denke, wir sollten jetzt langsam mal über unsere geschäftlichen Angelegenheiten reden«, sagte Ida. »Gestern wart Ihr ja in keiner sehr gesprächigen Laune. Wie sieht es aus: Habt Ihr irgend etwas über den Aufenthaltsort meines Bruders herausgefunden?«
    Marten legte das Messer nieder, mit dem er sich eine weitere Scheibe Brot abgeschnitten hatte, und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich habe jemanden beauftragt, sich umzuhören. Wenn sie nichts herausfindet, dann gibt es auch nichts herauszufinden.«
    »Sie?«, fragte Ida erstaunt.
    Er zog die Brauen zusammen. »Eine Geschäftspartnerin«, erwiderte er kurz angebunden.
    »Was für Geschäfte?«, fragte Ida misstrauisch. »Ich habe gehört, dass Frauen im Nebelhort nicht selbständig ...«
    »Alles Mögliche«, unterbrach Marten sie schroff. »Sie ist keine Nebelhorterin. Sie macht dort nur Geschäfte, genau wie ich. Dieses und jenes.«
    »Ach so. Eure Auffassung von ›diesem und jenem‹ kann ich mir vorstellen. Gut, das soll nicht meine Angelegenheit sein. Ihr meint, sie könnte Albuin ausfindig machen?«
    »Wenn er sich überhaupt im Hort aufhält, dann findet sie ihn«, beschied Marten ihr.
    Ida lehnte sich zurück und dachte nach. Wahrscheinlich würde es das Beste sein, mit dieser »Geschäftspartnerin« des zwielichtigen Wirtes einmal selbst zu sprechen. Sie traute Marten auch ohne die Warnungen, die sie von Mellis erhalten hatte, nicht über den Weg.
    »Ich möchte, dass Ihr mich zu ihr bringt. Dann kann ich mich direkt auf seine Spur setzen, wenn sie etwas gefunden hat.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Ich denke doch«, erwiderte sie mild und beugte sich über den Tisch. »Denkt doch einmal nach, Marten. Ihr habt mir bisher für mein Geld nur eine Kette geliefert, die ohnehin mein Eigentum war. Ich könnte mit gutem Recht verlangen, dass Ihr Eure Entlohnung wieder herausrückt. Andererseits, wenn Ihr Euch an unsere Abmachung haltet – als Ehrenmann «, sie zuckte spöttisch mit den Lippen, »dann könnte ich mich dazu durchringen, Euch weiter zu beschäftigen. Gegen Entgelt, versteht sich. Falls hingegen nicht, sehe ich keinen Grund, warum ich nicht auf eigene Faust hinüber in den Hort gehen und Eure Geschäftspartnerin aufsuchen sollte. Es wird nicht weiter schwierig sein, sie ausfindig zu machen, denn allzu viele Frauen, die in Eurem Gewerbe tätig sind, dürfte es dort schließlich nicht geben. Sie wäre doch sicherlich an dem Geschäft interessiert, meint Ihr nicht auch? Überlegt es Euch, Mann. Mit Euch oder ohne Euch – ich gehe in den Hort.«
    Ida lehnte sich gelassen zurück und wartete. Der dicke Wirt hockte breit da, den Kopf zwischen die bulligen Schultern gezogen, die Fäuste geballt und blickte sie an. Das kalte grünliche Funkeln in seinen Augen und seine starre Miene wirkten weitaus bedrohlicher als seine Wutausbrüche vom vergangenen Abend. Ida spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken herablief. Wenn sie jetzt zu weit gegangen war, würde sie die Schenke wahrscheinlich nicht mit heilen Gliedern verlassen. Sie zwang sich, ruhig dazusitzen, die Arme verschränkt, und das heftige Pochen ihres Herzens zu ignorieren.
    Der riesige Mann saß ihr reglos gegenüber wie ein in Stein gehauenes Monument, nur das Heben und Senken seines mächtigen Bauches zeigte an, dass er lebte, atmete und wahrscheinlich nachdachte. Endlich rührte er sich, öffnete langsam seine Fäuste und legte die großen Hände flach und beherrscht vor sich auf den Tisch. »Ihr spielt ein gewagtes Spiel, Prinzessin«, sagte er mit einem bösartigen Knurren in der tiefen Stimme. »Aber wenn Ihr glaubt, dass das Euer Einsatz ist, gehe ich mit. Und wenn es nur um des Vergnügens willen ist, Euch Auge in Auge mit meiner Partnerin zu erleben. Ich warne Euch. Die Khanÿ ist eine lebensgefährliche Gegnerin.« Seine Stimme bekam bei diesen Worten einen nahezu ehrfürchtigen Klang.
    Ida unterdrückte ein Schaudern. Was mochte das für eine Frau sein, die sogar diesem abgebrühten Gauner Angst einflößte? »Abgemacht«, sagte sie. »Wann können wir aufbrechen?«
    »Meinetwegen sofort. Ich habe allerdings noch einen Auftrag zu erledigen, ehe ich Euch zur Khanÿ bringen kann. Wollt Ihr auf mich warten ...«
    »Keinesfalls! Ich verspüre keine Lust, Euch suchen zu müssen. Ich traue Euch keinen Schritt weit über den Weg, Marten, vergesst das nie.«
    Marten entblößte die Zähne zu einem humorlosen Grinsen. »Das ist doch die beste Grundlage für eine

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